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Vom Lesesaal ins Gericht

17. Juni 2008
Heidelbergs Juristische Fakultät strebt Exzellenz in der Lehre an - Unter anderem mit Moot-Court und "HeidelPräp!"
Mit dem Einzug von Exzellenzinitiative und Studiengebühren ist der Konkurrenzdruck unter den deutschen Universitäten enorm gewachsen - und damit auch die Zahl der Rankings. Nur: Viel Orientierung bringen die Vergleiche auf der Suche nach der geeigneten Uni oder Fakultät leider nicht. Bestes Beispiel: Während den Heidelberger Juristen kürzlich vom CHE-Ranking ein Platz in der Schlussgruppe zugeteilt wurde, kürte sie nun das Ranking von Wirtschaftswoche, Junge Karriere und Handelsblatt als absoluten Spitzenreiter. Wir wollten es genauer wissen, gingen vor Ort, und stellten den Juristen die Frage aller Studi-Fragen: Wie setzt die Fakultät die Hochschulreform um und was haben die Studiengebühren zu Verbesserung der Lehre gebracht.

Dass sich die Juristische Fakultät gerade mitten im Umbruch befindet, ist schon von außen deutlich zu erkennen: Der gläserne Anbau des Seminargebäudes, bislang Heimat verwaister Schließfächer und schmuckloser Fremdkörper im Heidelberger Stadtgarten, ist mit Bauplanen verhüllt. Wenn diese einmal abgezogen sind, soll dort eine in der deutschen Hochschullandschaft einmalige Einrichtung zu bestaunen sein: Ein sogenannter Moot-Court, der den Studierenden ermöglicht, eine fiktive Gerichtsverhandlung unter möglichst realitätsnahen Umständen zu simulieren. "Es wird hier alles vorhanden sein, was es in einem echten Gerichtssaal auch gibt", erklärt der Dekan der Fakultät, Prof. Burkhard Hess. "Wir können dann vom Amtsgerichts-Verhandlungen bis zum Europäischen Gerichtshof alles nachspielen". Nur so könne man etwa der Gefahr vorbeugen, dass ein frischgebackener Anwalt bei seinen ersten Verhandlungen wie der Ochs vorm Berge stehe. Studiengelder wurden für den Moot-Court indes nicht angerührt. Bezahlt wurde er von der Uni und spendablen Freunden der Fakultät.

Die Campusmaut fließt hingegen unter anderem in den Ausbau eines Programms, das den meisten Studenten noch mehr am Herzen liegen dürfte als der Moot-Court. Nämlich das umfangreiches Examensvorbereitungsprogramm der Heidelberger Juristen. "HeidelPräp!" heißt es und soll die Angebote der kommerziellen Anbieter überflüssig machen. "Bislang hat fast jeder Student für außeruniversitäre Repetitorien bis zu 1400 Euro hingeblättert", so der Programm-Koordinator Frank Felgenträger. So könne jeder Student fast drei Semester-Beiträge wieder einsparen. Das Programm erfreut sich derweil auch schon außerhalb von Heidelberg großer Beliebtheit. Die Betreiber der "Heidel-Präp!"-Internetseite registrieren mit Vergnügen, dass mittlerweile Jura-Studenten aus ganz Deutschland auf das Online-Angebote zugreifen.

Aber nicht erst kurz vor dem Examen sollen die Heidelberger Jura-Studenten von ihren Studiengebühren profitieren: Auch für die Betreuung von Studienanfänger wird das Angebot momentan ausgebaut: Anstelle von überlaufenen Arbeitsgemeinschaften werden nun Tutorien eingerichtet, die begleitetes Lernen in Kleingruppen ermöglichen. "So etwas war früher gar nicht finanzierbar", erklärt Hess, "ist aber unbedingt notwendig für strukturiertes Lernen." Die Studiengebühren machen sich außerdem in der Bibliothek bemerkbar: Der Bücheretat konnte schon verdoppelt bis verdreifacht werden und auch das E-Learning-Angebot wächst stetig. Für Hess eine Selbstverständlichkeit, denn: "Wir konkurrieren um die klügsten Köpfe und wollen Ihnen das Beste bieten."
Bastian Strauch
© Rhein-Neckar-Zeitung
 
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