Newsletter Juni 2017 Nr. 91

INHALT

„… dafür alleine lohnt es sich, die Ausstellung zu besuchen!“ - Ein Gespräch mit Hanno Lecher über die Vitrinenausstellung „Beziehungen und Verwicklungen: Asien und Deutschland in den Weltkriegen.“

Seit dem 15. Mai ist in der UB die Vitrinenausstellung „Beziehungen und Verwicklungen: Asien und Deutschland in den Weltkriegen“ zu besichtigen. Ein Gespräch mit Bibliothekar der Bereichsbibliothek Ostasien Hanno Lecher über Verbindungen, alte Beziehungen, und neue Wohngemeinschaften.

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Von Keynote bis Kneipe: Die Organisation einer wissenschaftlichen Konferenz

Wie organisiert man eigentlich eine erfolgreiche wissenschaftliche Konferenz? Oliver Schultz berichtet über seine Erfahrungen und was sich so alles damit verbindet.

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Chi-Yin Chen aus Wanhsien in Berlin und Göttingen

Am 1. Januar 1933 veröffentlichte die Berliner Tageszeitung „Der Funke“ den Artikel ‚Feste in China‘ von Chi-Yin Chen (Cheng Qiying). Schon die Umschrift für Personen- und Ortsnamen läßt vermuten, daß die Person auch Englisch sprach, denn die Wade-Giles-Umschrift war hier nicht üblich. Da Wanhsien (pinyin: Wanxian, in der Nähe des heutigen Drei-Schluchten-Staudamms) ein früher Vertragshafen war, gab es dort wohl auch Schulen, die Englisch unterrichteten.

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Marxistische Arbeiter-Schulung in Berlin: Eine Chinesin berichtet

„Im September habe ich an einem achttägigen Einführungskurs der Marxistischen Arbeiterschule (Masch) teilgenommen. Es lag mir daran, von Marxisten selber über den Marxismus belehrt zu werden. Meine chinesischen Bekannten, die sich in unseren Gesprächen beklagten, daß ich dem Marxismus nicht genug Verständnis entgegen brächte, hatten mich an die Masch verwiesen.“ Von Dr. Thomas Kampen

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Eine Ausstellung gegen den Japan-China-Krieg

Vor achtzig Jahren begann offiziell der zweite Chinesisch-Japanische Krieg – das Datum 7.7.37 ist leicht zu merken. Von Dr. Thomas Kampen

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Blitzlicht – Taiwan: Auf zu neuen Ufern!

In Taiwan wird es bunt: als erstes asiatisches Land, das die Gleichgeschlechtliche Ehe einführt, wird Tsais Regierung nicht nur in die nationale Geschichte eingehen. Mit der gestarteten Neuen Südwärts-Politik reicht Tsai gleich 18 südostasiatischen Kooperationspartnern die Hand und sorgt für einen farbenfrohen kulturellen Austausch sowie florierenden Außenhandel. Allerdings sind nicht nur Erfolge der progressiven Politik zu verzeichnen. Der Verlust eines diplomatischen Partners schmerzt: Panama scheidet sich von Taiwan und erneuert den ‚Ein-China-Eid’ gegenüber der Volksrepublik.

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Von Film bis Phonetik: Interview mit Xu Laoshi

Frederic Xu ist mittlerweile seit fast zwei Jahren am Institut für Sinologie als Lektor tätig. Er unterrichtet nicht nur im Propädeutikum, sondern auch Mittelkurse, Hörverständnis und Masterkurse. Außerdem interessiert er sich sehr für Filme und organisierte bereits des Öfteren Filmabende am Institut. Gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Mittler unterrichtete einen Kurs über Taiwan in Filmen. Im Rahmen dieses Kurses kamen drei taiwanische Regisseure nach Heidelberg. Hier erzählt Xu Laoshi über seinen Namen, seine Heimat und sein Interesse an Phonetik, Filme, Döner und Tschibo.

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"... dafür alleine lohnt es sich, die Ausstellung zu besuchen!" - Ein Gespräch mit Hanno Lecher über die Vitrinenausstellung "Beziehungen und Verwicklungen: Asien und Deutschland in den Weltkriegen."

 

NL91_Artikel1aSeit dem 15. Mai ist in der UB die Vitrinenausstellung „Beziehungen und Verwicklungen: Asien und Deutschland in den Weltkriegen“ zu besichtigen. In insgesamt vier Vitrinen (zwei links und zwei rechts neben dem Haupteingang im EG) bieten Bücher, Manuskripte, Fotos und begleitende Texte einen Einblick in diese bewegte Periode der Weltgeschichte. Organisiert wurde die Ausstellung mit kompetenter Unterstützung der UB von Instituten und Bibliotheken des CATS (Centre for Asian and Transcultural Studies). Wie Hanno Lecher, Bibliothekar der Bereichsbibliothek Ostasien, erklärt, zeigen Inhalt und Gestaltung dieser Ausstellung, „dass CATS aus sehr unterschiedlichen Einrichtungen besteht, die als Ganzes mehr ergeben als die einzelnen Teile.“

Zusammen mit Dr. Eleonore Schmitt, Leiterin der Bibliothek des SAI (Südasien-Institut), ist Hanno Lecher für die Konzeption der Ausstellung zuständig. „Wir hatten eine ganze Liste mit Ideen, was wir machen könnten, um CATS schon jetzt Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Signal nach außen, mit dem wir zeigen wollten, dass „wir schon zusammengehören“ und uns auf die „Wohngemeinschaft“ vorbereiten. Die Idee zur Ausstellung kam von Frau Schmitt, und wir haben uns dann gemeinsam überlegt, wie das aussehen könnte, und haben uns dann auf die Weltkriege geeinigt.“

Bei der Organisation wurde schnell klar, dass jedes Institutsteam sein eigenes Konzept frei entwickeln sollte. "Wir hatten ein generelles Thema, das die beiden Einrichtungen jeweils abhängig von den eigenen Möglichkeiten und vorhandenen Ressourcen umsetzen sollte.“ Als dann mehr oder weniger zufällig auch noch das Institut für Kunstgeschichte Ostasiens (IKO) dazu stieß, das zum zehnten Todestag Dietrich Seckels, des Gründungsvaters dieses Faches in Deutschland, eine Ausstellung über ihn und seine Zeit in Japan zusammenstellen wollte, kam eine sehr vielfältige Ausstellung zustande, bei der nicht nur das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt wird, sondern auch die Unterschiede der einzelnen Institute deutlich zu Tage treten. „Die Kulturunterschiede der drei Institute innerhalb des ZO [Zentrum für Ostasienwissenschaften] finde ich bereits spannend, und die Indologen geben da nochmal eine richtige Gewürzmischung dazu, und das sieht man an den Vitrinen, das springt einem sofort ins Auge. Dafür alleine lohnt es sich schon, die Ausstellung zu besuchen!“

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Vitrine des SAI

„Die Gestaltung der Vitrine des SAI (ganz links) vermittelt sehr eindrucksvoll mit zerknülltem Packpapier und alten Jutetaschen als Unterlage ein wenig vom Gefühl der „Kriegszeit“. Auf diesem chaotischen „Makeshift“-Hintergrund sind dann die Ausstellungsstücke drapiert, die hauptsächlich aus Exponaten der Bibliothek bestehen, also einer großen Vielfalt an Büchern. Man bekommt direkt den Eindruck, dass so viel darüber geschrieben worden ist und was man alles lesen kann, wenn man sich da hineinvertieft.“

