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Handelsbeziehungen bei mittelalterlichem Granatschmuck

Pressemitteilung Nr. 79/2014
25. April 2014
Das Südasien-Institut ist an einem Verbundprojekt zum Ideen- und Technologietransfer beteiligt
Zellwerk

Foto: Römisch-Germanisches Zentralmuseum / Volker Iserhardt

Nachbildung der mittlerweile verschollenen Beigaben aus dem Grab des Merowingerkönigs Childerich. Die Waffen - wie auch Reitausrüstung - bestand größtenteils aus massivem Gold mit Granateinlagen.

Frühmittelalterlicher Edelsteinschmuck steht im Mittelpunkt eines neuen Forschungsvorhabens am Südasien-Institut (SAI) der Universität Heidelberg. Unter der Leitung des Indologen Prof. Dr. Jörg Gengnagel beschäftigt sich ein Team von Wissenschaftlern in archäologischen und quellenorientierten Studien mit Indien, einem wichtigen Herkunftsland des Schmucksteins Granat, und den Handelsbeziehungen beim mittelalterlichen Schmucksteinhandel. Das Teilprojekt „Granat in historischen und archäologischen Quellen aus Südasien“ gehört zu einem neuen Verbundprojekt, in dem die kulturelle Bedeutung frühmittelalterlichen Edelsteinschmucks vor dem Hintergrund von Wirtschaftsgeschichte sowie Ideen- und Technologietransfer untersucht werden soll. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Verbundprojekt, das bis Ende 2016 läuft, mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro, davon sind rund 160.000 Euro für die Forschung am SAI vorgesehen.

Partner des Verbundprojekts „Weltweites Zellwerk“ sind das Forschungsinstitut für Archäologie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz und das Rheinische Landesmuseum Bonn. Im Mittelpunkt steht mittelalterlicher Granatschmuck, der zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert im fränkisch-merowingisch geprägten Europa weit verbreitet war. „Anhand der Veränderungen in der Gestaltung des Granatschmucks, die im 7. Jahrhundert im Zentrum und an der Peripherie des Frankenreichs zu beobachten sind, wollen wir die Strukturierung der europäischen Wirtschaftszonen und ihrer Außenhandelskontakte zur damaligen Zeit beleuchten“, erklärt Prof. Gengnagel. Im Zentrum des Frankenreichs änderte sich im 7. Jahrhundert bei Granatschmuck recht plötzlich die üppige Machart mit Steinen orientalischer Herkunft hin zu einer schlichten Variante, bei der nur noch einzelne Splitter aus böhmischem Granat verwendet wurden. Gleichzeitig trat aber an der Peripherie des Reichs die üppigere Variante vermehrt auf.

Die Gründe und Begleitumstände dieser Umbrüche sind bisher unerforscht, wie Prof. Gengnagel betont. Die Theorien reichen von einer Störung der Fernhandelsbeziehungen durch Perser oder Araber über negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die fränkische Handelsbilanz bis hin zum Modewandel. Granat und der damit verbundene Cloisonnéstil sind nach den Worten des Wissenschaftlers wie kaum ein anderes Fundgut geeignet, den wirtschaftlichen und sozialen Wandel wie auch die Kontinuitäten und Gemeinsamkeiten in den unterschiedlichen Regionen Europas abzubilden. „In unserem Teilprojekt wollen wir neben der Übersetzung und Auswertung schriftlicher Quellen auch archäologische Zeugnisse zum Granatabbau sowie der Weiterverarbeitung und schließlich die Handelsbeziehungen untersuchen. Wir wollen den Weg des Edelsteins von der Mine bis zum Hafen nachvollziehen, die noch heute angewandte Technik der Verarbeitung des Granates vor Ort dokumentieren und mit den aus dem Mittelalter überlieferten Techniken vergleichen“, erklärt Jörg Gengnagel. Im Rahmen des Verbundprojekts „Weltweites Zellwerk – Umbrüche in der Bedeutung frühmittelalterlichen Edelsteinschmucks vor dem Hintergrund von Wirtschaftsgeschichte sowie Ideen- und Technologietransfer“ sind auch eine internationale Konferenz und eine themenbezogene Ausstellung geplant.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 25.04.2014
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