Bereichsbild
Kontakt

Michael Laaß
Institut für Geowissenschaften
michael.laass@gmx.de

 
Weitere Informationen
SUCHE

Was ein 300 Millionen Jahre altes Fossil über die Fortpflanzungsbiologie von Urlibellen verrät

15. Okober 2014

Heidelberger Paläontologe untersucht Eigelege früher Fluginsekten und vergleicht sie mit Gelegen heutiger Kleinlibellen

Kleinlibellen

Bild: CC BY-SA 3.0, Christian Fischer

Kleinlibellen bei der Befruchtung und endophytischen Eiablage. Das Weibchen (unten) sticht dabei mit dem Legestachel in die Baumrinde.

Ein neu entdecktes Fossil aus einem Steinkohlenrevier in Sachsen-Anhalt deutet nach Expertenangaben darauf hin, dass die Fortpflanzungsbiologie der Libellen bereits vor mindestens etwa 300 Millionen Jahren entstanden ist und sich seitdem kaum verändert hat. Wie der Paläontologe Michael Laaß von der Universität Heidelberg festgestellt hat, ähnelt das im Revier Plötz-Wettin-Löbejün gefundene fossile Eigelege bis ins Detail den Gelegen heutiger Kleinlibellen. Neben Riesenlibellen existierten in der Zeit, aus der dieser Fund stammt, auch kleinwüchsige Urlibellen. Aus ihnen sind aller Wahrscheinlichkeit nach die heutigen Libellen hervorgegangen. Veröffentlicht wurden die Forschungsergebnisse in „Lethaia“, der internationalen Fachzeitschrift für Paläontologie und Stratigraphie.

Eigelege

Bild: Michael Laaß

Fossiles Eigelege auf Pflanzenrest aus Steinkohlenrevier Plötz-Wettin-Löbejün. Es ähnelt bis ins Detail denen einiger heutiger Kleinlibellen.

Wie Michael Laaß erläutert, erscheint die Paarung heutiger Libellen wie „ein akrobatischer Akt“, der häufig während eines gemeinsamen Fluges stattfindet und als „Paarungsrad“ bezeichnet wird. Während die Weibchen der Großlibellen die Eier anschließend über Wasserflächen oder Feuchtgebieten abwerfen, bringen die Kleinlibellen ihre Eier mit Hilfe eines Legestachels in lebendes oder abgestorbenes Pflanzenmaterial ein. Das geschieht oftmals in charakteristischen bogenförmigen Reihen oder Zickzackmustern auf Blättern oder Baumrinde. „Der Vorteil dieser sogenannten endophytischen Eiablage ist ein besserer Schutz der Eier gegen äußere Einflüsse und Fressfeinde“, betont Michael Laaß.

Über den Ursprung dieses Verhaltens ist wenig bekannt, obwohl Libellen und deren frühe Verwandte seit dem Erdaltertum, dem Karbon, fossil belegt sind. Neben dem Eigelege aus Sachsen-Anhalt sind aus Frankreich unregelmäßig angeordnete, bis zu 38 Millimeter große fossile Eilogen auf der Rinde karbonzeitlicher Schachtelhalme bekannt. Aufgrund ihrer enormen Größe stammen sie, so Michael Laaß, vermutlich von urtümlichen Riesenlibellen, die mit mehr als 70 Zentimeter Flügelspannweite die größten Fluginsekten der Erdgeschichte waren. Diese Proto-Odonata starben allerdings im Verlauf des Perms, das heißt am Ende des Paläozoikums, aus und sind nicht die direkten Vorfahren der heutigen Libellen.

Das Eigelege aus dem Steinkohlenrevier Plötz-Wettin-Löbejün ähnelt hingegen bis ins Detail denen einiger heutiger Kleinlibellen, wie der Heidelberger Paläontologe herausgefunden hat. Die insgesamt 49 Eilogen auf einem Pflanzenrest sind lediglich zwei Millimeter lang, regelmäßig oval geformt und überwiegend in parallelen bogenförmigen Reihen mit jeweils vier bis sechs Eiern angeordnet. „Falls kleinwüchsige Urlibellen, die Archizygoptera, tatsächlich die Erzeuger dieses neu entdeckten Eigeleges waren, wäre das Eiablageverhalten der Kleinlibellen seit mindestens 300 Millionen Jahren mehr oder weniger unverändert beibehalten worden“, betont Michael Laaß.

Originalpublikation:
M. Laaß, & C. Hoff The earliest evidence of damselfly-like endophytic oviposition in the fossil record. Lethaia (published online 11 August 2014), DOI: 10.1111/let.12092.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 15.10.2014
zum Seitenanfang/up