 

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Vitrine der Japanologie

Die Vitrine der Japanologen (rechts daneben) zeigt verschiedene Bücher und Abbildungen mit wissenschaftlichen Begleittexten, die von Studierenden des ZO im Rahmen eines Seminars verfasst wurden. Hanno Lecher hatte schon früher gute Erfahrungen damit gemacht, Mitarbeiter und Studierende in die Vorbereitung von Ausstellungen mit einzubeziehen, „und das wollte ich eben wieder versuchen. Ich war relativ sicher, dass das klappen würde.“ Nach einem Brief an alle Mitarbeiter des ZO bekam er vielfältiges und positives Feedback. Letztendlich veranstaltete Prof. Dr. Martin Krämer (Institut für Japanologie) ein Hauptseminar zum Thema Ostasien im Zweiten Weltkrieg, mit dieser Ausstellung als Ziel. „Wir haben leider wegen Platzmangels nicht alle Arbeiten der Studenten ausstellen können, sondern nur eine Auswahl, aber das Ergebnis ist ein fast schon japanisch strenges und klar strukturiertes Arrangement – ein spannender Kontrast zur indischen Nachbarvitrine.“

NL91_Artikel1e„Die beiden Vitrinen des IKO schließlich [ganz rechts] sind einfach eine Augenweide. Dort sind einerseits Bilder von Dietrich Seckel aus seinem Fotoarchiv ausgelegt: vier quadratisch zugeschnittene Schwarz-Weiß-Fotos mit je einem ebenfalls quadratischen Textfragment ergeben ein wunderschönes Tableau. Die Vitrine daneben enthält Dokumente, Vorlesungsunterlagen und andere Materialien von Seckel. Auch hier wieder der Blick für das Ästhetische: um einen bestimmten Abschnitt aus einem längeren Text hervorzuheben, wurde einfach eine farbige Kordel genommen und um den entsprechenden Absatz herumdrapiert, mit den langen Enden der Kordel als Knäuel daneben. Das ist einfach nur schön. Da hat sich die IKO-Fotografin Susann Henker, die die beiden Vitrinen mit Unterstützung von Tenko Glenn Bauer, wissenschaftliche Hilfskraft der IKO-Bibliothek, zusammengestellt hat, auch vom Ästhetischen her Gedanken gemacht und das ist mit dem Inhaltlichen verknüpft.“

Diese unterschiedlichen Charaktere der Vitrinen erlauben es denn auch, unterschiedliche Perspektiven auf das Thema darzustellen: „Das finde ich das spannende an dieser Ausstellung, dass man zum Beispiel in der japanologischen Vitrine den historischen Blick sieht, die großen Ereignisse, Deutschland und Ostasien im Zweiten Weltkrieg, und in den beiden Vitrinen der ostasiatischen Kunstgeschichte, wie ein deutsches Individuum diese Zeit in Japan erlebt hat. Dieses Persönliche und das Historische so zusammenzubringen finde ich großartig. Und dann eben die indische Seite daneben, die nochmal einen Aspekt hineinbringt. Deutschland-Japan eher als Verhältnis zwischen zwei Großmächten, die versuchen, voneinander Nutzten zu ziehen, sogar über ideologische Unterscheidungen hinweg: obwohl die Nazi-Ideologie beispielsweise die Asiaten durchaus als rassisch minderwertig betrachtete, wurden die Japaner als Kriegspartner dennoch idealisiert. Das Verhältnis zwischen Europa und Südasien hingegen war eher kolonial geprägt: indische Soldaten haben für die Engländer gekämpft, gleichzeitig waren die Inder aber nicht unbedingt Freunde der Engländer, da gab es auch Widerstandsbewegungen, und deswegen haben Inder dann auch auf der Seite Deutschlands gekämpft. Aber es waren eben nicht bilaterale Beziehungen, sondern letztlich ein Verhältnis, das auf Ausbeutung beruhte. All diese verschiedenen Facetten der Ausstellung finde ich sehr spannend.“

 

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Vitrine des SAI und der Japanologie zusammen

 

Auch die einzelnen Exponate zeigen interessante und manchmal unerwartete Beziehungen zwischen den verschiedenen Vitrinen. „Im Seminar von Herrn Krämer gab es verschiedene Themen zu Japan und China im zweiten Weltkrieg in Verbindung mit Deutschland. Unter anderem wurde auch der Besuch einer Abordnung der Hitlerjugend in Japan im Jahr 1938 thematisiert. Dazu gibt es eine ausführliche Berichterstattung der japanischen Presse, von der ein Exponat auch in der Ausstellung zu sehen ist, und wir haben ein Foto auf dem UB Plakat, wo die Hitlerjugend durch ein Fernrohr auf den Fuji-Berg guckt. Eines Tages schrieb Frau Henker eine E-Mail, dass Sie ein Foto von Dietrich Seckel gefunden hat, auf dem uniformierte japanische Jugendliche in Reih und Glied und mit japanischen Sonnenwappen- und deutschen Hakenkreuz-Fahnen in der Hand aufgestellt sind. Das ist schon ein interessantes Bild, bei dem einem der Gedanke kommt: „Komisch, diese Jungen stehen da, als ob sie auf irgendjemanden warten, wie eine Begrüßungsdelegation auf einen Staatsgast. Könnte es sein, dass diese Jungen die Abordnung der deutschen Hitlerjugend erwarten?“ Frau Henkel hat dann sehr schnell herausgefunden, wann und wo Seckel die Aufnahme genau gemacht hatte, und Herr Krämer konnte diese Daten binnen einer Minute mit der Reiseroute der Hitlerjugend in Japan abgleichen. Und tatsächlich, auf dem Foto war ein japanischer Jugendverband zu sehen, der vor einem Hotel im Sommerfrische-Resort von Karuizawa die Hitlerjugend empfangen sollte. Das war schon ein wunderbarer Zufall.“

Noch bis Ende Oktober 2017 sind die Exponate in der UB zu besichtigen, danach sollen sie für ein weiteres Semester in die Vitrinen des Instituts für Japanologie und des Südasieninstituts wandern. Hanno Lecher denkt aber bereits an die nächsten Ausstellungen. Das Thema steht noch nicht fest, aber Ideen und Materialien gibt es genug: „Wir haben zum Beispiel rund 1.500 Propagandaposter aus der Zeit der chinesischen Kulturrevolution, die wir gerade inhaltlich erschließen und die wir auf jeden Fall ausstellen wollen. Das werden wir voraussichtlich im [neuen] CATS machen. Außerdem gibt es an der Universität Heidelberg eine Initiative „Sammlung des Monats“, die sich zum Ziel gesetzt hat, jeden Monat eine andere Sammlung aus den Instituten und Einrichtungen der Universität auszustellen. Das wurde in der Vergangenheit schon sehr erfolgreich gemacht und soll ab Sommer 2017 in zwei Vitrinen der UB-Zweigstelle im Neuenheimer Feld wiederholt werden. An dieser Ausstellungsreihe werden auch wir uns beteiligen. Hierfür böte sich zum Beispiel unsere Sammlung von Manuskripten der Yao-Minderheit an, die aus daoistischen Ritualbildern und -texten aus der Zeit zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert bestehen. Da sind sehr interessante Exponate dabei. Eine andere Möglichkeit wäre etwa eine Ausstellung zur Geschichte des chinesischen Buchdrucks. Wir haben hierzu unter anderem ein Faksimile des ältesten gedruckten Werkes, das uns heute noch vollständig erhalten ist, nämlich der Diamantsutra aus dem Jahr 868, dazu eine traditionelle Holzdruckplatte eines chinesischsprachigen Werkes aus Korea aus dem Jahr 1922, und ein Exemplar einer chinesische Schreibmaschine, wie sie bis in die 1980er-Jahre in China weit verbreitet war. Wir haben also einige Exponate, die durchaus auch sehr publikumswirksam sind.“

 

Das Gespräch mit Hanno Lecher führte Marjolijn Kaiser für SHAN e. V. Wir möchten Herr Lecher ganz herzlich für seine Zeit und Unterstützung beim Verfassen dieses Artikels danken!

