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Rundum betreut bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

4. Mai 2007

Universitätsklinikum Heidelberg bietet Patienten umfangreiche medikamentöse und chirurgische Behandlungsoptionen - Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. feiert 25-jähriges Jubiläum

Rund 39.000 Menschen leiden in Baden-Württemberg an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn). Eine Heilung ist nicht möglich, die Behandlungsmöglichkeiten werden jedoch stetig verbessert. Neue Therapiekonzepte - auch im Rahmen klinischer Studien - stehen Patienten am Universitätsklinikum Heidelberg offen; eine interdisziplinäre Betreuung und die enge Kooperation mit den niedergelassenen Fachärzten der Region gewährleistet eine effektive Behandlung.

Hilfe bei der Bewältigung des Lebens mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) bietet die Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V., die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

"Betroffene können in vielen Fällen ihr Leben nicht wie gewohnt fortsetzen und sind sozial ausgegrenzt", erklärte Professor Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Abteilung Gastroenterologie an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg auf einer Pressekonferenz am 2. Mai 2007 in Heidelberg. Es sei daher wichtig, dass die Patienten neben einer umfassenden medizinischen Betreuung auch einen Ansprechpartner haben, der ihnen aus eigener Erfahrung mit Rat und Tat zur Seite steht.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen bislang unheilbar

Krampfartige Bauchschmerzen und zum Teil blutige Durchfälle sind ein Zeichen für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED). Die Entzündung setzt häufig bereits im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt ein, Komplikationen im Verlauf der CED können lebensbedrohlich sein.

Bei einer Colitis ulcerosa ist nur der Dickdarm entzündet: Es bilden sich Geschwüre in der oberflächlichen Schleimhaut. Beim Morbus Crohn hingegen kann der gesamte Verdauungstrakt befallen sein. Die Entzündung ist oft lokal begrenzt, reicht hier aber bis in die tiefen Schichten der Darmwand hinein und kann zu Verengungen, Fisteln und Abszessen führen.

"Chronischen Darmentzündungen liegen mehrere Ursachen zugrunde", so Professor Stremmel. Die Erforschung dieser größtenteils noch unbekannten Faktoren sei daher Voraussetzung für neue und effektive Therapiekonzepte.

Heidelberg ist eines der führenden interdisziplinären Zentren in Deutschland

Am Universitätsklinikum Heidelberg befindet sich eines der führenden interdisziplinären Zentren für CED in Deutschland: Hier sorgt die Kombination von Grundlagenforschung und klinischen Studien dafür, dass Patienten zeitnah von innovativen Forschungsergebnissen profitieren können. In der Spezialambulanz für CED werden mehrere hundert Patienten pro Jahr betreut. Dabei wird das gesamte Spektrum der heute zur Verfügung stehenden und wirksamen Medikamente eingesetzt.

"Wie forschen intensiv daran, wie wir die Entzündungsreaktion durch neue Behandlungsmöglichkeiten beeinflussen können", erklärt Privatdozent Dr. Robert Ehehalt, Leiter der Gastroenterologischen Ambulanz an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. "Dabei suchen wir verstärkt nach Medikamenten, die sowohl gezielt wirken, als auch ein günstigeres Nebenwirkungsspektrum als die bewährten Präparate wie Kortison und Azathioprin aufweisen."

So wird derzeit ein neues Therapiekonzept erprobt, bei dem phosphorhaltige Spezialfette, die auch im Lecithin vorhanden sind, eingesetzt werden. "Bei den meisten Patienten mit Colitis ulcerosa gibt es zu wenige dieser Fette in der Schleimschicht des Darms. Sie wird daher durchlässig für Bakterien und die Darmwand entzündet sich", so Dr. Ehehalt. Die Spezialfette stärken diese Schutzschicht und lindern die Entzündung.

Studie vergleicht "Schlüssellochchirurgie" mit Bauchschnitt

Trotz dieser Fortschritte müssen Komplikationen beider Erkrankungen - Engstellen und Fisteln des Darms - häufig chirurgisch behandelt werden. Am Universitätsklinikum Heidelberg arbeiten Magen-Darm-Spezialisten und Chirurgen daher Hand in Hand: Entscheidungen, wann ein Eingriff notwendig ist, werden von den Experten beider Disziplinen gemeinsam getroffen.

So kann es im Verlauf der Erkrankung notwendig sein, den Dickdarm vollständig zu entfernen. Die Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg verfügt über sehr große Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Chirurgen entfernen den Dickdarm einschließlich des Enddarmes vollständig und bilden aus dem letzten Stück des Dünndarmes ein Ersatzreservoir (Pouch), welches am After angenäht wird. So bleiben die Patienten kontinent und bedürfen keines künstlichen Darmausgangs.

Mittlerweile wird dieser Eingriff auch minimal invasiv mit Hilfe der "Schlüssellochchirurgie" durchgeführt, die auf einen großen Bauchschnitt verzichtet und feinste chirurgische Arbeit über in den Bauch eingeführte Geräte leistet. In einer aktuellen Studie der Chirurgischen Klinik wird geprüft, ob klassischer Bauchschnitt oder minimal invasiver Eingriff die besseren Ergebnisse erzielt. "Wir  testen, welches Verfahren mit einem geringeren Blutverlust und weniger Komplikationen verbunden ist, bei welchem Verfahren die Patienten anschließend weniger Schmerzen haben und wann sie das Krankenhaus verlassen können", erklärt Privatdozent Dr. Alexis Ulrich, Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Wolfgang Stremmel            
Ärztlicher Direktor Abteilung Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 87 05 (Sekretariat)
E-Mail: wolfgang_stremmel@med.uni-heidelberg.de

Privatdozent Dr. Robert Ehehalt
Oberarzt, Leiter der Gastroenterologischen Ambulanz Abteilung Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg
E-Mail: robert.ehehalt@med.uni-heidelberg.de

Privatdozent Dr. Alexis Ulrich              
Abteilung Allgemeine, Viszerale und Unfallchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg
E-Mail: alexis.ulrich@med.uni-heidelberg.de

 

Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.:    06221 / 56 45 36
Fax:    06221 / 56 45 44
E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de

Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg

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