Forschungsprojekte

Die Vernichtung der Ortschaft Korjukivka im Gebiet Černihiv/ Ukraine unter deutscher Besatzungsherrschaft 1943

Gefördert durch das Auswärtige Amt

Leitung: Prof. Dr. Tanja Penter und Dr. habil. Valeryi Vasylev

Die Zerstörung der Ortschaft Korjukivka im Gebiet Tschernihiv in der Ukraine und der Massenmord an ihren Einwohnern Anfang März 1943 zählt zu den großen nationalsozialistischen Einzelverbrechen an der Zivilbevölkerung in der besetzten Ukraine. Infolge einer sogenannten „Strafaktion“ im Zeichen des Anti-Partisanenkampfes wurden etwa 7.000 Einwohner der Stadt getötet. Eine zentrale Rolle bei der Durchführung des Verbrechens spielte der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Tschernihiv und spätere Leiter des Sonderkommandos 4a, SS-Sturmbannführer Theodor Christensen. Die Leichen der ermordeten Menschen waren nach der Befreiung des Gebietes durch die Rote Armee in Massengräbern aufgefunden worden. Im Gebiet Tschernihiv wurden zudem mindestens 18 weitere Ortschaften samt ihrer Bewohner durch Angehörige der Sicherheitspolizei und des SD in Tschernihiv vernichtet.

Die Erinnerung an das französische Oradour, das tschechische Lidice und das griechische Distomo, wo im Zeichen von Vergeltungsaktionen gegen Widerstandsgruppen von den Deutschen ähnliche Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt worden waren, ist inzwischen zum festen Bestandteil einer europäischen Erinnerungskultur an die Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts geworden. Dagegen ist der Name Korjukivka nicht nur in einer breiteren deutschen und europäischen Öffentlichkeit, sondern auch im Kreis der Fachhistoriker:innen bis heute weitgehend unbekannt.

In der Nachkriegssowjetunion wurde im Hinblick auf die Opfer der „verbrannten Dörfer“ vor allem an das belarussische Chatyn, in der Nähe der Hauptstadt Minsk, erinnert, wo im März 1943 152 Bewohner der deutschen Vernichtungspolitik zum Opfer gefallen waren.  Chatyn steht stellvertretend für zahlreiche weitere verbrannte Ortschaften im besetzten Belarus. Bereits Ende der 1960er Jahre war in Chatyn ein großer sowjetischer Gedenkkomplex von unionsweiter Bedeutung errichtet worden, um an die Opfer der zerstörten belarussischen Dörfer zu erinnern. In Korjukivka betrieb der Sowjetstaat trotz der hohen Opferzahl keine ähnliche Gedenkpolitik, sondern verschwieg das Verbrechen  jahrzehntelang, was unter anderem damit zusammenhing, dass die große sowjetische Partisaneneinheit, die in der Nähe von Korjukivka lagerte, bei dem Verbrechen eine unrühmliche Rolle gespielt hatte, weil sie der Zivilbevölkerung nicht zur Hilfe gekommen war. Erst 1977 wurde ein erstes Denkmal in Korjukivka errichtet, das allerdings nicht den ermordeten Einwohnern, sondern dem "heldenhaften Widerstand der Bevölkerung gegen die deutschen, faschistischen Invasoren" gewidmet war.
 
In einem trilateralen deutsch-ukrainisch-ungarischen Forschungsprojekt am Historischen Seminar der Universität Heidelberg, das aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird, werden zum Teil neu zugängliche ukrainische sowie deutsche und ungarische Aktenbestände gemeinsam ausgewertet, um den genauen Tathergang des Verbrechens, Opfer, Täter und Zeugen sowie die Nachgeschichte der (fehlenden) juristischen Aufarbeitung und der jahrzehntelangen Tabuisierung des Verbrechens in der Sowjetunion zu untersuchen.

