Predigten Sommersemesterferien 2016

09.10.2016: Dr. Friederike Schücking-Jungblut über 2 Kor 3,3-9

Liebe Gemeinde, kürzlich wurde unser Sohn Clemens getauft. Die Pfarrerin stellt die Täuflinge der Gemeinde immer kurz vor und sagt dabei auch etwas zum Namen des Kindes. Neben ein paar Worten zu dessen Bedeutung greift sie – wenn möglich – auf Namensträger aus der Bibel oder der Kirchengeschichte zurück. So erwähnte sie, als sie unseren Clemens durch die Reihen trug, den 1. Clemensbrief, eine Schrift, die im frühen Christentum große Bedeutung hatte, später aber nicht in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen wurde. Es handelt sich um ein ziemlich umfangreiches Schreiben der Gemeinde in Rom an die Gemeinde in Korinth vermutlich aus der Zeit um 100 n.Chr. Wenige Jahrzehnte später wurde der Brief mit dem Namen des römischen Gemeindeältesten, nämlich Clemens, verbunden, der seinerseits in der Tradition bald zu einem der frühesten Nachfolger Petri auf dem römischen Bischofssitz wurde. Doch zurück zu Clemens‘ Taufe: Mit einem Augenzwinkern hat die Pfarrerin die Namensverwandtschaft gleich mit einer Aufgabe verbunden: „Wichtige Dinge, bedeutende Briefe schreiben...“ – Eine große Herausforderung für einen gerade fünf Monate alten Säugling! Und dann rundete sie die Vorstellung ab mit dem Satz: „Und du bist auch ein Brief Christi.“
weiter ...

02.10.2016: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Lk 12,15-21

„Iss, trink, habe guten Mut“, endlich der Sorgen ledig, sich am Leben laben, das Fest feiern, wie es fällt. Heute, liebe Gemeinde, am Erntedankfest, da könnten wir doch mal so richtig in die Vollen gehen und auf den Putz hauen, nicht wahr? Oder wie es eine Nachbargemeinde bewirbt: „Gott danken und das Leben feiern. Beim Erntedankgottesdienst mit anschließendem Weißwurstfrühstück am 2. Oktober um 9.45 Uhr in der evangelischen Kirche [Reilingen].“ Grund zum Feiern hätten wir genug: Die Felder trugen prächtig, das immer wieder viel bejammerte Wetter war tatsächlich gut, die Regale und Tische sind voller Gaben der Natur, auch voller Köstlichkeiten, Mutter Erde ernährt uns über die Maßen. Tag und Nacht, Sommer und Winter, Saat und Ernte – die vergehen nicht, weil Gott gnädig und treu ist. Ja, im Angesicht unseres Schweißes essen wir das Brot, aber unser Schweiß alleine hätte es nicht bewirkt. Wir arbeiten, wir empfangen. Wir werden gut versorgt durch die Schöpfung vom Schöpfer.
weiter ...

25.09.2016: Prof. Dr. Theo Sundermeier über 1 Petr. 2,9

Das Lutherjahr zieht seine Kreise. Die EKD schlug vor, als Vorbereitung auf das Lutherjahr an einem Sonntag zu fragen, wie die Lutherischen Kirchen weltweit Luthers Theologie rezipiert haben. Was bedeutet Luthers Lehre für die Kirchen in Asien und Afrika? Wie sind sie davon geprägt? Was kennzeichnet sie? Doch zunächst: Was kennzeichnet Luthers Theologie? Sie wird gern in vier kurzen Sätzen zusammengefasst. Mit ihnen wollen wir auch das Luthertum der überseeischen Kirchen zu verstehen versuchen: Christus allein Allein die Schrift Allein der Glaube Allein die Gnade. Dabei gebe ich nicht einen allgemeinen Überblick über die lutherischen Kirchen in Asien und Afrika, sondern greife vor allem ein Land heraus, in dem wir 8 Jahre gearbeitet haben, die Lutherischen Kirchen in Namibia.
weiter ...

14.09.2016: PD Dr. Jantine Nierop über Gal 3,26-29

Liebe Gemeinde, gab es jemals in der Weltgeschichte eine Lungenentzündung, die mehr Menschen in ihrem Bann gezogen hat? In den vergangenen Tagen, wo eine hustende Hillary Clinton vielen Menschen in der Welt zu schaffen machte, dachte ich öfters zurück an die zurückliegenden, für die Beteiligten wohl unheimlich anstrengenden Wahlkampfmonate in den USA. Ich erinnerte mich dabei wieder an die Worte einer prominenten Unterstützerin Hillary Clintons. Im Frühling dieses Jahres sagte Madeleine Albright: “There’s a special place in hell for women who don’t help each other.” Stimmt das? Ich denke, es stimmt.
weiter ...

11.09.2016: Prof. Dr. Martin-Christian Mautner über 2. Kön. 4,18-37

Liebe Gemeinde, es ist schon eine merkwürdige Sache, die „Koinzidenz“. Wenn zwei Umstände aufeinander treffen, wenn sie zusammenkommen, dann haben sie vielleicht nichts miteinander zu tun und stehen eben nebeneinander – unvermittelt, gewissermaßen beziehungslos. Heute ist Sonntag und irgendjemand in Heidelberg, den ich nicht kenne, hat Geburtstag. Ihr oder ihm sei an dieser Stelle herzlich gratuliert. Es kann aber auch sein, dass die Umstände, die aufeinander treffen, einander ergänzen. Wir feiern an diesem Sonntag hier in der Peterskirche gemeinsam im Namen des dreieinen Gottes – und hunderte Millionen weltweit halten es ebenso. Wir wissen uns ihnen verbunden ungeachtet der Unterschiede des Ortes, der Sprache, des kulturellen Kontextes oder der liturgischen Ausgestaltung der Gottesdienste. Und es gibt eine dritte Form der Koinzidenz zweier Umstände.
weiter ...