 

Marjolijn Kaiser

 

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Von Keynote bis Kneipe: Die Organisation einer wissenschaftlichen Konferenz

 

Wie organisiert man eigentlich eine erfolgreiche wissenschaftliche Konferenz? Davon könnten an diesem Institut natürlich viele Menschen deutlich patenter berichten, als Neuling auf diesem Gebiet möchte ich es dennoch einmal versuchen und anhand eines praktischen Beispiels beschreiben, was sich damit verbindet.

 

Inhaltliche Fragen und Antworten

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Konferenzen, für die ein Call for papers (Cfp) geschrieben wird, und auf die sich dann Leute aus aller Welt bewerben können, und jenen, bei denen man bei der Planung der Konferenz schon gewisse Leute im Hinterkopf hat bzw. aktiv nach diesen sucht, und welche man dann direkt einlädt. Zweiteres war das Modell, für welches sich mit Lena Henningsen und mir zwei Alumni der Heidelberger Sinologie entschieden hatten, um eine Konferenz im Rahmen des an der Universität Freiburg angesiedelten Forschungsprojekts „Worlds of Reading in China’s long 1970s: Reading and Writing during the Cultural Revolution“ durchzuführen. Diese fand vom 5. – 6. Mai 2017 statt und nahm sich vor, anstatt des üblichen Fokus‘ auf die Produktionsseite, vermehrt auf die Rezeptionsseite zu achten.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Produktion“ und „Rezeption“? Und was bedeutet eigentlich „Lesen“? Da im Rahmen des Projekts „Texte“ nicht nur als eine Aneinanderreihung von Buchstaben und Schriftzeichen verstanden werden, können auch Bilder, ob bewegt oder nicht, „gelesen“ und interpretiert werden (auch als „visual reading“ bezeichnet). Nur weil ein Text in diesem breiteren Sinne „abgesandt“, d.h. gedruckt bzw. allgemein veröffentlicht wurde (wobei wiederum der produzierte und der versandte Text nicht in eins zu setzen sind), ist noch lang nicht klar, welchen Weg dieser Text dann im Weiteren beschreitet. Wo genau wird er eigentlich gelesen? Unter welchen Umständen und zu welcher Gelegenheit? Wann? Von wem? Wird das Lesen des Textes als eine Verpflichtung aus politischen oder sozialen Zwängen heraus empfunden oder eher als ein Akt der Befreiung? In welcher Form und Materialität wird der Text verbreitet? Inwieweit verändert sich der Text im Laufe der zeitlichen und räumlichen Wanderung? Man denke an vorgenommene Ergänzungen, Nacherzählungen, Neudrucke, handgefertigte Kopien etc.

Dies alles sind Fragen, die insbesondere für die langen 1970er Jahre in China einer Beantwortung harren. Die Konferenz trat an, diesem Umstand wenigstens teilweise Abhilfe zu verschaffen, wobei ForscherInnen aus unterschiedlichen Fach- und Himmelsrichtungen präsent waren. Aus Übersee, aus Kanada und USA, kamen Timothy Cheek (UBC, letzte Monographie: The Intellectual in Modern Chinese History) und Sun Peidong (Harvard, zuletzt als Ko-Herausgeberin einer Sonderausgabe des China Quarterly zum fünfzigsten Jahrestag der Kulturrevolution in Erscheinung getreten). Neben Rui Kunze aus Erlangen stammten alle übrigen TeilnehmerInnen aus Heidelberg und Freiburg, was den sehr angenehmen Nebeneffekt hatte, dass sich Mitglieder der beiden Institute näher kennenlernen konnten. Das ist durchaus von Wichtigkeit: Vergleicht man bspw. die deutsche und französische Sinologie, sticht die Konzentration auf Paris einerseits und die Aufteilung in viele (in der Regel kleine) Institute an Orten in allen Teilen Deutschlands andererseits ins Auge. Zumindest regionale Kooperationen zu schaffen, kann dabei ein probates Mittel sein, um mit begrenzten Ressourcen zu haushalten, insbesondere im selben Bundesland, wofür eine Bekanntschaft auf persönlicher Ebene natürlich unabdingbar ist, ob auf der Ebene von Professoren oder Doktoranden.

Tatsächlich fanden sich trotz der unterschiedlichen Foki von kultur-, politik- und geschichtswissenschaftlich orientierten SinologInnen jedoch breite Schnittmengen, was fruchtbare Debatten ermöglichte. So wurde etwa die ewige Frage nach der Sinnhaftigkeit von 1966 als historischer Wendepunkt aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und in Frage gestellt, wobei Periodisierungen eben stark davon abhängig sind, wozu man diese in Bezug setzen möchte. Timothy Cheek stellte in diesem Rahmen sein Konzept der „intellectual moments“ dar, die er für das 20. Jahrhundert als 20-Jahres-Perioden definiert, startend mit dem Jahr 1895. Demzufolge setzt bei ihm eine neue Phase („Revolutionary Revival: overthrowing the lords of nation-building“) im Jahr 1957 ein und setzt sich fort bis zum Jahr 1976.

Ein weiteres Ergebnis war, dass die räumliche und soziale Dimension des Lesens noch stärker bei der Analyse von Lesepraktiken der Zeit berücksichtigt werden muss, wobei die Digital Humanities (DH) als Analysetool aufregende neue Perspektiven und Erkenntnisse versprechen.

 

Organisatorische Herausforderungen

Wie immer war auch bei der Organisation der Freiburger Konferenz die Befriedigung der basalen menschlichen Bedürfnisse nach ausreichend Nahrung und Schlaf die erste Priorität, was die Buchung von Unterkünften (Zimmer möglichst im gleichen Hotel, dieses zentral gelegen, guter Standard, allerdings nicht zu teuer), Catering und geeigneten Locations für ein Abendessen miteinschloss. Das alles am besten noch einmal ausdifferenziert in vegetarisches und nicht-vegetarisches Essen. Für die Bewerbung durfte die analoge und digitale Werbung nicht vergessen werden, was umfangreiche Design- und Marketingaktivitäten zur Folge hatte. Um eine ausreichende Finanzierung zu gewährleisten, war die Sponsorensuche ebenfalls Teil der Vorbereitung. Nach Ende der Konferenz ging es dann an die gewissenhafte Abrechnung, um die zahlreichen Rechnungen mitsamt Belegen ordnungsgemäß zu verbuchen. Inhaltlich war die Aufteilung in Panels ein kniffliges Unterfangen, da man bei begrenzt vorhandenen Informationen schon ungefähr abschätzen musste, in welche Richtung sich die Papers entwickeln werden und wie sie miteinander in Dialog treten könnten. Die Panels mussten durch geeignete Chairs geleitet und die einzelnen Vorträge durch passende Discussants ergänzt werden.

