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Ein großer Chirurg und Wegbereiter der deutsch-chinesischen Partnerschaft

14. Juni 2008
Professor Qiu Fazu, Ehrendoktor der Universität Heidelberg und Träger des Bundesverdienstkreuzes, ist heute in Wuhan / VR China verstorben
Professor Qiu Fazu, Ehrendoktor der Universität Heidelberg und Träger des Bundesverdienstkreuzes  
In seinem 94. Lebensjahr verstarb heue in Wuhan Professor Dr. med. Dr. h. c. Qiu Fazu und mit ihm eine der eindrucksvollsten Persönlichkeiten seines Landes mit engen Beziehungen zu Deutschland, insbesondere Heidelberg. Der international renommierte Chirurg, Wissenschaftler und Lehrer war Ehrendoktor der Universität Heidelberg und Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland. In China trug Qiu Fazu – neben anderen Ehrungen – den Titel "Ehrenpräsident der Tongji Medizinischen Fakultät".

In den Jahren 1979 und 1980 begründete Chinas "Vater der Chirurgie" die Partnerschaft zwischen der Tongji Medizinischen Fakultät von Wuhan und der Ruperto Carola, die sich zu einer der erfolgreichsten Auslandsbeziehungen der Heidelberger Universität entwickelte. Sein unermüdliches Wirken führte Studenten, Postgraduierte und Professoren nach Heidelberg. Auf dem Tongji Campus war er für die Heidelberger Studenten und Professoren ein liebenswürdiger und führsorglicher Gastgeber. Als Mitbegründer der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin war er wie kaum ein anderer chinesische Kollege der Deutschen Medizin kundig und verbunden.

In Nazi-Deutschland rettet Qiu Fazu Juden aus Dachau

Seine hervorragenden Medizinkenntnisse erwarb Qiu Fazu als Humboldt-Stipendiat während des 2. Weltkrieges in München. Für die Münchner Chirurgische Universitätsklinik war er dank seiner fachlichen Leistungen und Menschlichkeit eine wichtige Stütze in dieser bedrückenden Zeit. Im oberbayrischen Bad Tölz, wo er 1945 als Arzt in einem Lazarett arbeitete, rettete Qiu Fazu Juden aus Dachau das Leben. Qiu konnte die Häftlinge in sein Krankenhaus holen und pflegen.

Treibende Kraft der aufkeimenden Beziehung zu Deutschlands Universitäten

In der Münchner Krankenschwester Loni fand er die Frau fürs Leben. Das Paar heiratet 1945 und kehrte nach dem Kriege in sein im Umbruch befindliches Heimatland China zurück. In Schanghai existierte mit der Tongji-Klinik eine Mediziner-Hochschule mit noch teils deutschem Unterricht – war dieses Lehrkrankenhaus doch bereits 1908 von deutschen Ärzten gegründet worden und hatte diese Tradition bis über den 2. Weltkrieg hinaus bewahrt. Hier blühte die Chirurgie durch Qiu Fazu auf.

In den 50er Jahren musste die Tongji Medizinische Fakultät unter großen Entbehrungen von Shanghai nach Wuhan übersiedeln. Nach 1978 wurde der international geachtete Chirurg Qiu Fazu zusammen mit dem Pathologen Professor Wu Zhongbi zur treibenden Kraft der langsam wieder aufkeimenden Beziehung zu Deutschlands Universitäten. Der Kooperationsvertrag mit der Universität Heidelberg wurde am 12. November 1980 von Qiu Fazu – damals amtierender Vizerektor der Tongji Medizinischen Fakultät – und Altrektor Professor Dr. Dr. h.c. Adolf Laufs unterzeichnet.

Bis ins hohe Alter belebte Professor Qiu Fazu seine Partnerschaften mit unermüdlichem Engagement und großer persönlicher Ausstrahlung. Auch sein Einsatz bei menschlichem Leid blieb ungebrochen: Noch wenige Tage vor seinem Tod hatte Qiu Fazu sich um Erdbebenopfer in China gekümmert.

Professor Dr. Eike Martin
Geschäftsführender Direktor der Universitätsklinik für Anästhesiologie Heidelberg
Partnerschaftsbeauftragter für Wuhan

Professor Dr. Dr. h.c. Reinhard Ziegler
Emer. Ärztlicher Direktor Abteilung Innere Medizin I
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
Ehem. Partnerschaftsbeauftragter für Wuhan

Rückfragen von Journalisten bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
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