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Sportwissenschaftler starten Großprojekt zur frühen Bewegungs- und Sprachförderung

Pressemitteilung Nr. 100/2012
25. April 2012
Schwerpunkt liegt auf Klein- und Vorschulkindern aus bildungsfernen Schichten und Migrantenfamilien

Verstärkter Medienkonsum, zunehmender Straßenverkehr, Schwund an freien Spielflächen – Bewegungsmangel bei Kindern hat viele Gründe und er wird zunehmend zum Problem mit weitreichenden Folgen für die Gesamtentwicklung. Denn frühe Defizite bei der Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, sie können sich insbesondere auch negativ auf ihre Sprachentwicklung auswirken. Sportwissenschaftler der Universität Heidelberg haben deshalb mit Unterstützung der BASF SE und der Manfred Lautenschläger-Stiftung eine groß angelegte Initiative zur Entwicklungsförderung von Klein- und Vorschulkindern im motorischen und sprachlichen Bereich gestartet. Das Großprojekt „Motorik ABC“, das am  25. April 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, soll die motorischen Basisfähigkeiten und die sprachlichen Kompetenzen von Kindern frühzeitig, systematisch und nachhaltig fördern. Zielgruppe sind vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten und Migrantenfamilien.

„Bewegung und Sprache gelten als wesentliche Dimensionen der kindlichen Entwicklung, die sich abhängig voneinander entfalten und gegenseitig beeinflussen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Roth vom Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Ruperto Carola. „Gerade das Kindergartenalter ist ein ‚goldenes Lernalter‘, in dem sich das Bewegungsrepertoire und auch die Sprachfähigkeiten enorm erweitern.“ Das neue Förderprogramm, das im Herbst 2011 zunächst in 15 Kindertageseinrichtungen erprobt wurde, beruht auf Studien von Prof. Roth und Prof. Dr. Renate Zimmer, Bewegungspädagogin für das Kleinkind- und Vorschulalter an der Universität Osnabrück, und wird nun bis 2014 an 120 weiteren Einrichtungen in der Metropolregion Rhein-Neckar eingeführt. „Da Heranwachsende aus sozial schwachen, bildungsfernen Schichten und aus Migrantenfamilien einen besonderen Förderbedarf haben, werden vor allem Einrichtungen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an solchen Kindern einbezogen“, erklärt Prof. Roth, der auch Initiator der international bekannten Ballschule Heidelberg ist. „Vor allem für diese Kinder lassen altersgerechte und wissenschaftlich fundierte Förderprogramme deutliche Effekte erwarten, die zu einer Art ‚Vorsprung fürs Leben‘ werden können.“

Das Förderprojekt setzt sich aus zwei Teilprogrammen zusammen: Dem Modul „Motorik ABC“ und dem Aufbaumodul „Bewegte Sprache“. „Das erste Modul legt den Schwerpunkt auf Bewegungsförderung mit sprachlichen Lerngelegenheiten“, erläutert Projektkoordinatorin Dr. Ulrike Hegar. „Zunächst geht es um die Aneignung und Vervollkommnung grundlegender Bewegungsformen wie Springen, Werfen, Rollen und Balancieren. Erst auf dieser Grundlage können einfache sportliche Fertigkeiten und die koordinativen Basisfähigkeiten, die als eine Art motorische Intelligenz gelten, geschult werden.“ Das Aufbaumodul „Bewegte Sprache“ bietet konkrete Maßnahmen für eine bewegungsorientierte und alltagsbezogene Förderung sprachlicher Kompetenzen. „Von der Lust der Kinder an der Bewegung ausgehend wird die Lust an der Sprache geweckt, wobei es um verschiedene Bereiche der Sprachentwicklung geht: Erschließen von Wörtern, Ausbau des Wortschatzes, Bilden von Begriffskategorien und vieles mehr.“

Die beiden Projekt-Sponsoren BASF SE und Manfred Lautenschläger-Stiftung finanzieren die Aus- und Fortbildung der beteiligten Erzieherinnen und Erzieher und begleitende Hospitationen zur fachlichen Unterstützung vor Ort sowie Spiel- und Lernmaterialien. Zu den Projektangeboten gehören auch ergänzende Informationsveranstaltungen für die Erzieher zum kultursensiblen Umgang mit Kindern und für die Unterstützung einer inter- und transkulturellen Elternarbeit. Außerdem ist eine zweisprachige Beratung von Migranteneltern und ihren Kindern zu gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung und nachhaltiger Alltagsmobilität geplant. Diese Angebote werden von Prof. Dr. Havva Engin und ihrer Arbeitsgruppe an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg entwickelt und durchgeführt.

Hinweis an die Redaktionen:
Digitale Fotos zu dem Projekt sind in der Pressestelle erhältlich.

Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Roth / Dr. Ulrike Hegar
Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW)
Telefon (06221) 54-4642/43 (Prof. Roth) und -4338 (Dr. Hegar)
klaus.roth@issw.uni-heidelberg.de / ulrike.hegar@issw.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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