Perestrojka als Mehrebenenprozess

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft: Heisenberg-Programm, Laufzeit seit September 2021
Leitung: PD Dr. Franziska Schedewie

Projektbeschreibung:
Perestrojka war gedacht als ‚Umgestaltung‘ mit nicht-hegemonialen Mitteln. Im kommunistischen System der Sowjetunion, in dem „Macht gleich Macht“ bedeutet hatte, sollten Glasnost (Öffentlichkeit) und Demokratisierung die Bevölkerung der Idee nach zu Verbesserungen aus eigenem Antrieb mobilisieren. Alle – vom Staat bis zum Individuum – waren gleichzeitig gefordert, sich einer plötzlich offen erscheinenden Zukunft zu stellen.
Perestrojka 1985/6-1991 als letzte, prägende Epoche der Sowjetunion war dabei nicht nur ein Produkt der Gorbatschow-Politik ‚von oben‘ und von Basisinitiativen aus der Bevölkerung ‚von unten‘. Perestrojka war auch das Produkt von Akteuren und Akteurinnen, die auf verschiedenen Hierarchie-Ebenen von Institutionen und (Partei-)Organisationen den neuen Kurs interpretierten, kommunizierten und umsetzten. Institutionen, Organisationen und ihre Akteure bildeten Schnittstellen zwischen Staat und Bevölkerung. Hier, an diesen Schnittstellen der mittleren und vermittelnden Ebenen, wurde die Perestroika tatsächlich ‚gemacht‘. Doch sind es genau diese Ebenen, an denen Perestroika bisher untererforscht ist. Daher der Obertitel meines Projekts ‚Perestrojka als Mehrebenenprozess‘.    

Fallstudie:
Perestrojka als Exportprodukt. Von der Staatsebene in den Alltag am Beispiel UdSSR-DDR
Im Zentrum meines Projekts untersuche ich, wie Perestrojka über Institutionen und durch konkrete Akteure im sozialistischen Ausland vermittelt wurde. Die DDR bildet ein besonderes Fallbeispiel. Dort war der staatliche Widerstand gegen die Reformen stark, und das Ende des hier fortgeschrittensten Sozialismus fiel mit der deutschen Wiedervereinigung zusammen. Jenseits der obersten Vieraugengespräche erforsche ich, wie Perestrojka als Modell (das dem selbstauferlegten Ansatz nach nicht mit Machtmitteln durchgesetzt werden konnte) in ungewöhnlichen Elitendiskursen, im Alltag und in der Fläche vermittelt und rezipiert wurde. Dafür werte ich Dokumente aus (sowjetischen) Archiven, Periodika und eigene Interviews aus. Den Impuls zu meinem Thema gaben mir Zeitzeugen, die von öffentlichen Auftritten erzählten, um Perestrojka zu propagieren. Perspektiven wie von ihnen, aber auch von anderen wichtigen Akteuren und vermittelnden Institutionen, so insbesondere etwa der Russisch-Orthodoxen Kirche, sind in den einschlägigen Darstellungen zur sowjetischen Deutschlandpolitik am Ende des Kalten Krieges unterbeleuchtet. Wie die Akteure ihre Handlungsspielräume nutzten, deutet aber auf ihre Perspektiven auf die Perestrojka im eigenen Land – für die als Produkt sie selbst einen Faktor bildeten. Die Analyse wird auch zeigen, dass sich manche Entwicklungen schon während der Perestrojka abzeichneten, deren Anfänge bisher erst nach dem Ende der Sowjetunion angenommen wurden.  