Bei alldem darf natürlich nicht in Vergessenheit geraten, dass der tägliche Unialltag weitergeht, und man zudem eine anständige Präsentation abliefern möchte (und auch sollte), was paralleles Arbeiten und Multi-Tasking erforderlich machte. Während der Konferenz dann war man angehalten, gleichzeitig für den reibungslosen organisatorischen Ablauf und das inhaltliche Gelingen durch durchdachte eigene Wortbeiträge und ein gutes Paper Sorge zu tragen. Da es meine erste Konferenz als Organisator und Speaker war, habe ich wenige Vergleichsmöglichkeiten, entnehme den zahlreichen Rückmeldungen jedoch, dass uns dieses Unterfangen einigermaßen geglückt ist und freue mich schon auf die nächste derartige Veranstaltung, ob als reiner Zuhörer oder Teilnehmer. In jedem Fall ist mir nun genauer bewusst, welche Menge an Arbeit und Verantwortung damit einhergeht. Oliver Schulz (MA Universität Heidelberg, 2014), ist Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Worlds of Reading in China’s long 1970s: Reading and Writing during the Cultural Revolution“ und promoviert zum Thema „Zawen writing in the 1960s – Struggling for China’s Cultural Legacy”.

 

Link zur Konferenz: https://www.sinologie.uni-freiburg.de/reading

 

Oliver Schulz

 

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Chi-Yin Chen aus Wanhsien in Berlin und Göttingen

 

Am 1. Januar 1933 veröffentlichte die Berliner Tageszeitung „Der Funke“ den Artikel ‚Feste in China‘ von Chi-Yin Chen (Cheng Qiying). Schon die Umschrift für Personen- und Ortsnamen läßt vermuten, daß die Person auch Englisch sprach, denn die Wade-Giles-Umschrift war hier nicht üblich. Da Wanhsien (pinyin: Wanxian, in der Nähe des heutigen Drei-Schluchten-Staudamms) ein früher Vertragshafen war, gab es dort wohl auch Schulen, die Englisch unterrichteten.

 

Feste

Wer nun bei dem Thema einen unpolitischen Kulturbeitrag erwartet, wird sich noch wundern. Schon im 2. Absatz heißt es: „Freilich, wie man diese Feste auch verherrlichen mag, man kann nicht leugnen, daß auf Grund der auch in China bestehenden Klassenverhältnisse nicht alle Menschen in gleichem Maße Freude und Glück aus diesen Festen schöpfen.“

Man braucht jetzt allerdings keine Angst vor Parteipropaganda zu haben, denn es heißt auch, daß „die chinesischen Feste der engen Verbindungen der Seele mit der Natur“ dienen. Es wird nun auch etwas persönlicher: „Das, was mir von diesem Fest besonders in der Erinnerung ist, sind meine Erlebnisse in Wanhsien, einer Stadt im westlichen Teil Chinas, von sehr schöner Landschaft umgeben, wo ich meine Kindheit verbracht habe. Wir wohnten außerhalb der Stadt auf halber Höhe eines Berges.“ (Interessant im Vergleich mit anderer chinesischer Literatur der zwanziger und dreißiger Jahre ist die Tatsache, daß ‚Familie‘ hier positiv gebraucht wird. Daß die Autorin Fremdsprachen lernen und im Ausland studieren konnte, deutet auch auf eine ‚moderne‘ Familie hin.)

 

Frauen

Diese wenigen Sätze aus einem etwa zehn mal so langen Text zeigen gute Deutschkenntnisse, Stilsicherheit und klare Logik. Das Interesse an Märchen und Sagen, Sitten und Gebräuchen, Kunst und Literatur erinnert an Anna Seghers (1900-1983). Mit dieser hatte die Autorin in Berlin damals Kontakt und da sie gut Deutsch sprach hat sie gelegentlich auch für andere Chines(inn)en gedolmetscht und übersetzt. Eine der Neuankömmlinge des Jahres 1930 war Hu Lanqi, bei Seghers Lan-chi, die auch aus Sichuan stammte, allerdings aus der großen Provinzhauptstadt Chengdu; diese konnte damals kaum Deutsch. Während Hu der KP beitrat gehörte Chen zu einer kleinen sozialistischen Gruppe (ISK), die in den zwanziger Jahren gegen KPD und SPD agierte, in den dreißiger Jahren jedoch eine Einheitsfront aller linken Parteien gegen die die NSDAP befürwortete; zu diesem Zweck wurde 1932 „Der Funke“ gegründet.

 

Flüsse

Im Zusammenhang mit Anna Seghers ist auch deren Geschichte ‚Der Last-Berg‘ aus dem gleichen Jahr interessant, die sehr an die Verhältnisse in den steilen Yangzischluchten erinnert. Wenige Monate nach dieser Veröffentlichung floh Seghers mit ihrer Familie nach Frankreich, Chen ging nach China zurück. Als Seghers 1951 zum ersten Mal China besuchte, war ihre Reisebetreuerin Tschen Chi-ying, nach heutiger Umschrift Cheng Qiying (1904-1968).

 

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Chi-yin Chen / Willi Eichler / Albert Einstein / Karl Emonts / Anton Erkelenz / Hellmuth Falkenfeld / Kurt Großmann / Emil J. Gumbel / Walter Hammer / Theodor Hartwig / Vitus Heller / Kurt Hiller / Maria Hodann / Hanns-Erich Kaminski / Erich Kästner / Karl Kollwitz / Käthe Kollwitz / Arthur Kronfeld / E. Lauti / Otto Lehmann-Rußbüldt / Heinrich Mann / Pietro Nenni / Paul Oestreich / Franz Oppenheimer / Theodor Plivier / Freiherr von Schoenaich / August Siemsen / Minna Specht / Helene Stöcker / Ernst Toller / Graf Emil Wedel / Erich Zeigner / Arnold Zweig

 

Dr. Thomas Kampen

 

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Marxistische Arbeiter-Schulung in Berlin: eine Chinesin berichtet

 

NL91_Artikel4a„Im September habe ich an einem achttägigen Einführungskurs der Marxistischen Arbeiterschule (Masch) teilgenommen. Es lag mir daran, von Marxisten selber über den Marxismus belehrt zu werden. Meine chinesischen Bekannten, die sich in unseren Gesprächen beklagten, daß ich dem Marxismus nicht genug Verständnis entgegen brächte, hatten mich an die Masch verwiesen.“


Das Ergebnis war eindeutig: „Etwas Positives habe ich leider dort kaum gelernt. Aber es ist lehrreich, von dem Kurs zu berichten, um die Bedeutung einer solchen Schulung ins Auge zu fassen.“


Am Ende des Artikels steht: „Die erste theoretische Schulung, die wir als Sozialisten nötig haben, ist die, daß wir lernen, selbstständig an Probleme heranzugehen, sie in gemeinsamen Gesprächen zu bearbeiten, indem wir einander mit Gründen und Gegengründen gegenseitig zu überzeugen suchen, statt daß wir nachplappern was eine Autorität uns an Schlagworten vorsetzt. Eine solche Erziehung zu eigenem Denken fehlt in der Masch noch.“


„Der Funke“


Dies veröffentlichte am 6. November 1932 die Zeitung „Der Funke“ in Berlin. Autorin war Chi-yin Chen, die eigentlich Cheng Qiying hieß und die 1923 nach Deutschland gekommen war und zunächst in Göttingen, später in Berlin studierte. Interessant sind in diesem Zusammenhang zwei Personen, die bei der Masch eine wichtige Rolle spielten: der bekannte Kommunist und Sinologe Karl August Wittfogel und der wenig bekannte Laszlo Radvanyi, der mit der später berühmten Schriftstellerin Anna Seghers verheiratet war – beide Eheleute hatten in Heidelberg studiert und waren nach der Promotion nach Berlin gezogen.


