6. Heidelberger Ökumenisches Forum

 

Gottesgedanke und Naturwissenschaften
- Aktuelle Perspektiven im Gespräch zwischen Naturwissenschaften und Theologie

Aktuelle Perspektiven im Gespräch zwischen Naturwissenschaften und Theologie“ – so lautete das Thema des sechsten Heidelberger Ökumenischen Forums, zu dem einer der weltweit bedeutetsten Theologen der Gegenwart, Prof. Wolfhart Pannenberg (München), auf Einladung von Prof. Christoph Schwöbel am vergangenen Freitag und Samstag in der mit 350 Zuhörerinnen und Zuhörern überfüllten altehrwürdigen Aula der Universität sprach. Das ökumenische Institut veranstaltete das sechste Ökumenische Forum zum Gedenken an den 100. Geburtstag des Gründers des Instituts, Edmund Schlinks. In Anwesenheit der Familie Schlinks würdigte der Rektor der Universität, Prof. Peter Hommelhoff, während des Festaktes am Freitagabend das Werk Schlinks, das nicht nur um Verständigung zwischen den christlichen Konfessionen bemüht, sondern vor allem auch der Einheit der Wissenschaften und damit der Einheit der Universität verpflichtet war. Das wissenschaftliche Engagement Schlinks dokumentiere sich auch in der Arbeit des Ökumenischen Instituts, das seit über fünfzig Jahren die Verständigung zwischen den Kirchen, Religionen und Kulturen zu seiner Aufgabe macht.
Die Verständigungsbemühungen Schlinks im Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Theologie wurden aufgegriffen durch Prof. Wolfhart Pannenberg, Schüler Edmund Schlinks – und zugleich selbst Jubilar: Die Universität überreichte am Samstagnachmittag ihm und Prof. Hans-Christoph Schmidt-Lauber nach 50 Jahren die „Goldene Promotion“. Pannenberg zählt zu den wenigen Theologen weltweit, deren Forschungsergebnisse auch von Naturwissenschaftlern beachtet und aufgegriffen werden.
In zwei Vorträgen veranschaulichte Pannenberg die Diskussion zwischen Theologie und Naturwissenschaften. Im Blick auf den christlichen Schöpfungsglauben schärfte Pannenberg daher ein, daß es aufgrund des Glaubens an einen Schöpfergott notwendig sei, an naturwissenschaftliche Forschung theologisch anzuknüpfen. Umgekehrt ist festzuhalten, daß die Naturwissenschaft von der Einheit der Welt nur unter Berufung auf theologische Reflexion sprechen kann. Für die Theologie heißt das: Gottes Schöpferhandeln darf nicht nur als ein anfängliches Schaffen der Welt verstanden werden, sondern muß als freies Geschichtshandeln Gottes in jedem Augenblick aufgefaßt werden. Dabei betonte Pannenberg, daß sich diese Freiheit Gottes gerade im Zufall der Welt spiegele. Diese Offenheit des Weltgeschehens auf die Zukunft Gottes hin widerspricht keineswegs den Naturgesetzen, die ebenso offen sind für kontingente Ereignisse. Sogar hinsichtlich des Gottesgedankens selbst können interessante Impulse aus dem Dialog zwischen den Naturwissenschaften und der Theologie hervorgehen. Pannenberg verwies hier auf die Möglichkeiten, welche die physikalische Feldtheorie für das rechte Verständnis des Geistes Gottes bereitstellt. Pannenbergs zweiter Vortrag verdeutlichte eindrucksvoll, daß das naturwissenschaftliche Verständnis von Raum und Zeit einer christlichen Auffassung der Ewigkeit nicht widersprechen müsse. Die Ewigkeit Gottes sei als ungeteilte Unendlichkeit die Fülle der Zeit, in der alle Dinge Gott gegenwärtig sind und zugleich ihre Besonderheit behalten. So sei die Ewigkeit eine Bedingung gerade für das selbständige Dasein der Geschöpfe. Die angeregte Diskussion der sehr zahlreich erschienenen Zuhörerschaft führte vor Augen, wie dringlich das Bemühen um eine Verständigung zwischen den Naturwissenschaften und der Theologie fortgesetzt werden muß. K. Bosse

Vorträge:
- Schöpfungsglaube und Naturwissenschaft
- Das Verhältnis unserer Begriffe von Raum und Zeit zum Gedanken der Ewigkeit

 

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 04.02.2014
zum Seitenanfang/up