Wissenschaftliches Editionsprojekt “Politische Berichte des Sowjetbotschafters Adolf Joffe aus Berlin, April bis November 1918”

Gefördert durch die Deutsch-Russische Historikerkommission (2020-2023)

Leitung: Prof. Dr. Alexander Vatlin (Staatl. Moskauer Lomonossov-Universität)/  Prof. Dr. Tanja Penter (Universität Heidelberg)

 

In der Zeit zwischen dem Brester Friedensvertrag und dem Ende des Ersten Weltkrieges ist die diplomatische Vertretung von Sowjetrussland in Berlin zur Achse der deutsch-russischen Beziehungen geworden. Sie wurde für die Sowjetregierung in Moskau zum einzigen „Fenster nach Europa“, das als zentrale Informationsquelle über die Lage in der Außenwelt diente. Zugleich nutzte die Sowjetregierung ihre Berliner Vertretung als wichtigen Kanal für das Knüpfen von Wirtschaftskontakten und die Einflussnahme auf linke Sozialisten in Deutschland und seinen Nachbarländern. Die entsprechenden Akten der Deutschen Vertretung in Moskau über die Lage in Sowjetrussland sind längst der internationalen Forschung zugänglich gemacht worden, während die politischen Berichte des Sowjetbotschafters Adolf Joffe, der 1918 zum engsten Kreis der bolschewistischen Führung um Lenin gehörte, noch kaum wissenschaftlich ausgewertet worden sind. Grund dafür ist neben der Geheimhaltung der grundlegenden Dokumente der Sowjetzeit bis 1991 auch die spätere Teilnahme Joffes am Kampf der Opposition gegen Stalin. Die Veröffentlichung der politischen Berichte des Botschafters Adolf Joffe aus Berlin wird nicht nur das erste Kapitel der Geschichte der deutsch-sowjetischen Beziehungen vervollständigen, sondern kann zudem neues Licht auf die Etablierung der politischen Strukturen und Praktiken der bolschewistischen Diktatur werfen.

 

 Violence Against Civilian Victims on the Eastern Front of World War II

(gefördert von der Volkswagenstiftung, Laufzeit: 2016-2023)

Mitarbeiter: Wolfgang Schneider

 

Flyer (PDF)

 

Das Projekt untersucht Verbrechen an der Zivilbevölkerung der besetzten Gebiete der Sowjetunion, besonders Russlands und der Ukraine. Beteiligt sind Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, Russland und der Ukraine, darunter sieben Expertinnen und Experten der Sowjetischen Geschichte und der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und sieben Doktorandinnen und Doktoranden aus den drei Ländern. Auf deutscher Seite wird das Projekt von Prof. Dr. Tanja Penter geleitet. Die Projektkoordination ist Aufgabe der deutschen Seite, Projektkoordinator ist Wolfgang Schneider.

Aufbauend auf neueren Forschungen zu lokalen Praktiken der deutschen Besatzungsherrschaft und zum Holocaust in der Sowjetunion, sowie einem wachsenden Interesse an den Besonderheiten des Kriegsstalinismus und den Repressionsmaßnahmen des sowjetischen Staats während des Kriegs werden im Rahmen des Projekts sechs thematische Kernbereiche erforscht: 1) Erfahrungen der Zivilbevölkerung unter verschiedenen deutschen Besatzungsregimen und Gewalt als eine spezielle Form der Herrschaftsausübung; 2) lokale Kontexte und Korrelationen zwischen Ideologie und Politik; 3) der Holocaust im Kontext anderer Formen von Gewalt; 4) Gewalt an der sowjetischen Heimatfront; 5) Gewalt als Teil der Befreiung durch die Rote Armee und der Re-Sowjetisierung der befreiten Gebiete; 6) lokale Gewaltkulturen. Die Lokalstudien werden im Kontext des nationalsozialistischen Vernichtungskriegs im Osten und der repressiven Politik der Kriegsstalinismus analysiert. Als Quellengrundlage der Untersuchungen dienen unter anderem Materialien aus ukrainischen Archiven, die erst kürzlich für wissenschaftliche Untersuchungen freigegeben wurden.

Das Projekt war ursprünglich trilateral deutsch-russisch-ukrainisch. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 ist das Projekt auschließlich bilateral deutsch-ukrainisch.

