Siegel der Universität Heidelberg
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Kluger Kopf und ganz schön schnell

Mohammad Al-Saidi hat sein VWL-Studium in nur zweieinhalb Jahren geschafft

Bildungspolitiker beklagen es seit Jahren: An deutschen Universitäten wird zu lange studiert. Dass es auch anders geht, hat jetzt Mohammad Al-Saidi in Heidelberg vorgemacht. Knapp zweieinhalb Jahre benötigte der 1982 in IBB geborene Jemenite für sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Ruperto Carola. In diesen vier Semestern hat er 31 Leistungsnachweise erbracht, lediglich zwei Monate genügten ihm für die Abfassung der Diplomarbeit. „Das ist rekordverdächtig“, bestätigt auch das Bundesamt für Statistik.
Hält sich nicht für ein Genie, ist aber trotzdem eine außergewöhnliche Begabung: Mohammad Al-Saidi.  
Hält sich nicht für ein Genie, ist aber trotzdem eine außergewöhnliche Begabung: Mohammad Al-Saidi.
Foto: Schmitt

Wer jetzt einen blassen, dem Leben abgewandten jungen Mann erwartet, sieht sich allerdings getäuscht. Mohammad Al-Saidi ist sich zwar bewusst, dass er Außergewöhnliches geleistet hat. Doch bei allem Stolz und bei allem Ehrgeiz möchte er die Sache nicht allzu hoch hängen. „Manche denken jetzt, ich bin ein Genie oder so etwas. Aber das bin ich nicht“, erklärt er bescheiden. Eine Sonderbehandlung will er auf keinen Fall und hofft, dass seine Freunde ihn nicht allein mit seinen Studienleistungen identifizieren. Keine Frage, der sympathische Jemenite steht mit beiden Beinen im Leben und hat selbst neben seinem intensiven Studium noch Zeit für andere Dinge gefunden. Beispielsweise für ein Engagement bei der Studentenorganisation AISEC. Dort kümmert er sich um Studenten, die für ein Praktikum nach Deutschland kommen.

An erster Stelle steht aber sicherlich die Musik. Mit arabischen Klängen aufgewachsen, hat er in Deutschland die westliche Musik, insbesondere die Rockmusik schätzen gelernt. Folgerichtig begann er hier, das Gitarrespielen zu lernen. Gerade das Gespräch darüber zeigt freilich, dass Mohammad Al-Saidi bei aller Unbeschwertheit eben doch ein überaus nachdenklicher, reflektierter und analytischer Kopf ist. Die Frage nach diesem „Hobby“ korrigiert er nämlich sogleich: „Ich würde Musik nicht als mein Hobby bezeichnen. Ich nehme sie genauso ernst wie mein Studium“. Und erzählt begeistert, wie er sich die Geschichte der Rockmusik geradezu systematisch erschlossen habe, wo seine Favoriten liegen und dass er inzwischen eine umfangreiche CD-Sammlung besitze.

Mittlerweile studiert er sogar Musikwissenschaft. Nach seinem rekordverdächtigen Abschluss in der Volkswirtschaftslehre hat er sich nämlich für ein Zweitstudium entschieden – in den Fächern Politik und Philosophie befindet er sich bereits schon wieder im Hauptstudium. Danach will er vielleicht noch eine Promotion anschließen. Und sonst? Weitergehende Pläne hat er noch nicht, Mohammad Al-Saidi konzentriert sich ganz auf die Gegenwart. Man kann sich mit ihm wunderbar offen über das derzeitige Verhältnis zwischen dem Westen und dem (Nahen) Osten unterhalten. Schnell wird klar, dass er ohnehin eine viel größere Perspektive besitzt. „Alle Menschen sind gleich, sie unterscheiden sich aber in ihren Kulturen“, erläutert er. Und diese Kulturen kennen zu lernen, ist für ihn das Spannendste, was es gibt. Deshalb liegt ihm die Ausbildung seiner Sprachkenntnisse besonders am Herzen. Im Moment lernt er Französisch, reizen würde ihn auch Chinesisch. Vielleicht sogar ein Aufenthalt dort? Warum nicht. Doch im Moment freut sich Mohammad Al-Saidi zunächst auf einen Besuch im Jemen bei seiner Familie. Die hat er nämlich schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Und da wird er einiges zu erzählen haben.

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