Siegel der Universität Heidelberg
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Heidelberger Naturwissenschaftler im 19. Jahrhundert

Das Universitätsarchiv ist das Gedächtnis der Ruperto Carola. In mehreren Folgen präsentiert der Unispiegel ausgewählte Dokumente aus sieben Jahrhunderten Geschichte der Universität Heidelberg. Diesmal: Porträtfotos ­dreier herausragender Naturwissenschaftler aus dem 19. Jahrhundert.

Nach der Neueinrichtung der Universität Heidelberg als badische Landesuniversität gelang seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine allmähliche Erweiterung und Verbesserung des akademischen Lehrkörpers. Stellvertretend für die Gelehrten der ersten Jahrhunderthälfte sei aus dem Kreis der Geisteswissenschaftler der Philologe, Altertums- und Mythologieforscher Friedrich Creuzer (1771–1858) genannt, an dessen Leben und Werk die Universitätsbibliothek gerade mit einer Ausstellung erinnert (siehe auch Seite 4). Ihr weiterhin steigendes, schließlich auch international hohes Ansehen verdankte die Universität nach 1850 dann vor allem den Naturwissenschaften und ihren drei namhaftesten Vertretern: Bunsen, Kirchhoff und Helmholtz.

Der Chemiker Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) übernahm 1852 den Heidelberger Lehrstuhl von Robert Gmelin. Vorausgegangen waren Stationen in Göttingen, Kassel, Marburg und Breslau. Umfangreichen Forschungen und Entdeckungen folgte ab 1859 die Zusammenarbeit mit Kirchhoff, die den für beide wohl bekanntesten wissenschaft­lichen Ertrag hervorbrachte, die Spektralanalyse chemischer Elemente. Dem dafür nötigen Gasbrenner („Bunsen-Brenner“) begegnet noch heute jeder Gymnasiast im Chemie-Unterricht. Im Heidelberger Stadtbild ist Bunsen noch immer gegenwärtig: Sein Denkmal steht in der Hauptstraße vor dem „Friedrichsbau“ und das Gebäude seines Labors ist in der Akademiestraße erhalten. Sein Grab befindet sich auf dem Bergfriedhof.

Gustav Robert Kirchhoff (1824–1887) hat sich als Physiker vor allem um die Erforschung der Elektrizität verdient gemacht. Die nach ihm benannten „Kirchhoffschen Regeln“ definieren die Abhängigkeiten von elektrischen Stromspannungen und Widerständen und sind in der Elektrotechnik von fundamentaler Bedeutung. In Breslau lernte Kirchhoff Bunsen kennen und wechselte 1854 nach Heidelberg. Zusammen mit Bunsen entdeckte er das Caesium und das Rubidium, und beide Forscher entwickelten mit verschiedenen Studien die Grundlagen der modernen Astronomie. Professor Klaus Hübner, Emeritus des Heidelberger Kirchhoff-Instituts für Physik, arbeitet zurzeit an einer grundlegenden Monographie über den bedeutenden Wissenschaftler, mit deren Fertigstellung im nächsten Herbst/Winter zu rechnen ist.

Bildeten ein legendäres Dreigestirn: Robert Wilhelm Bunsen, Gutav Robert Kirchhoff und Ludwig Ferdinand von Helmholtz  
Bildeten ein legendäres Dreigestirn: Robert Wilhelm Bunsen, Gutav Robert Kirchhoff und Ludwig Ferdinand von Helmholtz
Foto: Universitätsarchiv Heidelberg
Als ein besonders vielseitiger Universalgelehrter seiner Zeit gilt Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821–1894). Den Ruf auf den Lehrstuhl für Physiologie in Heidelberg erhielt er 1858; nach Berlin wechselte er 1871 auf einen Lehrstuhl für Physik. In beiden Wissenschaften erzielte er herausragende Leistungen. So gelang Helmholtz zum Beispiel die Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit von Nervenerregungen, er entwickelte die Resonanztheorie des Hörens, erfand das Ophtalmoskop (Augenspiegel) zur Untersuchung des Augenhintergrundes und das Telestereoskop. Er schuf außerdem wichtige Grundlagen der Hydrodymnamik und begründete die wissenschaftliche Meteorologie. Die nach ihm benannte „Helmholtz-Spule“ dient der Erzeugung eines nahezu homogenen Magnetfeldes, den „Helmholtz-Resonator“ benötigt man bei Klanganalysen.
Werner Moritz

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