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Stifter sind Individuen

Pressemitteilung Nr. 10/2008
4. Dezember 2008
In einer Podiumsdiskussion anlässlich des 3. Stiftertages der Metropolregion Rhein-Neckar äußerte sich der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Eitel, zum Thema Stiftungen und Hochschulen
„Wir brauchen Stifter und ihre Stiftungen“, betonte der Rektor der Universität Heidelberg, Professor Bernhard Eitel, dieser Tage bei einer Podiumsdiskussion anlässlich des 3. Stiftertages der Metropolregion Rhein-Neckar im Mannheimer Congress Center Rosengarten. Zusammen mit Dr. Klaus Tschira, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung, und dem Bischof des Bistums Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, stellte sich der Heidelberger Rektor den Fragen des „Zeit“-Journalisten Dr. Uwe-Jean Heuser rund um das Thema „Engagement für das Gemeinwohl gewinnen – Menschen bewegen“.

Dabei ist die Situation für die Universitäten beim Umgang mit Stiftungen nicht unbedingt einfach: „Es ist schwer, aus den Zuwendungen der Stiftungen ein großes Ganzes zu machen“, führte Bernhard Eitel aus. So sind die Mittel aus vielen kleineren Stiftungen, die von der Universität Heidelberg verwaltet werden, zweckgebunden. „Daraus ergibt sich keine Verfügungsmasse, um neue Akzente zu setzen“, erläuterte der Rektor der Ruperto Carola. Deshalb müsse man mit den größeren Stiftungen sprechen, um durch deren Zuwendungen Neues bewegen, oder Probleme beheben zu können.

„Stifter sind Individuen“, machte Bernard Eitel auf die Frage, ob es einen bestimmten Typus „Stifter“ gäbe, klar. Oft seien es gerade persönliche Erlebnisse, die einen Stifter dazu bewegen, einen Teil seines Vermögens für bestimmte Zwecke bereit zu stellen. So würde beispielsweise jemand durch die Krankheit eines Verwandten auf die Problematik um ein spezielles Krankheitsbild aufmerksam und Geld für Forschungszwecke auf diesem Gebiet bereit stellen. Andere würden sich vielleicht an die eigene Studienzeit erinnern und die Studiengebühr für einige Studenten übernehmen, wieder andere Stifter unterstützten Baumaßnahmen oder Kongresse.

„Deshalb ist es wichtig, ein Verhältnis zwischen den Zuwendern und den Empfängern aufzubauen, denn der Stifter wünscht sich einen Empfänger, der die Zuwendung so einsetzt, wie sich das der Spender vorstellt“, erklärte Bernhard Eitel. Das konnte Karl-Heinz Wiesemann aus kirchlicher Sicht nur bestätigen. „Die Kirche muss bei den Stiftern einen Vertrauensraum für die Eigeninitiative bilden“, hielt der Bischof fest, und Klaus Tschira hob hervor, dass es nur in der Zusammenarbeit von Stiftern und Zuwendungsempfängern möglich sei, etwas Vorbildliches zu schaffen.

„Wir sind Effizienzweltmeister, nicht Finanzweltmeister“, führte Bernhard Eitel bezüglich der finanziellen Situation deutscher Hochschulen aus und verwies auf die etwa drei Mal so hohen Etats angelsächsischer Universitäten. In dieser Situation stellten Stiftungen ein wichtiges zweites Standbein für die Hochschulen dar. Jedoch bezweifelte Bernhard Eitel, dass Stiftungen die Aufgaben der öffentlichen Hand bei den Universitäten übernehmen könnten. „Schon jetzt hören wir: Ihr seid doch Exzellenzuniversität, wozu braucht ihr noch weiteres Geld“, analysierte Heidelbergs Rektor.

Kritisch stand Bernhard Eitel ebenfalls Privat-Universitäten gegenüber: „Das sind keine mit der Ruprecht-Karls-Universität vergleichbare Universitäten, da fehlt die Fächerbreite“, sagte er. Dabei könnten private Institute, wie etwa die Bucerius Law School der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, durchaus zu renommierten Instituten werden. Es dürfte aber auf keinen Fall so sein, dass die wissenschaftliche Richtung durch den Geldgeber vorgegeben werde, wie das teilweise in den USA geschähe. Wenn allerdings eine offene Forschung unter ethischen Gesichtspunkten an privat geförderten Instituten möglich sei, dann stellten diese eine gute Ergänzung zur universitären Forschungslandschaft dar.

Ein Informationsdefizit sah Rektor Eitel, wenn es um die Einrichtung neuer Stiftungen geht. „Hier könnte der Staat mehr Hilfe geben, vor allem was die steuerlichen Aspekte angeht“, hielt Bernhard Eitel fest. Ein weiteres Informationsdefizit identifizierte er bei einigen Stiftern bezüglich der Vorstellungen über die Bedürfnisse von Universitäten. „Die Stifter, die länger mit uns zusammenarbeiten, wissen aber schon, wo uns der Schuh drückt“, wusste der Rektor aus der Erfahrung der Universitätsleitung zu berichten, wobei er der Metropolregion Rhein-Neckar eine „gute Mixtur“ verschiedenster Stiftungen bescheinigte. So sei die Stiftungslandschaft der Region sowohl von privaten Stiftern als auch von Stiftungen großer Unternehmen geprägt. Außerdem bestehe eine starke Verbundenheit der Menschen mit der Rhein-Neckar-Region, vielleicht mehr als das in anderen Gebieten der Fall sei.

„Der ideale Stifter ist derjenige, der zum Mäzen wird“, betonte Bernhard Eitel schließlich und befand, dass die reine Stiftungsebene viel zu geschäftlich sei. Nur die persönliche Verbindung zwischen Stifter und Zuwendungsempfänger, wie das bei einem Mäzen der Fall sei, ließe auch das Schöne am Stiftungswesen hervortreten, nämlich dass man etwas gibt und dafür wieder etwas zurückbekommt.
Stefan Zeeh

Ansprechpartner:
Jochen Ridinger
Dezernent
Dezernat für Beziehungspflege – Stiftungen – Vermögen
Universität Heidelberg
Seminarstraße 2
69117 Heidelberg
Tel.  06221 542160, Fax 543666
ridinger@zuv.uni-heidelberg.de
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Pressesprecher der Universität Heidelberg
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Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
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