Beeindruckend ist an diesem und anderen Texten von Chen, daß sie viel Kontakt zu Kommunisten hatte und sich ernsthaft mit der Ideologie beschäftigte, aber trotzdem skeptisch blieb und nicht der KPD beitrat. Immerhin war sie in Göttingen mit dem Kommunisten Xie Weijin liiert und in Berlin mit der Kommunistin Hu Lanqi befreundet – alle drei kamen aus Sichuan; in Berlin hatte sie auch mit Anna Seghers Kontakt, die damals schon in der Partei war.


Andere Erfahrungen


Es gab allerdings auch eine Phase wo Chen nach Hessen zur Walkmühle zog um dort mit Anhängern des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds zusammenzuleben - diese waren Vegetarier und lehnten Alkoholkonsum ab. Da sie dort die einzige Chinesin war, hatte sie bessere Möglichkeiten Deutsch zu lernen als die Chinesen in den Großstädten.

 

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Ende der zwanziger Jahre verbrachte sie auch längere Zeit in Shanghai. (Ihre Erfahrungen dort waren vermutlich Grundlage für die Geschichte ‚1. Mai Yanshuhpou‘, die Anna Seghers in den dreißiger Jahren schrieb.)


Sie lebte später in der Volksrepublik, traf noch einmal Anna Seghers, war mit Eva Siao (Sandberg) aus Breslau befreundet und starb 1968.
Insgesamt beeindruckt bei ihr die Neugier, Klarheit und Toleranz. Schade, daß sie keine Bücher veröffentlichte!

 


Dr. Thomas Kampen

 

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Eine Ausstellung gegen den Japan-China-Krieg

 

Vor achtzig Jahren begann offiziell der zweite Chinesisch-Japanische Krieg – das Datum 7.7.37 ist leicht zu merken.


Aber schon vor fünfundachtzig Jahren wurde Shanghai angegriffen, was damals nicht nur die Chinesen sondern auch viele Ausländer schockierte.


Im gleichen Jahr fand in Berlin eine Ausstellung über den Krieg statt; über diese erschien am 29. Oktober 1932 in der Zeitung „Der Funke“ folgender Bericht.


Ausstellung gegen den Japan-China-Krieg


In dem Antikriegs-Museum von Ernst Friedrich ist eine Ausstellung über den japanisch-chinesischen Krieg.


Was einem zuerst in die Augen springt sind zwei große nebeneinanderhängende Bilder; das eine zeigt den Kopf eines japanischen und das andere den eines chinesischen Soldaten, die etwa 18 Jahre alt sein mögen. Beide sehen gleich intelligent und schön aus; aus den Augen leuchten Lebenskraft und Energie ihrer blühenden Jugendjahre. Wie gut könnten sie Freunde oder Kameraden sein, hätten sie sich auf andere Weise kennengelernt! […]


Ein Bild zeigt das chinesische Stadtviertel Tschapei, in dem der übliche lebhafte Verkehr herrscht. In der Luft wehen unzählige Fahnen, die aus den Ladenfenstern heraushängen. Auf den Straßen sind Menschen und Fahrzeuge in mannigfacher Art: ein buntes wirklich chinesisches Bild. Im nächsten Augenblick sieht man nur noch die Ruinen dieser Stadt! […]


Einige andere Bilder zeigen die Grausamkeit der Hinrichtung in China. […]


Diese grausamen Hinrichtungen kenne ich. Ich habe sie selber gesehen, als die Kuomintang 1927 die Kommunisten ausrotten wollte. Auch heute werden Kommunisten hingerichtet, sobald sie entdeckt werden. […]


Chi-Yin Chen

 

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Die 1904 in Sichuan geborene Autorin war damals noch keine dreißig Jahre alt, hatte aber schon verschiedene chinesische Provinzen gesehen und mehrere Jahre in Deutschland gelebt. Sie war die Mutter des 1925 in Berlin geborenen Anton Chen, der sich später Han Sen nannte. Außerdem war sie mit Hu Lanqi befreundet, beide flohen 1933 aus Deutschland und lebten später in der Volksrepublik China. Han Sen und Hu Lanqi veröffentlichten später Memoiren; Chen Chi-Yin (Cheng Qiying), die mitten in der Kulturrevolution starb, nicht.


Der Vater des Jungen, Xie Weijin, ging 1933 mit ihm in die Schweiz, nahm später am Spanischen Bürgerkrieg teil und kehrte 1940 mit dem Sohn nach China zurück.


 

Dr. Thomas Kampen

 

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Blitzlicht - Taiwan: Auf zu neuen Ufern!

 

Schwindende Freunde: Panama
Am 13. Juni 2017 unterzeichneten Vizepräsidentin Isabel Saint Malo de Alvarado und Chinas Außenminister Wang Yi das gemeinsame Communiqué, nachdem Panama diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China aufnimmt und Taiwan im Gegenzug einen langzeitigen Alliierten verliert. Mit dem Verlust Panamas bleiben Taiwan leidglich 20 formale Allianzpartner, bei denen es sich hauptsächlich um kleine Staaten im Pazifik und der Karibik handelt, berichtete The Wall Street Journal am darauffolgenden Mittwoch (14. Juni 2017, S. A4). Mit dieser Unterschrift erkennt Panama den Status Taiwans als „an inalienable part of Chinese territory“ an. Die Vertretung der Republik Chinas in Deutschland, Büro München, erklärte in der Pressemitteilung zur Situation, dass der Schritt, die diplomatischen Beziehungen mit sofortiger Wirkung zu beenden, „eine Entscheidung zugunsten der nationalen Würde“ sei, so dass auch bilaterale Kooperationsprojekte beendet und die Mission abberufen würde. Obgleich es spätestens seit Dezember 2016 offensichtliche Anzeichen für diesen diplomatischen Wechsel zu Gunsten der Volksrepublik gab, wie Shannon Tiezzi argumentiert, habe Panama „auf äußerst geringschätzige Art und Weise ... bis zum allerletzten Moment die Republik China über seine Entscheidung im Dunkeln gelassen,“ heißt es in der offiziellen Stellungnahme überrascht.