 

In seinem Artikel "Ostfront des Zweiten Weltkrieges. Brutalität gegen zivilisten auf allen Seiten" berichtet Uli Hufen vom Deutschlandfunk über das Projekt: https://www.deutschlandfunk.de/ostfront-des-zweiten-weltkriegs-brutalitaet-gegen.1148.de.html?dram:article_id=502822

 

Veröffentlichungen im Rahmen des Projektes:

Violence Against the Civilian Population in Ukraine. Documents of Soviet Secret Services, 1941-1945, Kyiv 2018 (in Ukrainian) (http://resource.history.org.ua/item/0014212)
 
Violence against civilians. Chernihiv region. Documents of Soviet Secret Services, 1941-1943, Kyiv 2019. (in Ukrainian) (http://resource.history.org.ua/item/0014838)

Die Ermordung von Psychiatriepatienten und Menschen mit Behinderungen unter deutscher Besatzungsherrschaft (1941-1944) in der Ukraine und ihre juristische Aufarbeitung durch die deutsche und sowjetische Nachkriegsjustiz

Buchprojekt von Prof. Dr. Tanja Penter

 

Transitional Justice: Recht, Justiz und Umbruch in Russland

Forschungsprojekt in Vorbereitung von Prof. Dr. Tanja Penter

 

Leibniz-Forschungsprojekt: World War II - Everyday Life under German Occupation

Im Rahmen des Editions- und Forschungsprojektes "World War II - Everyday Life under German Occupation" am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung entsteht eine forschungsgestützte Edition von Quellen zur Alltags- und Gewalterfahrung der Bevölkerung in den von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten. Durch den vergleichenden Blick auf Phänomene des Kriegsalltags in ganz Europa will die Edition einen Beitrag zur Verwissenschaftlichung der Debatten leisten. Flankiert wird die Projektarbeit daher durch die Identifikation und Diskussion von Forschungsfeldern, die die vergleichende Untersuchung von Kriegserfahrungen in den kommenden Jahren leiten können und von Synthesen, die erstmals einen gesamteuropäischen Blick auf die behandelten Phänomene entwickeln. Im Rahmen dieses Projektes war Tanja Penter als Supervisorin für die Ukraine tätig.

 


Abgeschlossene Forschungsprojekte

Entangled Parliamentarisms: Constitutional Practices in Russia, Ukraine, China and Mongolia, 1905-2005

(gefördert durch den ERC Starting Grant, Laufzeit: April 2018 - März 2023)

Leitung: Dr. Ivan Sablin

[Website]

The project addresses the entangled histories of deliberative decision making, political representation and constitutionalism on the territories of the former Russian and Qing Empires and focuses on the cases of Russia, Ukraine, China and Mongolia between 1905 and 2005. Employing the perspectives of the New Imperial History and Transcultural Studies, the project overcomes narrow state-centered approaches and takes advantage of multidisciplinary methodology crossing history and political science. The project traces parliamentary developments, the interactions among imperial and post-imperial intellectuals and their engagement in global discussions, shared imperial legacies, mutual borrowings and references, imperial and post-imperial political practices and translatability of concepts. It seeks to refute the stereotypes about inclinations towards democracy in particular national contexts by tracing relevant transnational practices and interactions and providing a nuanced political and intellectual history of parliamentarism. The team of five researchers (the PI, three PhD students and a post-doctoral researcher), will discuss and develop five individual and three cooperative studies. The PI will write a global history of parliaments and quasi-parliamentary institutions in Russia’s imperial formations (the State Duma of the Russian Empire, the congresses of soviets and the Federal Assembly of the Russian Federation). The three PhD students with relevant language skills will focus on parliamentary developments in the Ukrainian, Chinese (including Hong Kong and Taiwan) and Mongolian contexts. The post-doctoral researcher will explore the translatability of concepts between Russian, Chinese, Mongolian, Ukrainian and English. The three cooperative projects will focus on traditional institutions of deliberative decision making in the abovementioned contexts; the Communist International and institutional exchange; and the role of parliaments in major social transformations.

