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Unfallursache Nummer eins ist der Mensch

16. März 2007

Verkehrsmediziner tagen in Heidelberg – Zahl der Verkehrstoten sinkt – Gefährdet sind besonders Fahranfänger und Senioren

Über 54 Millionen Kraftfahrzeuge sind auf bundesdeutschen Straßen unterwegs, das sind rund sieben Mal mehr als 1957. Gleichzeitig ist die Zahl der tödlich verletzten Unfallopfer seit 1970 jedoch von rund 20 000 bis unter 6000 pro Jahr gesunken. Lebensrettende Technik wie Sicherheitsgurte, Airbags und Kindersitze haben dazu beigetragen. Doch besonders Fahranfänger und Senioren bereiten den Verkehrsmedizinern Sorgen. Noch bis morgen tagt in Heidelberg der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin; gestern gaben die Experten erste Ergebnisse bekannt.


Medikamentencocktails ...

Unfallursache Nummer eins ist immer noch der Mensch. "Rund 85 Prozent aller Unfälle gehen auf menschliches Fehlverhalten zurück", erklärte Kongresspräsident Professor Rainer Mattern. Mit großem Abstand folgen Umwelteinflüsse (12 Prozent) und Mängel am Fahrzeug (1,3 Prozent). Jugendliche Verkehrsteilnehmer zwischen 18 und 24 Jahren haben dabei ein acht Mal höheres Unfallrisiko, das Gleiche gilt für Senioren ab 75 Jahren.

Besonders die bereiten den Verkehrsmedizinern angesichts der demographischen Entwicklung Sorgen. Denn alte Menschen sehen und hören nicht nur schlechter und haben ein langsameres Reaktionsvermögen, sie nehmen oft auch Medikamente ein, die sich gravierend auf ihre Fahrtüchtigkeit auswirken. "Schmerzmittel, Schlafmittel und Beruhigungsmittel haben eine ähnlich ,berauschende' Wirkung wie Drogen", erklärte Professor Gerold Kauert, Leiter des Instituts für forensische Toxikologie an der Universität Frankfurt. Hinzu komme ein verlangsamter Stoffwechsel, der Medikamente länger im Körper hält.

Fatal wird es, wenn Alkohol und Medikamente sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. "Wer 0,3 Promille Alkohol im Blut hat und dazu Valium nimmt, kommt leicht auf ein Fahrverhalten, wie es bei einem 1,1 Promille-Wert der Fall wäre", so Kurt Rüdiger Maatz, Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe.


... mit fatalen Folgen

Sollte also ein gesetzlich verankerter Medikamenten-Richtwert ähnlich der 0,5 Promille-Grenze beim Alkohol eingeführt werden? Das halten die Verkehrsmediziner für nicht durchsetzbar; allerdings appellieren sie dringend an ihre Hausarzt-Kollegen, Patienten auf Nebenwirkungen von Medikamenten, die die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen, aufmerksam zu machen. Menschen, die sich beim Autofahren unsicher fühlen und deshalb ihre Fahrtüchtigkeit testen wollen, empfehlen die Mediziner ein freiwilliges Gutachten. Die Kosten betragen etwa 80 bis 100 Euro. Gute Erfahrungen haben Verkehrsexperten auch mit einem Fahrtraining für Senioren gemacht, wie es Automobil-Clubs anbieten

Ingeborg Salomon
© Rhein-Neckar-Zeitung



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