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Heidelberg Zentrum der Ritualforschung

28. Oktober 2008
Die internationale Konferenz „Ritualdynamik und Ritualwissenschaft/ Ritual Dynamics and the Science of Ritual” des Sonderforschungsbereichs 619 „Ritualdynamik“ der Universität Heidelberg (SFB 619) vom 29. September bis 2. Oktober 2008 belegte das immense Zukunftspotential des Traditionsthemas und machte Heidelberg zum Zentrum der Ritualforschung
Die Konferenz des SFB 619 war eine der umfangreichsten geistes- und kulturwissenschaftlichen Konferenzen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Gut 600 internationale Teilnehmer aus mehr als 15 Fachdisziplinen diskutierten die Zukunft der Ritualforschung in 22 zum Teil mehrtägigen Themenblöcken, in denen über 260 Experten ihre Forschungsergebnisse referierten. Damit bündelte die Konferenz alle für die Ritualforschung relevanten Kapazitäten, um das Traditionsthema vor dem Hintergrund jüngster Forschungen neu auszuloten.

Wegweisend wird sie wohl für eine in Zukunft transkulturell, interdisziplinär und multimethodisch zu betreibende Forschung als Basis für eine mögliche Ritualwissenschaft sein. Nicht nur eine große fachliche Bandbreite und eine entsprechende Methodenvielfalt kennzeichneten die Konferenz. Ein unglaubliches Themenspektrum tat sich auf, in kulturgeographischer Hinsicht und vor einem Zeithorizont von der Antike bis in die Gegenwart. Bei engagierten Diskussionen in den Themenblöcken, an denen zuweilen bis zu 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilnahmen, wurde vor allem immer wieder die Frage der Kulturgebundenheit von Ritualdefinitionen diskutiert.

Kapazitäten der Ritualforschung: Prof. Fritz Staal (Berkeley), Prof. Dr. Axel Michaels, Sprecher des SFB 619, und Prof. Jan Heestermann (Leiden). (v.l.n.r.)  
Kapazitäten der Ritualforschung: Prof. Fritz Staal (Berkeley), Prof. Dr. Axel Michaels, Sprecher des SFB 619, und Prof. Jan Heestermann (Leiden). (v.l.n.r.)
Alle Fotos: Sibylle Zerr

Wie weit sich der Ritualbegriff fassen lässt, wurde auch in der Plenumsdiskussion am 1. Oktober überdeutlich. Um Rituale nicht mehr nur als mehr oder weniger willkürliche Phänomene zu betrachten, müssen die exakten Bedingungen, Modi und Funktionen rituellen Handelns in verschiedenen Kulturen der Gegenwart und Vergangenheit näher bestimmt werden.

Engagierte Diskussionen: Prof. Dr. Alexander Henn (Arizona State University) diskutierte „Passion for Praxis: Miracles, Rituals and Science“ im Themenblock „Rituals of Science“.  
Engagierte Diskussionen: Prof. Dr. Alexander Henn (Arizona State University) diskutierte „Passion for Praxis: Miracles, Rituals and Science“ im Themenblock „Rituals of Science“.

Ein wesentliches Ergebnis der Tagung ist, dass es eben nicht „das eine“ Modell des Rituals geben kann, sondern dass zu dessen Erforschung interdisziplinäre Kooperationen nötig sind. Das beinhaltet die Entwicklung und Nutzung kreativer Forschungsmethoden. Seinem Ruf als Vorreiter in der Ritualforschung wurde der SFB 619 dabei gerecht. Mit der Konferenz konnte der SFB 619 seine interdisziplinäre Arbeitsweise bestätigt sehen und erfolgreich ausweiten. Die Ergebnisse der Konferenz sollen in zehn Tagungsbänden zusammengefasst werden, die voraussichtlich ab Ende 2009 bei Harrassowitz erscheinen werden.

Auf großes Interesse stieß die Konferenz in Medien und Öffentlichkeit, trug sie Forschung doch mit einem in dieser Form noch nie dagewesenen Rahmenprogramm in die Öffentlichkeit. Gemeinsam mit SWR2 Forum lud man die Bürgerschaft bereits am ersten Konferenzabend zur öffentlichen Forumsdiskussion unter dem Motto „Warum wir Rituale brauchen“ ein. Beim Vortrag des renommierten Ägyptologen Jan Assmann zum Thema „Ritual und Magie“ am zweiten Konferenzabend war die Aula der Neuen Universität bis auf den letzten Platz belegt. Sopranistin Evelyn Tubb und Lautist Anthony Rooley ließen am 1. Oktober den Konzertbesuch selbst zum kontemplativen Ritual in der hektischen Moderne werden.

Öffentliche Forumsdiskussion „Warum wir Rituale brauchen“ in Kooperation mit SWR2: Auf dem Podium Moderator Eggert Blum, Erziehungswissenschaftler Christoph Wulf (Berlin), Indologin Ute Hüsken (Heidelberg/ Oslo) und Psychologe Henrik Jungaberle (Heidelberg). (v.l.n.r.)  
Öffentliche Forumsdiskussion „Warum wir Rituale brauchen“ in Kooperation mit SWR2: Auf dem Podium Moderator Eggert Blum, Erziehungswissenschaftler Christoph Wulf (Berlin), Indologin Ute Hüsken (Heidelberg/ Oslo) und Psychologe Henrik Jungaberle (Heidelberg). (v.l.n.r.)

Doch vor allem die Altstadtführung „Heidelberg rituell“ verdeutlichte anhand von Ritualzeugnissen in verschiedenen Museen und Sammlungen sowie im öffentlichen Raum, dass Rituale trotz ihrer Verschiedenheit weltweit dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Zusammenhalt, Ordnung und Sinn entspringen. Ausdrücklich bedankte sich Bürgermeister Dr. Joachim Gerner für das Engagement des SFB 619. Wissenschaft allgemein verständlich zu machen, sei eine wichtige Herausforderung der Gegenwart, denn wenn wir die Rituale der anderen verstehen, sei die Basis für den friedlichen Dialog der Kulturen in einer globalisierten Welt geschaffen.

Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms: Die Altstadtführung „Heidelberg rituell“ macht Station im Antikenmuseum des Instituts für Klassische Archäologie.  
Ein Höhepunkt des Rahmenprogramms: Die Altstadtführung „Heidelberg rituell“ macht Station im Antikenmuseum des Instituts für Klassische Archäologie.

Die Sonderausstellungen „Rituale und die Ordnung der Welt“ mit mittelalterlichen Bilderhandschriften in der Universitätsbibliothek und „Den Spuren der Götter folgen“ mit Ritualzeugnissen aus dem indischen Bundesstaat Orissa im Völkerkundemuseum der J. & E. von Portheim-Stiftung werden dieses Ergebnis der Konferenz noch bis 2009 nachhallen lassen.

Weitere Informationen
http://www.ritualdynamik.uni-hd.de

Pressekontakt:
Alexandra Heidle, M.A.   
Geschäftsführerin SFB 619 „Ritualdynamik“
Tel. 06221 548847, Fax 548799
heidle@uni-heidelberg.de
http://www.rituals-2008.com

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
Tel. 06221 542310, Fax 542317
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
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