Nukleare Technopolitik in der Sowjetunion

(gefördert von der DFG, Laufzeit 2017-2020)


Mitarbeiterin: Laura Sembritzki

Nähere Informationen unter: https://nuctechpol.wordpress.com/

Wie keine andere Technologie veranschaulicht die Atomkraft die Ambivalenz der Hochmoderne. In der Geschichte der Sowjetunion spielte sie eine herausragende Rolle, indem sie anfangs den Aufstieg zum Status der Supermacht beschleunigte und Zukunftsvisionen bestärkte. Später trieb sie durch die Katastrophe von Tschernobyl aber ab 1986 ihren Niedergang voran.

Vor diesem Hintergrund ist die sowjetische Nukleargeschichte seit dem Zerfall der UdSSR sowohl in der breiten Öffentlichkeit wie auch in der Forschung auf lebhaftes Interesse gestoßen. Die frühe Forschung konzentrierte sich stark auf „Stalin und die Bombe“ (D. Holloway), während neuere Studien sich besonders mit der Tschernobyl-Katastrophe, ihrer Vorgeschichte und ihren Konsequenzen beschäftigen. Gleichzeitig hat die Entwicklung des sowjetischen und postsowjetischen Nuklearsektors, dessen Forschungs- und Produktionsinfrastruktur sowie seiner internationaler Verflechtung der 1960er und 1970er Jahre sowie nach 1991 weit weniger Aufmerksamkeit erhalten. Die vier vernetzten Projekte, die das NucTechPol-Forschungscluster bilden, werden dazu beitragen, diesen weißen Fleck in bedeutender Hinsicht auszufüllen.

Alle vier Teilprojekte machen sich das Potential der Nukleargeschichte zunutze, Schlüsselerkenntnisse zur komplexen Vernetzung von Technologie, Politik, Gesellschaft und Umwelt zu generieren,  die für die Ära der Hochmoderne kennzeichnend ist.

 

Tages- und Wochenzeitungen der Deutschen in Rumänien während der kommunistischen Herrschaft und der Wendezeit (1949-1992). Recherche, Dokumentation, Sicherung, Erschließung und Digitalisierung der Archive der Zeitungsredaktionen sowie der erschienenen Zeitungen

(gefördert vom Bundesbeauftragten für Kultur- und Medien, 2018-2019)

 

Gemeinschaftsbauten als gemeinsames Bauerbe. Siebenbürgisch-sächsische Schul-, Pfarr- und Gemeindehäuser um 1900 und nach der Auswanderung

(gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur- und Medien, Laufzeit 8/2016–11/2017)

Bearbeiter: Dr. Timo Hagen

 

Die Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter in Belarus und Russland

Ein abgeschlossenes Forschungsprojekt von Prof. Dr. Tanja Penter

Im Rahmen eines internationalen und durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ geförderten Forschungsprojektes am Lehrstuhl für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“  wurde im Jahr 2000 auf Initiative deutscher Unternehmer und des Staates gegründet. Die Hauptaufgabe der Stiftung lag bis 2007 in der Entschädigung von Zwangsarbeitern, die während des Nationalsozialismus in Haftstätten, Landwirtschaft, Industrie und Verwaltung für den deutschen Staat arbeiteten. Mit dem Ziel, den Opfern der deutschen Kriegswirtschaft nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen materielle Entschädigung zu leisten, wurden zwischen 2001 und 2007 4,4 Milliarden Euro an 1,66 Millionen Menschen ausgezahlt.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Ruhr-Universität Bochum hat ein internationales Forscherteam die zeithistorische Dimension der Stiftung EVZ und ihrer Partnerorganisationen untersucht. Im Fokus der Forschung standen die Entschädigungspraxis, die Ergebnisse und die politischen, sozialen und kulturellen Folgewirkungen der Zwangsarbeiterentschädigung. Prof. Dr. Tanja Penter hat im Rahmen des Forschungsprojektes die Teilprojekte zur Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeitern in Belarus und in Russland bearbeitet.

