Siegel der Universität Heidelberg
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Montpellier

50 Jakre Partnerschaft

Ein halbes Jahrhundert nach Aufnahme erster studentischer Kontakte zwischen den Universitäten Heidelberg und Montpellier sind die Beziehungen intensiver denn je. Dabei hätte Mitte der 1950er Jahre kaum jemand abzuschätzen gewagt, wohin das mutige Unterfangen, eine Brücke zwischen beiden Nationen zu schlagen, führen würde.

Immerhin lag der Zweite Weltkrieg erst zehn Jahre zurück, so dass die Wunden noch denkbar frisch waren. Entsprechend zaghaft gestalteten sich denn auch die ersten Schritte, die ihren Ausgangspunkt im Deutsch-Französischen Kulturabkommen von 1954 hatten. „Was die jungen Menschen beiderseits des Rheins 1945 nicht für möglich gehalten hatten, wurde Wirklichkeit. Entschlossen, einer leidvollen Vergangenheit gründlich abzuschwören, suchten sie – in die Zukunft gerichtet – die Aussöhnung zwischen den vormaligen Erbfeinden und hofften auf ein gedeihliches Miteinander in Frieden und Freundschaft“, fasst Professor Diether Raff die besondere Stimmung jener Zeit in Worte.

Dass die ersten Studenten aus Heidelberg in jener Zeit die Reise nach Südfrankreich unternahmen, stand wohl im Zusammenhang mit dem „Deutsch-Französischen Studententreffen“, das 1955 in Heidelberg abgehalten worden war. Jedenfalls entschlossen sich einige wenige bereits im Studienjahr 1954/55, ins ferne Montpellier aufzubrechen, um ihre Studien an einer der ältesten Universitäten Europas aufzunehmen, die schon im 12. Jahrhundert gemeinsam mit Paris und Bologna zu einer bedeutenden Trias gehörte. Warum ausgerechnet Montpellier, ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Die Reize des Languedoc und der Provence werden aber auf jeden Fall ihren Beitrag geleistet haben. Und sicher auch der Wunsch, schulisches Wissen um die französische Sprache in der Praxis anzuwenden.

Erste zaghafte Kontakte mündeten schließlich in eine richtige Beziehung. Erste offizielle Verabredungen gab es 1956 zwischen der Fachschaft Medizin der Ruperto Carola und der „Corporation d’étudiants en médicine de Montpellier“. Eine regelrechte Partnerschaft wurde schließlich am 8. Februar des folgenden Jahres beschlossen. Der Text der von den Studentenvertretern Winfried Kahlke und dem jüngst verstorbenen Paul Parguel ausgetauschten Freundschaftsurkunde gibt beredtes Zeugnis von der Aufbruchstimmung, die jene Studenten beseelte, von denen viele noch am Kriegsgeschehen teilgenommen oder zumindest die Härten der Nachkriegszeit erfahren hatten.

Anlässlich der 50. Wiederkehr der Aufnahme erster studentischer Kontakte zwischen den Universitäten Montpelliers und Heidelbergs findet nun – nach einem Jubiläumstreffen Ende Juni in Heidelberg – ein zweites Treffen vom 5. bis 9. Oktober in Montpellier – statt. Ein halbes Jahrhundert nach den ersten Schritten, die die ehemaligen Erbfeinde aufeinanderzuwagten, markiert das nicht nur einen wichtigen Punkt in den Beziehungen der beiden Traditionsuniversitäten, sondern auch in der Partnerschaft beider Nationen.

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