Wie es allerdings zu dieser Überraschung kommen konnte, verwundert sehr. So ist der Schritt Panamas sicherlich nicht in einer verschlechterten Beziehung zu Taiwan zu suchen oder gar der Absage Taiwanischer Außenpolitik, denn vielmehr in der steten Vertiefung ökonomischer Beziehungen zwischen Panama und der aufstrebenden Volksrepublik. Zwar schätzte der Politikwissenschaftler Huang Kwei-Bo im letzten Jahr die diplomatischen Beziehungen zwischen Taiwan und Panama noch als stabil ein, prophezeite jedoch die Möglichkeit dieser Aberkennung diplomatischer Beziehungen im Lichte der steigenden ökonomischen Bedeutung zwischen Panama und dem Festland (Huang 2016:470).[1] Bereits 1996 wurde das Panama- China Trade Development Office [巴拿馬-中國 貿易發展辦事處] in Beijing eingerichtet. Von der wirtschaftlichen Perspektive betrachtetet verbirgt sich auch keine sonderlich große Überraschung: Die Volksrepublik ist mittlerweile auf den zweiten Platz der häufigsten Nutzer des Panama-Kanals aufgestiegen und der drittgrößte Klient des Panama-Kanals ist ebenfalls volksrepublikanisch, nämlich die China Ocean Shipping Corporation (COSCO) [中国远洋海运集团有限公司]. Die Bank of China changiert unter den 10 wichtigsten Banken in Panama. Für Taiwan hingegen ist die ökonomische Dimension nicht sonderlich herausragend. So war Panama zwar neben Guatemala, Honduras, Nicaragua und El Salvador bislang einer der fünf zentralamerikanischen Bündnispartner Taiwans, mit denen ein Freihandelsabkommen bestand. Allerdings merkte Huang Kwei-bo ohne den Bezugszeitraum näher zu spezifizieren dazu an, dass der Zentralamerikanische Handel lediglich 0,2 Prozent des Gesamtaußenhandels Taiwans ausmachte.[2] Weniger überraschend, als vielmehr absehbar ist dieser Wechsel des diplomatischen Partners Panamas einzustufen.


Diplomatisch interessant ist der Zeitpunkt. Die ersten diplomatischen Beziehungen zwischen China und Panama wurden in der späten Qing-Zeit aufgebaut. Panama hatte 1922 die Staatlichkeit Republik Chinas anerkannt und dies über die Gründung der Volksrepublik nicht hinterfragt. 2003 wurde hier zwar noch ein Freihandelsabkommen mit Taiwan verabschiedet, das jedoch auch bei wegfallenden Zoll-und Handelshemmnissen wenig ertragreich für beide Parteien war. Innenpolitisch sinkt die Popularität der Regierungschefin und außenpolitisch behauptet Tsai sich mit der Neuen Südwärts-Politik gegenüber Beijing. Dahinter könnte ein über Bande gespieltes Singal nach Taipei stecken: Denn ungeachtet von den Wirtschaftszahlen, trifft der Verlust jedes diplomatischen Partners Taiwans Regierung übermäßig hart.

 

Links:
CGTN¬ Nachrichten berichten: https://www.youtube.com/watch?v=a4SC3ygKk64

Reuters liefert unter folgendem Link Originalton mit Untertiteln: https://www.youtube.com/watch?v=6IkIYyNYpCc


Taiwans Stellungnahme zur Auflösung der diplomatischen Beziehungen mit Panama: http://www.roc-taiwan.org/demuc_de/post/1935.html


Nach Shannon Tiezzi zeichnete sich dieser diplomatische Wandel gegen Taiwans Bemühungen ab: http://thediplomat.com/2017/06/taiwan-loses-another-ally-as-panama-embraces-china/

 

„Neue Südwärts-Politik“
Taiwans Außenpolitik richtet sich südwärts. Im Frühjahr stellte Tsai’s Regierung die „Neue Südwärts-Politik“ (新南向政策 Xin Nanxiang zhengce, Engl. New Southbound Policy, NSBP) Taiwans vor. Das Ziel der programmatischen Ausrichtung ist es, nicht nur wirtschaftlich den Handel mit den 18 Kooperationspartnern zu verstärken, sondern auch bürgerliche und diplomatische Beziehungen zu vertiefen. Die bestehende wirtschaftlichen Beziehungen werden zudem inhaltlich auf umfassende Sektoren erweitert. Abgesehen von den Handelskooperation (經貿合作 jingmao hezuo) , umfasst die Neue Südwärts-Politik eine gezielte Bildungsförderung (人才交流 rencai jiaoliu) mit attraktiven Ausbildungs- und Austauschprogrammen inklusive Kurzzeit-Forschungsstipendien und die Kooperationsförderung ‚gemeiner Güter’ (資源共享 ziyuan gongxiao). Darunter fällt speziell die Verbesserung medizinsicher Versorgung bzw. Verbreitung medizinischer Technologien sowie der allgemeine Kulturaustausch. Der Ausbau der Kooperation im Bereich Tourismus richtet sich konkret darauf, die Beziehungen auf lange Sicht transnational und interpersonell zu vertiefen. Für den Austausch im Agrarsektor ist die Gründung einer internationalen Kooperationsfirma geplant. Im Gegensatz zu vorangegangenen Vorstößen in der Außenpolitik, ist mit dieser Neuen Südwärts-Politik auch eine stärkere regionale Integration angestrebt. Unter dem ‚Regionalen Link’ (區域連結 quyu lianjie) soll die Zusammenarbeit auch institutionell abgesichert werden. Unter den 18 Kooperationspartnern sind neben Vietnam, Singapur, Myanmar, Malaysia, Indien auch Australien, Neuseeland, Pakistan und Sri Lanka vertreten.


Ausführliche Informationen gibt es auf der eigens für die neue Soutbound-Politik eingerichteten Projekt-Webseite:
https://www.newsouthboundpolicy.tw/index.aspx?AspxAutoDetectCookieSupport=1


Eine mit Stecknadeln gespickte Landkarte der Kooperationspartner findet sich hier: http://www.roc-taiwan.org/portalOfDiplomaticMission_tc.html#NewSouthbound


Presse-Link: http://taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2016/04/14/2003643929


Verfassungsgericht hebt das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehe auf
Am 24. Mai 2017 traf das taiwanische Verfassungsgericht (大法官dafa guan) eine geschichtsträchtige Entscheidung. Erstmalig in der Region wurde das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehe als verfassungswidrig befunden. Eine Regelung für die gleichgeschlechtliche Eheschließung (同性婚姻 tongxing hunyin) ist damit jedoch noch lange nicht in Sicht. So bleibt vorerst unklar, inwieweit in den nächsten zwei Jahren die parlamentarische Gesetzesänderung dazu führt, dass auch die gleichen Rechte wie für heterosexuelle Paare gelten werden. Das gemeinsame Sorgerecht für Kinder gleichgeschlechtlicher Ehepartner ist eines der zentralen Anliegen der LGBT-Bewegung. Prinzipiell ist die Entscheidung progressiv. Trotz zunehmender Kritik aus dem Konservativen-Lager und wiederholten Protestaktionen, galt die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Eheschließung allerdings schon lange nicht mehr als unwahrscheinlich. Insbesondere die Generation der 20 - 29 Jährigen unterstützt die gleichgeschlechtliche Ehe mit bis zu 80 %, berichtete VOA bereits im vergangenen Herbst. Eine vorausgegangene Studie des Soziologischen Instituts der Academia Sinica aus den Jahren 2012 und 2013 fand heraus, dass die Unterstützung gesamtgesellschaftlich bereits bei über 50% lag. Wie die Chinapost berichtete,
konnten die Protestaktionen der Konservativen den Trend nicht aufhalten.

