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Prof. Dr. Jörg Riecke
Germanistisches Seminar
Telefon (06221) 54-3236
joerg.riecke@gs.uni-heidelberg.de

 
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Prof. Dr. Jörg Riecke wird sein Buch „Geschichte der Germanistik und der germanistischen Forschung in Heidelberg“ am Sonntag, 12. Februar 2017, im Max-Weber-Haus, Ziegelhäuser Landstraße 17, vorstellen. Zu der Veranstaltung im Rahmen des „Grünen Salons“ lädt die Literarische Gesellschaft Palais Boisserée Heidelberg ein. Beginn ist um 17 Uhr.

 
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Wie die Germanistik in Heidelberg etabliert wurde

19. Januar 2017

Jörg Riecke befasst sich mit der Geschichte dieser Disziplin von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre

Das Palais Boisserée
Seit 1974 befindet sich der Hauptsitz des Germanistischen Seminars im Palais Boisserée am Heidelberger Karlsplatz. Anfang des 19. Jahrhunderts war hier der Dichter Johann Wolfgang Goethe mehrere Wochen zu Gast bei den Kunstsammlern Sulpiz und Melchior Boisserée. Das Haus diente ihnen damals zur Ausstellung ihrer Gemäldesammlung, die später den Grundstock der Alten Pinakothek in München bildete.

Die Geschichte der Germanistik an der Universität Heidelberg steht im Mittelpunkt einer neuen Publikation von Prof. Dr. Jörg Riecke. Ausgehend von den prägenden Persönlichkeiten – insbesondere den Professoren der vergangenen 150 Jahre – zeichnet der Heidelberger Sprachwissenschaftler in seinem Buch die historische Entwicklung der germanistischen Forschung an der Ruperto Carola nach. Das zeitliche Spektrum reicht dabei von der „Frühgeschichte“ über die Schaffung erster Lehrstühle für deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft bis in die 1970er Jahre.

Buchcover

Jörg Riecke: Eine Geschichte der Germanistik und der germanistischen Forschung in Heidelberg, Heidelberg 2016 („Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte“)

Die Anfänge der wissenschaftlichen Beschäftigung mit modernen Sprachen und deren Literatur liegen im 19. Jahrhundert. Als erster Neuphilologe an der Universität Heidelberg erhielt der Theologe Anton Sar 1804 eine Professur für französische Sprache. Wie Jörg Riecke betont, waren in dieser Zeit jedoch auch Themen aus der deutschen Sprachgeschichte und der deutschen Literatur bereits Gegenstand von Lehre und Forschung, nicht zuletzt beeinflusst von den Autoren der Heidelberger Romantik und ihrer Begeisterung für das deutsche Mittelalter. Zu einem akademischen Fach wurde die Germanistik allerdings erst später.

Heidelbergs erster Professor für Altdeutsche Sprache und Literatur war Karl August Hahn, der von 1847 an an der Universität tätig war und sich vor allem mit dem Mittelhochdeutschen beschäftigte. Im Jahr 1873 wurde ein Seminar für neuere Sprachen gegründet, aus dem vier Jahre später das Germanisch-Romanische Seminar hervorging. Erster Lehrstuhlinhaber war Karl Bartsch, der 1858 an der Universität Rostock das erste Germanistische Institut in Deutschland gegründet hatte. Eine institutionelle Eigenständigkeit erlangten die neuphilologischen Fächer in Heidelberg erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1923 wurde mit dem Deutschen Seminar der Vorgänger des heutigen Germanistischen Seminars gegründet. Parallel dazu kam es zur Einrichtung eigener Institute für die Romanistik und die Anglistik.

„Wie an anderen Universitätsstandorten in Deutschland verengte sich der Begriff des Faches auch in Heidelberg nach und nach vom Germanisch-Indogermanischen, zu dem anfangs auch noch die Sanskrit-Studien zählten, über das Germanisch-Romanische auf das Germanisch-Deutsche“, erläutert Jörg Riecke. In der Frühzeit der Heidelberger Germanistik war etwa die sprachliche wie literarische Analyse des „Nibelungenliedes“ aus dem 13. Jahrhundert über einen längeren Zeitraum ein zentrales Thema von Forschung und Lehre. Im 19. Jahrhundert entstanden an der Ruperto Carola darüber hinaus viele Handbücher und Grammatiken sowie Texteditionen, die das Studium des neuen Faches überhaupt erst möglich machten.

Im Zuge einer fortschreitenden Spezialisierung im 20. Jahrhundert gewann zunächst die Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an Gewicht und Eigenständigkeit. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde erstmals auch eine reine sprachwissenschaftliche Professur geschaffen. Wie Prof. Riecke betont, rückten damit verstärkt Themen einer modernen Linguistik in den Mittelpunkt von Forschung und Lehre. Derzeit werden am Germanistischen Seminar in Heidelberg rund 1.800 Studierende ausgebildet. In den drei Teilbereichen – Germanistische Linguistik, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft sowie Sprache und Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit – sind aktuell sieben Professuren angesiedelt.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 19.01.2017
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