Bereichsbild
Kontakt

Georg Christ
Universität Heidelberg
ZUK 49/1 TP 4 Transcultural Studies
Speyerer Straße 4+6
69115 Heidelberg
Tel. +49 6221 54-7852
Fax +49 6221 54-7862
E-Mail

 
SUCHE

Between Parallel Society and Integration

Diasporas and Transcultural Agency in the Eastern Mediterranean in the Late Middle Ages and the Early Modern Era

Vom 7. bis 10. Mai 2009 versammelten sich sechzehn Geisteswissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen aus ganz Europa in den Räumen des Karl-Jaspers-Center for Advanced Transcultural Studies, um sich einen Überblick über Diasporagruppen im östlichen Mittelmeerraum des Spätmittelalters zu verschaffen und ihre unterschiedlichen theoretischen und methodischen Ansätze der Wirtschafts-, Geschichts-, und Literaturwissenschaften zu erproben. Dabei bot sich auch den Mitgliedern der Projektgruppe „Kaufmannsdiasporas“ die Gelegenheit, ihre Forschungsprojekte vorzustellen.

Dr. des. Georg Christ, Leiter der Nachwuchsgruppe „Kaufmannsdiasporas. Transkulturelle Vermittlung, religiöse Verbote und illegaler Handel im östlichen Mittelmeerraum (1360-1420)" im Forschungsbereich Transkulturellen Studien (Zukunftskonzept der Exzellenzinitiative) und Dr. Stefan Burkhardt, wissenschaftlicher Mitarbeiter DFG-Schwerpunktprogramm „1173 Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter" organisierten den Workshop, an dem auch einige Studenten des Historischen Seminars teilnahmen, in Kooperation mit dem Exzellenzclusters „Asia and Europe“ (Projekt D 1).

Professor Dr. Stefan Weinfurter eröffnete als Vertreter des Clusters Asia und Europe (Projekt D 1) und der Projektgruppe „Transcultural Studies“ die Veranstaltung mit einem Grußwort.

Am Abend des ersten Tages öffnete sich der Workshop mit einem öffentlichen Abendvortrag einem weiteren Publikum. Im vollbesetzten Hörsaal des einladenden Historischen Seminars erschloss Prof. Dr. Alexander Beihammer unter dem Titel „Der König der Deutschen – Gott verfluche ihn“ seinen Zuhörern neue Perspektiven, indem er das Bild der kreuzfahrenden Könige und Kaiser der Stauferzeit im Spiegel islamischer Quellen nachzeichnete.

Die Workshopbeiträge, welche demnächst in Buchform erscheinen werden, behandelten an den folgenden Tagen in thematisch breiter Fächerung – von den Venezianern, Byzantinern und Tscherkessen im Mamlukenreich bis hin zu Lateinern in der Romania (Griechenland) und in Tana, aber auch zu Franzosen und Schweizern im Neapel der Neuzeit – die Frage, ob und wie Diasporagruppen in ihre Gastkultur aufgingen oder sich vielmehr als eigenständige Gemeinschaft symbiotisch oder oppositionell verorteten.

Diasporische Gemeinschaften entstanden aus ganz verschiedenen Gründen, wobei der Profession eine herausragende Rolle zukam. Dies zeigte sich deutlich bei den lateinischen Bischöfen der Romania, aber auch bei den venezianischen Handelsnetzwerken in den Knotenpunkten Alexandria und Tana. Das Verhältnis zu den Eliten der Gastgesellschaft war für die diasporischen Gemeinschaften von erheblicher Bedeutung; doch hatten häufig weder besagte Eliten noch die Diasporagruppen selbst ein Interesse daran, dass die Diasporagruppe vollständig in die Gastkultur aufging. Denn aus der diasporischen Situation dieser „Transcultural Agents“ ergaben sich neue Handlungshorizonte: das Verhandeln, Ziehen und Überwinden von Grenzen „zwischen den Kulturen“ eröffnete sowohl der Gastkultur wie auch den Diasporen effiziente zusätzliche Möglichkeiten in ökonomischer, juristischer, religiöser und politischer Hinsicht. Diasporen scheinen gerade dadurch geprägt gewesen zu sein, dass sie gleichermaßen Parallelgesellschaft und integraler Bestandteil ihrer Gastgesellschaft waren.

Die Angehörigen der Diasporen bedienten sich häufig unterschiedlicher Identitätsmuster, jeweils abhängig davon, in welchem Maße sie ihnen von Nutzen waren. So verstanden sich etwa Adlige auf Zypern im Kontakt mit Standesgenossen in Mitteleuropa als „Franken“, während sie sich sprachlich und in ihren Lebensformen bereits weitgehend in die zypriotische Gesellschaft integriert hatten. Dabei zeigte sich auch, dass Religion als konstitutives aber auch konstruiertes Distinktionsmerkmal dienen konnte, wenn dies opportun war (Kreuzzug), aber nicht musste, wenn es nicht nützlich erschien (im Handel).

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 22.06.2009
zum Seitenanfang/up