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Wenn der Körper zu wenig rote Blutkörperchen bildet

Lautenschläger-Forschungspreis 2007 an Matthias Hentze und Andreas Kulozik verliehen – Auszeichnung wird ab sofort jährlich vergeben

Bereits zum vierten Mal wurden mit dem Lautenschläger-Forschungspreis, den der Gründer des Finanzdienstleisters MLP AG Manfred Lautenschläger im Jahr 2001 stiftete, exzellente Beiträge von Heidelberger Wissenschaftlern ausgezeichnet. In diesem Jahr erhielten die beiden Mediziner Professor Matthias Hentze vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und Professor Andreas Kulozik, Ärztlicher Direktor an der Universitäts-Kinderklinik, die mit 250 000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre wegweisenden Forschungen im Bereich der Regulation des RNA-Metabolismus. Dieser Begriff bezeichnet die lebenswichtigen Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper, mit denen durch die Übermittlung von Geninformationen etwa die Bildung von Proteinen erfolgt.

Bei der diesjährigen Preisverleihung in der Aula der Alten Universität hob der scheidende Rektor Peter Hommelhoff in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung dieser im Zwei-Jahres-Rhythmus verliehenen Auszeichnung, die das wissenschaftliche Renommee der Preisträger mehre und den Ruf der Universität Heidelberg als "weltweit sichtbaren Leuchtturm" einer exzellenten Forschung festige, ausdrücklich hervor. Anschließend stellte mit dem Heidelberger Altertumswissenschaftler Tonio Hölscher der vorige Preisträger die Ergebnisse seines Forschungsprojektes "Politik und Monument im griechischen und römischen Altertum" vor, ehe der Geologe Geoffrey Boulton von der Universität Edinburgh seinen Festvortrag zum Thema "Science, Innovation, Education – Challenges for Europe’s Research-Intensive Universities" hielt. Boulton verwies darin auf die positiven und negativen Seiten des erstaunlichen technischen Fortschritts in den letzten Jahrzehnten, der einerseits die Lebensqualität gesteigert habe, aber andererseits auch zu neuen Problemen in Form zunehmender Umweltzerstörung und des Klimawandels führe. Vor diesem Hintergrund sollten die Universitäten weltweit zu ihrer Verantwortung stehen, Wissen zu generieren, das zum Nutzen der jeweiligen Gesellschaften und deren wirtschaftlicher Entwicklung einsetzbar ist.


Den Lautenschläger-Forschungspreis erhielten die Heidelberger Mediziner Matthias Hentze (2.v.l.) und Andreas Kulozik (Mitte). Neben den beiden Preisträgern steht Mäzen Manfred Lautenschläger (2.v.r.). Der neue Rektor Bernhard Eitel (rechts) wie sein Vorgänger Peter Hommelhoff (links) freuen sich darüber, dass die hohe Auszeichnung in Zukunft jährlich vergeben wird.  
Den Lautenschläger-Forschungspreis erhielten die Heidelberger Mediziner Matthias Hentze (2.v.l.) und Andreas Kulozik (Mitte). Neben den beiden Preisträgern steht Mäzen Manfred Lautenschläger (2.v.r.). Der neue Rektor Bernhard Eitel (rechts) wie sein Vorgänger Peter Hommelhoff (links) freuen sich darüber, dass die hohe Auszeichnung in Zukunft jährlich vergeben wird.
Foto: Kresin
Der Biowissenschaftler Professor Renato Paro von der ETH Zürich stellte schließlich in seiner Laudatio die ihm aus seiner Heidelberger Zeit am Zentrum für Molekulare Biologie (2000-2004) bekannten Preisträger Matthias Hentze und Andreas Kulozik genauer vor. Paro verwies auf die internationale Erfolgsgeschichte der "Molecular Medicine Partnership Unit (MMPU)" – einem Joint Venture der Universität Heidelberg und des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie –, an deren Gründung 2002 die Preisträger maßgeblich beteiligt waren. Paro stellte außerdem die Forschungen der beiden Mediziner Hentze und Kulozik vor: Sie beschäftigen sich mit der körpereigenen Qualitätskontrolle von Boten-RNA bei der Proteinbiosynthese. Ein Versagen dieses Kontrollmechanismus ist für das Auftreten von bestimmten Erbkrankheiten wie der Thalassämie verantwortlich, bei der der Körper zu wenige rote Blutkörperchen bildet.

Die eigentliche Preisverleihung erfolgte durch den Stifter Manfred Lautenschläger, der im Rahmen der nach ihm benannten Stiftung zahlreiche soziale und wissenschaftliche Projekte in Heidelberg und Umgebung tatkräftig unterstützt und etwa durch eine Großspende erst den Neubau der Kinderklinik ermöglichte.
In seiner Dankesrede wies Matthias Hentze darauf hin, dass Werte wie Exzellenz, Überzeugung und Begeisterung sowohl in der Wissenschaft als auch in der Unternehmenswelt entscheidend sind, um gemeinsam Spitzenpositionen zu erreichen. Mit dem Preisgeld von 250 000 Euro wollen die beiden Mediziner das Forschungsprojekt der "Molecluar Medicine Partnership Unit" weiter ausbauen, um beispielsweise neue Medikamente gegen Mukoviszidose zu entwickeln, und damit Heidelbergs Spitzenplatz in den Lebenswissenschaften sichern. Auch die Hoffnung auf ein neues Gebäude, in dem die rund 100 Wissenschaftler der MMPU vereinigt werden könnten, kam zur Sprache.

Abschließend erwähnte Manfred Lautenschläger noch, dass er glücklich und stolz sei, auf diese Weise zu einer breit gefächerten Forschung an seiner Alma Mater beitragen zu können. Zu diesem Zweck überbrachte der Stifter am Ende noch die freudige Nachricht, dass der Lautenschläger-Forschungspreis ab 2008 jährlich verliehen wird und somit die exzellente Forschung am Wissenschaftsstandort Heidelberg eine zusätzliche Förderung erfährt.

Ein Filmbeitrag von Campus-TV zur Preisverleihung mit Stimmen der Preisträger ist auf der Webseite der Universität Heidelberg abrufbar: www.uni-heidelberg.de/presse/news07/2710lfp-ctv.html
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