Siegel der Universität Heidelberg
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RÜCKSPIEGEL (I)

Die Gründungsurkunde und ihre Replik

Neue Serie: Kostbarkeiten des Universitätsarchivs aus sieben Jahrhunderten Geschichte der Ruperto Carola

Das Universitätsarchiv ist das Gedächtnis der Ruperto Carola. In mehreren Folgen wird der Unispiegel von dieser Ausgabe an ausgewählte Dokumente aus sieben Jahrhunderten Geschichte der Universität Heidelberg vorstellen. Beginnen wollen wir mit der päpstlichen Gründungsurkunde aus dem Jahr 1386.

Wer nach den Anfängen der Geschichte der Universität Heidelberg fragt, wird bei der Suche nach Dokumenten im Universitätsarchiv zuallererst an zwei im Original noch erhaltene Pergamenturkunden herangeführt: Am 23. Oktober 1385 willigte Papst Urban VI. in die geplante Errichtung eines „Studium generale“ in Heidelberg ein, und am 1.Oktober 1886 erließ Pfalzgraf und Kurfürst Ruprecht I. eine Reihe von Bestimmungen, nach denen sich der Mitte des Monats beginnende Lehrbetrieb fortan zu richten hatte. Die zweite Urkunde wird heute im allgemeinen Sprachgebrauch als „die Gründungsurkunde“ bezeichnet. Bedauerlicherweise hat sie die Zeit nur in stark beschädigtem Zustand überdauert. Drei der vier anhängenden Siegel sind entweder stark beschädigt oder verfälscht oder ganz und gar verloren; die Schrift ist heute kaum noch lesbar. Während den Siegeln über die Jahrhunderte hin vor allem Unachtsamkeiten beim Gebrauch des Dokuments oder bei Transporten zum Verhängnis wurden, verschwand der Text erst im Laufe des vorigen Jahrhunderts, weil die Urkunde allzu häufig ausgestellt und damit dem Tageslicht ausgeliefert wurde – zuletzt noch in einer Wandvitrine der Universitätsbibliothek in den Jahren 1958 bis 1966.

Die Gründungsurkunde und ihre Replik
Abb.: Universitätsarchiv

Bei der Jahresfeier der Universität am 23.Oktober 2004 konnte, angefertigt von einer Prager Restauratorin, erstmals eine Replik der alten Originalurkunde (siehe Abb.) präsentiert werden, die nach allem, was quellenkritische Forschungen und handwerkliche Kunst zu leisten vermochten, mutmaßlich dem Abbild des ursprünglichen Zustandes der Urkunde genau entspricht. Für die Übertragung des Textes auf ein neues Stück Pergament mit einer gegenüber dem Original vergleichbaren Beschaffenheit standen neben Textabdrucken vor allem ältere Fotos mit noch lesbarem Text zur Verfügung. Die Siegel wurden anhand von Abgüssen identischer, zeitgenössisch an anderen Urkunden hängenden Siegeln aus Archiven in München und Karlsruhe hergestellt. Näheres zu diesem Projekt ist einem Begleitheft zu entnehmen, das in der Reihe der Schriften für Archiv und Museum der Universität Heidelberg (Nr. 8) ebenfalls 2004 veröffentlicht wurde.

Werner Moritz
Seitenbearbeiter: Email
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