3. Heidelberger Ökumenisches Forum

The God of Israel and the Doctrine of the Trinity
- Questions and Perspectives

“Erinnerungen an Heidelberg – Erwartungen an die Theologie”. Von der Vergangenheit bis hin zur gegenwärtigen Situation der Kirche und Fragen der zukünftigen theologischen Forschung erstreckte sich der Horizont des Eröffnungsvortrags von Prof. Dr. Robert W. Jenson (Princeton, USA) beim 3. Heidelberger Ökumenischen Forum am vergangenen Freitag. Das vom Ökumenischen Institut der Universität veranstaltete zweitägige Forum stand unter dem Thema “The God of Israel and the Doctrine of the Trinity” und wagte sich damit an eine im theologischen Diskurs noch wenig vollzogene Verbindung der ersten Frage ökumenischer Theologie: der Verhältnisbestimmung des Christentums zu Israel mit einem wieder erwachten Bewusstsein für die Notwendigkeit trinitarischen Redens von Gott.  Als alumnus der Heidelberger Universität – 1957-59 promovierte er über Barth bei Peter Brunner – spannte Jenson in seinem Vortrag einen weiten Bogen von der goldenen Vergangenheit der Theologie in Heidelberg über sein eigenes theologisches Profil hin zu drängenden Fragen für eine Theologie der Zukunft. Die Spannung dieses Bogens schien sich auf die Zuhörenden zu übertragen, wenn nach dem väterlich-aufmunternden und zugleich selbst kindlich-neugierigen Kehrreim: “Es bleibt hier viel zu tun!” eine Stille im gut gefüllten Hörsaal eintrat, die nicht einmal vom Knarzen des alten Gestühls durchbrochen wurde.   

Im Rückbezug auf die großen Meister seines Studiums hier in Heidelberg konnte Jenson den Studierenden – und Lehrenden – besonders drei Aufgabenbereiche der aktuellen und zukünftigen Theologie nahelegen:
Das westliche Christentum – so der Eindruck Jensons – sieht sich in der modernen westlichen Kultur einer Situation gegenüber, in der Wahrheit gerade in Abgrenzung von dem, was als die christliche Wahrheit gilt oder in Anspruch genommen wird, gesucht und vermeintlich gefunden wird. Die Situation der Kirche in der modernen westlichen Kultur scheint somit vom Aussterben bedroht zu sein. Apokalyptisch rückt so das Ende des Christentums in den Blick. Jenson ist sicher, dass die Theologie auf eine solche Situation nur angemessen reagieren kann, indem sie die Lehre von den Letzten Dingen, die Eschatologie, wieder deutlicher in den Blick der Forschung rückt.

Im Ernstnehmen der theologischen Arbeit müssen Treue zur Tradition und schöpferisches Denken, konfessionelle Bindung und kühnes Denken einander ergänzen. Das große Feld der theologischen Forschung zur Trinitätslehre ist laut Jenson noch längst nicht gänzlich erschlossen, vielmehr sind allererst die notwendigen Vorarbeiten geleistet, welche die Trinitätstheologie von manchem missverständlichen Vorurteil zu lösen vermochten.

Schließlich – und das ist auch ausschlaggebend für die Frage nach dem Verhältnis des Christentums zu Israel – fordert Jenson dazu auf, sich der Bibel theologisch oder in seinen eigenen Worten “un-verschämt” zu nähern. Für Jenson heißt das vor allem, die Bibel wieder so zu lesen, wie sie gelesen werden möchte. Der deutschen akademischen Theologie obliege es dabei, von der theologischen Landschaft Nordamerikas zu lernen und die Selbsthistorisierung ihrer Gegenstände zu durchbrechen. 

 Robert W. Jenson präsentierte sich mit provokanten Thesen, die seiner langjährigen theologischen Arbeit entstammen. Dennoch ist der Siebzigjährige weit entfernt von der Überzeugung, am Ende eines theologischen Denkweges angelangt zu sein. Vielmehr treibt er Theologie im Bewusstsein umfassender Aufgaben für den theologischen Nachwuchs, die er mit anregendem und Mut machendem Humor zu illustrieren wußte. K. Bosse

Das Programm

Freitag, 11. Januar 2002: Vortragsabend
20 Uhr: Vortrag: Erinnerungen an Heidelberg - Erwartungen an die Theologie (Prof. Dr. R. W. Jenson) im HS 007, Karlstraße 16

Samstag, 12. Januar 2002: Seminartag
9 Uhr: Vortrag mit Diskussion: Toward a Christian Theology of Israel (Prof. Dr. R. W. Jenson)

11 Uhr: Vortrag mit Diskussion: The God of Israel in Trinitarian Perspective (Prof. Dr. R. W. Jenson)

14 Uhr: Gesprächsrunde: Themes, Topics and Tendencies in North American Theology

Alle anderen Veranstaltungen fanden im Ökumenischen Institut der Universität Heidelberg in der Plankengasse 1 statt.

Verantwortlich: E-Mail
Letzte Änderung: 23.05.2018
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