Siegel der Universität Heidelberg
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„Rund um den Bauch“

5. Dezember 2007

Priv.-Doz. Dr. Christian Stegbauer, Universität Frankfurt am Main, im Studium Generale der Universität Heidelberg mit soziologischen Interpretationen zu den Zeichen und Bedeutungen von Getränken und Speisen – Montag, 10. Dezember 2007, 19.30 Uhr, Aula der Neuen Universität, Grabengasse 3

 

Mit dem, was wir essen und trinken und wie wir es tun, teilen wir eine ganze Menge über uns und die Gesellschaft in der wir leben mit. Nicht nur, dass wir damit Auskunft über unsere soziale Stellung geben, am Essen und Trinken kann man auch aufzeigen, wie verschiedene Bereiche der Gesellschaft funktionieren. So können sich Menschengruppen durch Getränke und Speisen sowohl vergemeinschaften als auch trennen.

Trennendes wird an "speziellen" regionalen Speisen aufgezeigt, die nur Menschen genießen können, die in der jeweiligen Region aufgewachsen sind. Zu solchen Speisen gehören Surströmming in Schweden, Eishai und Gammelrochen in Island, aber auch saure Kutteln in Schwaben. Über Gerichte wie diese ist es möglich, eine regionale Identität zu etablieren und sich damit als "Einheimische" von Fremden und Zugezogenen zu unterscheiden. Während solches "extremes" regionales Essen eher mit Trennung in Verbindung gebracht wird, stehen andere Gerichte auch für Integration. Insbesondere die von Immigranten mitgebrachten Speisen sind ein Zeichen dafür, dass die Multikulturalität auch durch den Magen geht. Aber nicht nur solche groben Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Gruppen drücken sich in der Nahrung aus. Man kann zeigen, dass die "feinen Unterschiede", die Auswahl des Trinkgefäßes, der richtige Wein, die Zusammenstellung der verschiedenen Gänge bei einer Einladung im Freundeskreis über die Position unter den Bekannten mitbestimmend ist.  Während in den Ursprungsländern der Weine beispielsweise das Glas meist eine untergeordnete Rolle spielt, wird die Auswahl des richtigen Glases in "Kennerkreisen" bei uns zu einem Genießertest. Dabei besteht nicht nur ein sozialer "Zwang" mitzuhalten, der soziale Rang bestimmt sich über den Wein, das Glas und über die Tischdekoration.

Zu anderen im Vortrag zu klärenden "Zeichen" gehört die Frage, warum Kneipenbesucher meist dasselbe Getränk bestellen und dazu noch die Gläser annähernd gleichzeitig geleert werden. Es wird auf die Bedeutung der Lieblingsspeisen von Politikern eingegangen und es werden Gedanken zu Speisevorlieben abhängig vom Geschlecht geäußert. Im Hintergrund der Interpretationen stehen klassische soziologische Theorien, die uns helfen, diese Phänomene einzuordnen und zu verstehen.

(Das Buch zum Thema: Priv.-Doz. Dr. Christian Stegbauer, "Geschmackssache. Eine kleine Soziologie des Genießens", Hamburg: Merus Verlag, 2006.)

Weitere Informationen:
Monika Conrad, M.A.
Geschäftsstelle Studium Generale der Universität Heidelberg
studiumgenerale@urz.uni-heidelberg.de

Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressestelle der Universität Heidelberg
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

Irene Thewalt
presse@rektorat.uni-heidelberg.de
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