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Kooperation schafft Lebensformen, Landschaften und Lebensglück

16. Oktober 2008
Fortsetzung der beliebten „Sonntags-Matineen“ des Instituts für Zoologie der Universität Heidelberg – Rahmenthema: „Kooperation – von der Zelle bis zur Gesellschaft“ – Start: 26. Oktober 2008
„Sonntags-Matineen“ des Instituts für Zoologie der Universität Heidelberg  
Demnächst beginnt im Institut für Zoologie der Universität Heidelberg eine weitere Serie der Sonntags-Matineen, die schon über viele Jahre Sonntag für Sonntag in jedem Wintersemester Hunderte von Interessierten anziehen. Das Rahmenthema in diesem Winter heißt „Kooperation – von der Zelle bis zur Gesellschaft“. Beginn ist der 26. Oktober. In 14 Vorträgen werden Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete zahlreiche Aspekte der Kooperation darstellen.

Kooperation kann man als ein Kennzeichen des Lebens bezeichnen. Das gilt für Vorgänge im Individuum, in seinen Zellen, Geweben und Organen sowie zwischen diesen. Das gilt auch für Gesellschaften, Lebensgemeinschaften und Ökosysteme.

Die Produkte von Kooperationen haben der Erde ihr Antlitz verliehen, was vielen nicht bewusst ist : Korallen und einzellige Algen kooperieren seit vielen Millionen Jahren erfolgreich miteinander in einer ganz engen Symbiose, versorgen sich gegenseitig mit verschiedenen Stoffen und stellen als „Nebenprodukt“ Kalk her. Dieser wurde im Laufe der Erdgeschichte regionenweise kilometerdick und vielerorts zu Gebirgen aufgetürmt. Beispielsweise sind Teile der Alpen, aber auch andere Gebirgszüge, das Resultat einer Korallen-Algen-Kooperation. Gleiches gilt im Prinzip für riesige Gebiete mariner Sedimente, die nicht zu Stein wurden, aber ebenfalls aus Kalk bestehen. Urlauber am weißen Strand der Karibik oder am Roten Meer erholen sich auf dem Nebenprodukt weiterer Kooperationen, z.B. von einzelligen Tieren und Algen, die im freien Wasser oder am Boden lebten oder noch leben.

Tiere und Menschen müssen Nahrung aufnehmen, die von anderen Organismen hergestellt wurde. Kein Tier und kein Mensch kann diese Nahrung allein aufschließen und verdauen. Wir alle sind angewiesen auf eine Fülle bakterieller und anderer Kooperationspartner, die im Darm ein Ökosystem aufbauen, beim Menschen eine Milliarden-Population darstellen und über mehr Erbinformationen verfügen als wir selbst.

Tiere wie auch Menschen müssen ihre Integrität erhalten. Läuse und Flöhe, Würmer und andere Parasiten dürfen auf oder in unserem Körper nicht die Oberhand gewinnen. Die meisten Menschen betreiben Körperpflege und bekennen sich zu hygienischen Standards. Andererseits wird Körperpflege auch gerne an Friseur und Zahnarzt delegiert, was auch bei vielen Tieren die Regel ist. Ganze Heerscharen von Organismen stehen bereit, um diese Aufgaben bei Fischen und Vögeln, Säugetieren oder anderen zu erfüllen.

Kooperation regelt nicht nur das Zusammenleben und schafft nicht nur Stein, bewirkt nicht nur Verdauung und erhält Integrität, sie gestaltet in langen Zeiten auch Organismen und sogar ganze Ökosysteme um: Die Pracht der Blütenpflanzen, die  uns in der freien Natur, im Garten oder im Topf  erfreut, verdankt ihre Existenz einer komplizierten Kooperation von Pflanze und Bestäuber.

Den meisten Menschen dürfte das Kooperieren Freude bereiten und Lebensglück vermitteln. Kooperation funktioniert jedoch nicht immer optimal, noch nicht einmal unter vernunftbegabten Menschen. Es kommt zu Betrug und Konflikt und damit zu Ungleichgewicht, Parasitismus und Kampf. Komplizierte Gehirne bedingen auch komplexes Verhalten. „Der wahre Egoist kooperiert“ heißt ein Vortrag. Es bleibt jedoch die Gewissheit, dass die großen Zukunftsaufgaben, die von Menschen gelöst werden müssen, sich nur kooperativ lösen lassen. In diesem Zusammenhang lohnt der Blick zurück in unsere eigene Geschichte, sei es in unsere individuelle Entwicklung, von der Eizelle ausgehend, oder die Entwicklung aller Organismen in der Erdgeschichte. Wir können daraus viel lernen, um die Probleme der Zukunft kooperativ zu lösen.

Das Gesamtprogramm als PDF-Datei.

Kontakt:
Bernhard Glaß
Institut für Zoologie der Universität Heidelberg
Tel. 06221 545532
bernhard.glass@urz.uni-heidelberg.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

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