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Wissenschaft des langen Lebens

19. Februar 2008

Wird ein 90-jähriger bald wie ein 45-jähriger aussehen? Für die renommierte US-Biochemikerin Cynthia Kenyon ist es nur eine Frage der Zeit –  Vortrag in englischer Sprache am 27. Februar 2008, 18.00 Uhr, Aula der Alten Universität, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg – Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen

Cynthia Kenyon glaubt nicht, dass das Altern ein unabänderlicher Prozess ist. Ein gewöhnlicher Rundwurm wie C. elegans lebt etwa 21 Tage. Wird nur ein Gen manipuliert, verlängert sich seine Lebensdauer auf bis zu 45 Tage. Spielt man mit seinen Fortpflanzungszellen, lebt der Wurm gleich sechsmal länger. Auch die Lebensdauer von Fruchtfliegen und Mäusen steigt, wenn die entsprechenden Gene verändert werden.

Was können uns aber diese Experimente über den Alternsprozess bei Menschen verraten? "Sehr viel", sagt Cynthia Kenyon, eine renommierte Biochemikerin und Professorin an der University von Kalifornien, die am 27. Februar nach Heidelberg kommt und eine Lesung zum Thema "Gene aus dem Jungbrunnen" geben wird (in englischer Sprache). "Gelingt es uns, die gleichen Effekte bei Menschen zu erzielen, steht einem langen und gesunden Leben nichts mehr im Wege." Dann würde ein 90-jähriger identisch aussehen wie heute ein 45-jähriger. "Ich behaupte allerdings nicht, dass wir jetzt imstande sind Pillen zu entwickeln, die das Leben zweifach verlängern", stellt die Wissenschaftlerin klar.

Seit vielen Jahrzehnten beschäftigt sich Cynthia Kenyon mit der Wissenschaft des langen Lebens. Bereits vor fünfzehn Jahren entdeckte ihr Team dass eine einzige Änderung des so genannten DAF2 Gens im Rundwurm seine Lebensdauer verdoppelt. Die gleichen Effekte wurden bei Fruchtfliegen und bei Mäusen festgestellt. Dabei kodiert dieses Gen im Rundwurm einen bestimmten Rezeptor, der eine ähnliche Funktion hat wie derjenige, der bei Menschen für die Hormone Insulin und IGF-1 zuständig ist. "Menschen haben viele Ähnlichkeiten mit Tieren, die wir als Modelorganismen benutzen", sagt die renommierte US-Forscherin. Ihre Muskel-, Nerven- und Darmzellen unterscheiden sich beispielsweise kaum von den menschlichen. Ihre Muskelfasern sehen ebenfalls fast identisch aus. Und das gleiche gilt für Gene, die den Bauplan des Körpers vorgeben. Die Vermutung liegt daher nahe, dass gentechnische Veränderungen, die bei Tieren funktionieren, auch das Menschenleben verlängern könnten.

Mit Hilfe der so genannten DNA Mikroarray-Technologie stellte das Team um Cynthia Kenyon zudem fest, dass gentechnische Veränderungen nicht nur den Prozess des Alterns hinauszögern, sondern auch die typischen Alterskrankheiten später auftreten lassen. Sie fanden etwa ein Duzend Gene, die von DAF2 reguliert werden und die auf die Tumoranfälligkeit Einfluss nehmen. Dazu gehören Gene, die Infektionen bekämpfen, solche, die den Metabolismus kontrollieren, oder die Stressresistenz der Zellen regulieren. "Es ist wunderbar zu sehen wie die Gesellschaft von der Wissenschaft profitieren kann", freut sich die Biochemikerin, die kürzlich sogar eine eigene Firma gegründet hat, um Anti-Aging-Pillen zu entwickeln. "Nicht jeder will ewig leben, aber ein gesundes Leben ohne Krankheiten streben letztlich alle an".

Am 27. Februar um 18.00 Uhr spricht Cynthia Kenyon im Rahmen des Heidelberger Forums für Biowissenschaft und Gesellschaft über "Genes From the Fountain of Youth" (Gene aus dem Jungbrunnen) in der Alten Aula der Universität Heidelberg.

Weitere Informationen:
www.embl.de/hdforum

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
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Irene Thewalt
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