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Aus Kalifornien zurück an den Neckar

Heidelberger Alumnus Dr. Hans J. Zwang schenkt seiner Alma Mater Stiche von Charles de Graimberg

Über 50 Jahre befanden sich sieben Stahlstiche des Heidelberger Schlosses von Charles de Graimberg im Besitz des Amerikaners Dr. Hans J. Zwang, der Anfang der fünfziger Jahre an der Universität Heidelberg studierte. Nun sind die Stiche in die Neckarstadt zurückgekehrt.
Aus Kalifornien zurück an den Neckar

Bernd Westphal, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in San Francisco, überreicht Rektor Peter Hommelhoff sieben Stahlstiche mit Heidelberger Motiven. Deren Urheber, der französische Graf Charles de Graimberg, war Anfang des 19. Jahrhunderts in Heidelberg hängen geblieben, hatte sich in die Stadt verliebt und kurzerhand auch noch die Schlossruine vor dem endgültigen Verfall gerettet. Foto : Welker


Hans J. Zwang, der ursprünglich als jüdischer Emigrant das Deutsche Reich verlassen hatte, war nach dem Zweiten Weltkrieg als Angehöriger der US-amerikanischen Streitkräfte nach Deutschland gekommen. Nach dem Ende seiner aktiven Dienstzeit blieb der gebürtige Mannheimer jedoch in Heidelberg, wo er an der Ruperto Carola ein Medizinstudium begann. Seine Kontakte zur Armee rissen dabei nicht ab, wodurch 1950 oder 51 – so genau kann sich der Pensionär heute nicht mehr erinnern – sieben Stahlstiche in seinen Besitz gelangten, die er von einem Mitglied der US-Militärverwaltung erhielt. Natürlich nahm er sie später mit nach Amerika, wo die Stiche, deren exaktes Alter unbekannt ist, über Jahrzehnte vergessen in einem großen Koffer lagen. Erst im vergangenen Jahr stieß Hans J. Zwang, der heute als pensionierter Mediziner in Kalifornien lebt, zufällig auf die Werke.

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Foto : Welker


Er wandte sich daraufhin im April 2004 an den Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in San Fransisco Bernd Westphal. Dieser wiederum nahm Kontakt mit Rektor Professor Peter Hommelhoff auf. Denn Hans J. Zwang hatte deutlich gemacht, dass er die Stiche seiner alten Hochschule schenken möchte – und nicht einem Museum. Immerhin hatte Charles de Graimberg mit seinen umfangreichen Sammlungen den Grundstock des städtischen Kurpfälzischen Museums gelegt.

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Foto : Welker


Nach der Zerstörung des Schlosses 1689 und 1693 durch französische Truppen, sowie dem angedachten Abbruch der Ruine, war der Glanz der Heidelberger Residenz verblasst. Trotz einiger Versuche zur Instandsetzung verfiel die Ruine zusehends und diente zeitweise als Steinbruch, Spielplatz und Unterschlupf zwielichtiger Gestalten. Erst Graf Charles de Graimberg bemühte sich um den Erhalt der Gebäudereste. Seine exzellenten Zeichnungen machten die Schlossanlage einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich, so dass man sich schließlich auch von staatlicher Seite um den Erhalt bemühte. Der Bewahrung der Ruine diente auch die kommerzielle Nutzung der von Graimberg angefertigten Stiche, die Anfang des 19. Jahrhunderts in großer Zahl kursierten. Insofern braucht sich Hans J. Zwang auch keine Gedanken zu machen, möglicherweise an geraubte Kunst geraten zu sein. Denn dafür war der kommerzielle Vertrieb bereits vor 180 Jahren zu stark ausgeprägt – was jedoch keineswegs den Wert der Stiche schmälert, die ein Zeitdokument ersten Ranges darstellen. Immerhin waren es vor allem Graimbergs Werke, die das Heidelberger Schloss in aller Welt als romantische Anlage berühmt machten.

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Foto : Welker


Bernd Westphal, der wegen der jährlichen Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt nach Deutschland reiste, brachte jetzt die sieben Stiche mit über den Atlantik. Nach Ihrer Rückkehr sollen sie nun restauriert werden und einen geeigneten Platz in den Räumlichkeiten der Alten Universität finden – genau so, wie es Hans J. Zwang wünscht, der sich auch nach einem halben Jahrhundert noch immer eng mit seiner Alma Mater verbunden fühlt.
Heiko P. Wacker ende
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 16.10.2004
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