Informativer Kommentar zur Aufhebung des gleichgeschlechtlichen Ehegebots: http://jungle.world/artikel/2017/22/jubel-fuer-den-ersten-schritt


Matt Paul kommentiert für United News International abrufbar hier: https://tw.voicetube.com/videos/51973


Protestaktionen vor Parlamentsbeschluss: http://www.scmp.com/news/china/policies-politics/article/2046921/thousands-opposing-same-sex-marriage-stage-rally-taiwan und

http://www.scmp.com/news/china/society/article/2045083/why-taiwan-likely-set-first-asia-legalising-same-sex-marriages

Hinterlegt: https://www.voanews.com/a/ap-taiwan-set-to-legalize-same-sex-marriage/3590439.html
Hinterlegt: http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2013/08/07/385785/support-for.htm

 

Josie-Marie Perkuhn

 

[1] Kwei-Bo Huang, “Taiwan’s Foreign Policy and International Space,” in Routledge Handbook of Contemporary Taiwan, ed. Gunter Schubert (London ; New York: Routledge, Taylor & Francis Group, 2016), 465–81; S. 467 FN7 S. 477).

[2] Ibid.

 

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Von Film bis Phonetik: Interview mit Xu Laoshi

 

Frederic Xu ist mittlerweile seit fast zwei Jahren am Institut für Sinologie als Lektor tätig. Er unterrichtet nicht nur im Propädeutikum, sondern auch Mittelkurse, Hörverständnis und Masterkurse. Außerdem interessiert er sich sehr für Filme und organisierte bereits des Öfteren Filmabende am Institut. Gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Mittler unterrichtete einen Kurs über Taiwan in Filmen. Im Rahmen dieses Kurses kamen drei taiwanische Regisseure nach Heidelberg. Hier erzählt Xu Laoshi über seinen Namen, seine Heimat und sein Interesse an Phonetik, Filmen, Döner und Tschibo.

 

您贵姓大名? 您的名字有没有特别的意义,或者您父母选择您的名字时有什么有趣的故事?Wie heißen Sie und gibt es eine „Geschichte“ oder besondere Bedeutung hinter Ihrem Namen?

徐老师: 我叫徐振峰,「『徐』徐吹來一陣風(振峰),『振』奮人心,超越巔『峰』!」當我這麼說,說中文的人一般很快就會記住我的名字。這名字是我爸取的,他好像根據什麼姓名學算過筆畫,有電腦的時代以前,我的「峰」字的「山」本來在上面(峯),但是電腦發展初期的漢字字體(font)大部份不會有這個字,收到信件或資料的時候常常那個「峯」常常因為字體裡沒這個字,就不見了,成了「徐振」,所以我就徵得父親同意之後,去戶政事務所把「峯」改成「峰」了。

我的歐文名字叫Frederic Xu。Frederic這個名字最早是一位芬蘭的朋友根據「峰」字的F音,選了Fredrick這個名字,但是後來一位英國朋友強力推薦Frederic這個拼法比較好,所以我就選了這個拼法。更晚一些我才知道,這個拼法不論從哪個語言看來都不太普通,都挺有異國情調(exotic)!至於選漢語拼音Xu,而沒選Hsu這個台式拼法,則是因為自己教華語多年,在教室裡已經用慣Xu這個拼法。另外,當年給我辦護照的人把我的名字拼成Hsu, Cheng-fung,身為華語教師我實在難以忍受自己名字的拼法前後鼻音(n與ng)不分,偏偏台灣管護照的單位說什麼也不讓我把Cheng-Fung改成Chen-Fung,後來我就乾脆走另一條路,證明Frederic Xu這個名字已經被國際單位認證,他們才允許我在護照上改用現在這個名字。

 

您是哪里人?可以介绍一下您的老家. Wo kommen Sie her und können Sie etwas über Ihre Heimatstadt erzählen?

徐老师: 12歲以前,因為父親工作的關係,我住在台東縣池上鄉,那裡是著名的米鄉。但我父母的老家在屏東,屬所謂的「六堆客家」,12歲以後我們家整個遷回屏東。對,我父母都是台灣客家人,我們父系的祖先在大約四百年前的明末時期就來到台灣了,根據歷史記載,那時跨海渡台的幾乎都是男人,沒有什麼女人。至於我們母系的祖先們,也就是我們血統大部分的來源應該還是台灣的原住民,也就是南島語族(Austronesia Language Family),但是漢語族群(Sino-Language Family)的文化強勢使得我們南島語系祖先的歷史幾乎完全被遺忘。幾年前我母親過世,透過我表哥的陳述,我才知道我母親家族還有荷蘭血統,這才讓我了解到,為什麼我外婆的長相跟別的客家人這麼不一樣,也才了解到,為什麼有人會問我是不是混血兒。以前我都說我不是。

池上什麼族群都有,南島語族主要包括卑南族(Puyuma)、阿美族(Amis)和魯凱族(Rukai),漢語族群則包括南腔北調的台語(Taiwanese South-Min)、客語(Hakka)和華語(Mandarin),另外再加上1949年以後來的伯伯叔叔們的中國家鄉話;學校裡則是教「國語」(Standard National Language),教我們國語課的老師說的是道地的北平「京片子」(Beiping/Bejing Mandarin)。不過,由於受到日本統治影響,我父母那輩的台灣人的跨族群語言很可能是日語,也就是他們那個時代的「國語」。所以我小時候接觸的語言挺複雜,但也因為這樣,我的華語、台語和客語幾乎是一起發展的,都算是我的母語。台灣東部也曾是許多日本「灣生」的故鄉,所以至今在許多生活習慣及飲食文化上都還看得見當年日本的影響。

高雄、屏東地區的「六堆」地區是客家聚落,屬所謂「四縣腔」,和最近到海德堡的侯孝賢導演的父母的老家梅縣同源,只是我們這群客家人到台灣已經大約四百年,而侯導的家人是1950年代前後才遷到台灣,口音、用詞甚至句法上已經有些許不同。事實上,同屬四縣腔的客家語,台灣南部的六堆客家和清朝才來到台灣的苗栗客家也已經有所不同了。 雖然因為歷史、政治和經濟的緣故,台灣的南島語族、客家語甚至閩南語正在式微,但台灣人很努力想要維持並延續這些語言及文化,我們甚至成立了原住民語電視頻道及客家語電視頻道,也在學校裡開課教孩子這些傳統的語言及文化。特殊的地理位置和歷史,使得台灣成了一個多元族群及文化共生的奇特島國,南島語族文化、歐洲文化、漢語族文化、日本文化、美國文化先後在這裡發展、融合,才成就了今日的台灣。

 

您怎么踏进学对外汉语这条路的呢?你的专长是什么?在这个领域里你对什么特别感兴趣? Sie studieren Chinesisch als Fremdsprache, wie sind Sie auf diesem Weg gelandet? Was ist ihr Schwerpunkt innerhalb dieses Bereiches und was finden Sie daran besonders interessant?