04.09.2016: Prof. Dr. Michael Plathow über Mt 6,25-34

Liebe Gemeinde hier in der Peterskirche, Jesu Bergpredigt - und dieser Teil aus ihr - erweist sich immer wieder als Provokation für unser Zukunft-Planen und Zukunft-Verantworten. Mag dieser Predigtabschnitt aussteigenden Blumenkindern und naiver Schäferidylle genügen - dem nüchternen Alltag der Sorge um finanzielles Auskommen, um des Ausbaus der regionalen Infrastruktur, der Vorsorge gegen eigenes Krankwerden, gegen Altersarmut; akut bei der eigenen Vorsorge von Zivilschutzmaßnahmen gegen Terrorattacke und Cyberangriffe und abzuschätzende Katastrophenfolgen, bei der Sorge und Vorsorge für die gesetzliche Versorgung und Integration der Flüchtlinge, so dass der Wärmestrom der Liebe rechtsschöpferisch wird in konkreten Regeln gegen Bedenken und Ängste. - all dem ist die Bergpredigt zunächst eine Provokation.
weiter ...

28.08.2016: Hochschulpfarrer Dr. Hans-Georg Ulrichs über Röm 8,12-17

Und, liebe Gemeinde, haben Sie sich schon eingedeckt mit einem kleinen Notfall-Vorrat, wie es das neue Konzept der Bundesregierung vorschlägt? Manche Zeitgenossen neigen ja rasch zum politischen Spötteln – auch ich zugestandenermaßen –, und berichteten wg. der vermeintlich angeratenen Hamsterkäufe davon, dass bereits nach wenigen Tagen alle Hamster in unserem Land ausverkauft seien. Nun ja. Mit etwas Gelassenheit und Vernunft betrachtet ist ein gewisser, also sicherer Vorrat, auf den man verlässlich zurückgreifen kann, nichts Dummes, vielmehr etwas außerordentlich Kluges und Lebensdienliches. Einige Flaschen Wasser und wenige Dosen mit langhaltbaren Lebensmitteln können etwas unabhängig machen von der aktuellen Situation. Das mag uns in unseren überquellenden Lebenstagen nicht unmittelbar einleuchten, stellt doch die Welt, wie sie uns umgibt, alles jederzeit ausreichend zur Verfügung. Ich kann täglich zu Fuß zum Rewe gehen und holen, was ich aktuell brauche, und gut mit Beamtenbezügen versehen kann ich mir auch nahezu alles leisten. Das ist unsere kleine Welt, wobei mir schon auch zweierlei klar ist: Dieses unfassbar bestückte Versorgungssystem ist auch Produkt von großen ungerechten Strukturen, von denen ich als Konsument profitiere, und: anderswo geht es nicht derart kommod zu, anderenorts wären die Menschen froh, kleine Vorräte anlegen zu können oder angelegt zu haben.
weiter ...

14.08.2016: Ann-Kathrin Knittel über Lk 13,10-17

Liebe Gemeinde, wir hören eine Heilungsgeschichte. Sie ist neu in die Predigtordnung mit aufgenommen worden. Und irgendwie ist sie doch nicht so neu – vieles kommt uns vertraut vor. Das Schema dieser Geschichten ist ja auch immer ziemlich ähnlich. Es gibt eine Menschenmenge und Jesus, eine spektakuläre Heilung, einen Geheilten oder in diesem Falle eine Geheilte, der Gott lobt und danach häufiger noch Zoff mit den Autoritäten. Manchmal sind es die Details, die unsere Blicke auf sich ziehen. Manchmal sind es aber auch die Selbstverständlichkeiten, die Alltäglichkeiten, die das Besondere ausmachen. Da ist die Frau. 18 Jahre lang krank. 18 Jahre mit Einschränkungen. Das ist aber auch schon alles, was wir über sie wissen.
weiter ...

31.07.2016: Prof. Dr. Jörg Neijenhuis über Röm 9,1-8. 14-16

Liebe Gemeinde! Paulus ringt mit sich selbst. Er arbeitet sich so sehr an seinem Ringen mit sich selbst ab, dass er bereit ist, bis ans Äußerste zu gehen: Er bietet sich selbst als Opfer an. Er wäre lieber verflucht und sogar selbst von Christus getrennt, damit dadurch seine jüdischen Stammesgenossen das Heil in Christus finden können. Denn es ist sein eigenes Volk, aus dem er als Jude stammt, dem alle Verheißungen Gottes gegeben wurden, aus dem selbst Jesus von Nazareth stammt – es ist für ihn unfassbar, dass sein eigenes Volk in diesem Jesus nicht den Christus, nicht den Sohn Gottes erkennen kann. Paulus empfindet solchen Schmerz und solche Trauer darüber, dass er sich regelrecht daran abarbeitet.
weiter ...
Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 05.08.2016
zum Seitenanfang/up