徐老师: 大學畢業、服完兵役後,我先在航空公司當過不到半年的地勤,後來實在受不了那樣的生活模式,就離職了。晃了將近半年之後我糊里糊塗考進了「史丹福中心」(Stanford Center),也就是當時位於台灣大學裡的「美國各大學聯合中華語文研習所」(IUP/Inter-University Program for Chinese Language studies; 該單位1997年遷到北京清華大學),就此正式開始了我的對外華語教學人生。一開始還以為「史丹福中心」是個補習班,沒想到她是一個這麼有歷史和專業度的對外華語教學單位。 IUP遷到北京清華大學後,原來的單位被台灣大學吸收,成了現在的「國立台灣大學國際華語研習所」(也就是ICLP,International Chinese Language Program, National Taiwan University)。來到德國以前,我一直服務於這個教學單位。

我的華語教學專業的主要興趣是在華語發音教學及正音 (Mandarin Chinese Pronunciation Pedagogy and Correction Approaching),特別是華語的聲調及語調。經過多年的實際教學與研究,我發展出一套針對華語音韻系統、特別是聲調及語調的教學方法,這也將會是我博士論文的主要內容。另外我還對華語句中焦點表達 (Focus Expression) 及篇章連結(Discourse Cohesion) 習慣的教學有興趣,因為我發現目前語言學已經有不少這方面的研究成果,但華語語言教材卻還是缺乏這方面的內容. 不過,有很長一段時間,我是同時從事華語教學和大眾傳播工作。那時我一邊教華語,一邊在廣播電台做廣播節目,我甚至參與了一家廣播電台的創立過程。後來我也受了專業的紀錄片拍攝訓練,拍了三、四年的紀錄片,內容主要是和客家及原住民族群有關。所以有五年的時間,我只做傳播工作而停了華語教學工作。工作很長一段時間以後,我才決定進台灣藝術大學(NTUA),拿到了藝術碩士(MFA),主修紀錄片編導和媒體管理。正是這樣的背景,學校總喜歡要我教華語口語訓練、聽力或傳播相關的華語課程,比方說「廣播新聞」、「電視新聞」、「華語電影」、「電影評論」、「外交華語」等等。唸碩士期間為了兼顧經濟和能彈性運用時間的需要,我才又回到ICLP重拾華語教學工作至今。有趣的是,當我拿到了我的MFA學位,我卻決定未來生活主要以華語教學為主,所以又進了國立台灣師範大學的華語文教學研究所念博士。

至於德語,大學時代我就在台灣學了幾年,但那個時代在台灣學德語幾乎學不了什麼,只學到概念,離開學校就幾乎全忘了。我的德語主要還是待在德國教華語的兩、三年慢慢拾起來的,但至今還是很有限的,畢竟學語言是一輩子的功課。

 

你会给学汉语的德国学生什么建议来提高学生的中文水平?说/写中文的时候德国学生最典型的问题/错误是什么?跟说其他母语的学生有什么差异呢? Was sind ihre Top-Tips für deutsche Studierende, um ihr Chinesisch zu verbessern? Und welche Fehler machen die deutschen Studierenden am häufigsten? Sind diese Fehler anders als Fehler von Studierenden mit einer anderen Muttersprache?

徐老师: 學語言最好的學習方法還是多用,盡可能多找母語者練習對話。我所見過的高成效華語學習者,不是交了華人男女朋友,就是曾經在華語環境工作,再不然就是對華人宣教,因此他們天天都有很強的動機和需要去學習華語。

至於語法,請你們問專業的華語教師或華語語言學者,千萬別讓沒受過語言學訓練或對外華語教學訓練的人給你解釋語法,因為他們的解釋往往會讓你更糊塗。比方說,告訴你「『了』是過去式」。 不過你倒是可以常問母語者,「這個/這時候 你會怎麼說?」如果需要課堂外的學習課程,現在也有不少網路學習工具,比方說Chinese Pod之類的網路材料,內容常常更新,可以跟上現在的華人熱門話題與常用內容。

我個人觀察,平均來說,德語母語學生學習華語的成就比其他國家的學習者來的高些,這當然這還需要更大規模及數據的研究證明,不過有不少老師都發現德國人的發音問題、語法問題相對少些。我猜這可能跟德語的音韻系統和語法結構和華語有許多相近之處有關。 德國學生說中文最大的問題還是聲調及語調,另外就是/i/ 、/e/分不清楚,還有就是對複合韻母(例如iu, ui, un, ian, uan) 的發音規則了解得不夠仔細,另外有少數學生的送氣音不夠清楚。

在句法方面 (Syntax) 主要還是語序問題(phrase/word order),另外就是焦點標記 (focus marker) 以及前面提過的篇章連結的問題。這些對說、聽、寫的正確度或得體度也都會造成相當大的影響。

 

你在台湾最想念的东西(或者人)是什么/谁?相反地,如果你能从德国带一个东西或者人回台湾去,会是什么/谁?Was oder wen vermissen Sie besonders an Taiwan, und umgekehrt, was möchten Sie aus Deutschland zurück mit nach Taiwan nehmen?

徐老师: 如果你問的是我想念家鄉的什麼?那我會說,第一個當然是家人和朋友,另外,我也想念台灣的各式美食、便利商店、客製化飲料店,想念三更半夜看完電影還可以去享受的清粥小菜、想念台灣山林裡及海岸邊的美麗風光,想念24小時都可以去逛的誠品書店,另外還有台北豐富的藝文活動,還有全台24小時內到貨的 PC Home 網路購物。 離開德國,如果有人資助,我真希望能從德國帶回一位專門給我做歐洲糕點的師傅,另外,他最好也會做土耳其菜,隨時可以給我一袋 Dönner 或一捲 Yufka,沒事的時候呢,就陪我練練德文。噢,對了,我還希望方便的Tschibo能直接在台灣開店,這樣我也可以繼續享受平價卻高品質的咖啡還有各種實用的生活器皿。:)

 

五年之后你想做什么/你觉得你会在哪儿做什么?Wo sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?

徐老师:我不介意留在歐洲,海德堡也挺好:)。做什麼?工作應該還是教華語吧,希望那時我的德語已經進步到讓我能更享受德國了!不過眼前看來,九月初就回台灣的機率較大些。:(

 

如果你没有学过对外汉语,你想做什么?或者说:你最理想的工作是什么? Was wäre ihr Traum-Beruf?

徐老师:如果不用考慮經濟問題,我願意做任何跟拍電影有關的工作(當然得要是我喜歡的題材囉)!:) 可惜若想靠電影這行吃飯,還要過得像人,得年輕時就投入,早早就出名。所以這也不能是算是個「理想工作」: (

 

如果你有机会访问一位汉学系的德国学生,你一定要问他/她的问题应该是什么? Wenn Sie einen Studierenden unseres Instituts interviewen könnten, was wurde Sie ihn oder sie unbedingt fragen?

徐老师: 讀海德堡漢學系這麼辛苦,為什麼你還願意堅持呢?

 

如果还有任何想跟我们读者说的,现在就说吧! Möchten Sie unseren LeserInnen noch etwas sagen?

徐老师: 台灣原本就是一個多元族群、多元文化的社會,且政治已相當民主化,在當代華人世界中扮演了一個相當特殊的角色。歡迎各位多到台灣來看看!:)

 

 

Das Interview führte Marjoljin Kaiser

 

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Zuletzt bearbeitet von: AF
Letzte Änderung: 06.07.2017
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