 

Das lokale Gedächtnis – Erinnerungen an Krieg, deutsche Besatzung und Nachkriegszeit im Donezbecken/ Ukraine, oral history Projekt

Ein abgeschlossenes Forschungsprojekt von Prof. Dr. Tanja Penter gemeinsam mit Dr. Dmytro Tytarenko aus Donec‘k/ Ukraine

 

Landesbauernführer in Zichenau. Auf den Spuren von Erich Spickschen im nationalsozialistischen Ostpreußen (1939-1945)

Ein Forschungsprojekt von Dr. Christian Rohrer 

Ziel des Forschungsprojektes ist, Aufschluss über Erich Spickschen als Landesbauernführer im Regierungsbezirk Zichenau (1939-1945) zu erhalten. Diese Kombination von Elementen -- Mensch, Funktion, Zeit und Raum -- wird zu Kernfragen des nationalsozialistischen Ostpreußens zur Zeit des Zweiten Weltkrieges führen. In Einzelstudien werden dabei personelle, ideologische, strukturelle und prozessuale Aspekte en detail untersucht.

 

Vom russischen Kolonisten zum Bundesbürger: Grundlinien russlanddeutscher Geschichte
(gefördert durch die Bundesregierung) Abgeschlossen

Bearbeiter: Dr. Viktor Krieger

In Deutschland leben heute mehr als zweieinhalb Millionen Bundesbürger russlanddeutscher Herkunft; somit stellen sie einen gewichtigen demographischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktor in diesem Land dar. Ihre jahrhundertelangen, zum Teil leidvollen Erfahrungen sind zu einem integralen Bestandteil nicht nur der russischen, sondern auch der deutschen Geschichte geworden. Die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Darstellung der historischen und soziokulturellen Entwicklung dieser Minderheit soll zum besseren Verständnis zwischen den verschiedenen Gruppen der deutschen Gesellschaft beitragen und Vorurteilen, Klischees und Irrtümern entgegenwirken. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Aufklärung der jüngeren Generation, um so mehr, als in vielen Ortschaften und Städten der Anteil der Schüler aus Familien mit russlanddeutschem Hintergrund bereits im zweistelligen Bereich liegt. Diese Arbeit wendet sich in erster Linie an Lehrkräfte aller Schularten, Journalisten und Medienvertreter, Mitarbeiter in Aussiedlerberatungen und -betreuungen, Studenten der pädagogischen, sozialen und geisteswissenschaftlichen Fachrichtungen und selbstverständlich an alle, die sich für dieses Thema interessieren.

 

Junior Research Group “Transgressing Spaces and Identities in Urban Arenas – the Case of Harbin (1898-1949)”


(Nachwuchsforschergruppe “Grenzüberschreitungen und transkulturelle Prozesse im städtischen Raum. Der Fall der mandschurischen Stadt Harbin, 1898–1949”)
Exzellenzcluster 270 „Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows“, Universität Heidelberg
Projektleitung: Dr. Frank Grüner
Doktoranden: Susanne Hohler, Sören Urbansky, Xin Yuan
Projekt-Webseite: www.asia-europe.uni-heidelberg.de/research/areas/b/projects/b10-harbin 


The project “Transgressing Spaces and Identities in Urban Arenas“ focuses on Harbin as a global city between 1898 and 1949. During this period Harbin, located in the northeast of China, became a city of different national, ethnic and cultural communities. It was above all a town of emigrants, forced or attracted to live in Harbin for different reasons: the construction of the railway by the Russians and the Chinese and the opening of Harbin to the international market that followed, or political circumstances – the situation in Russia before and after the revolution and the takeover of Manchuria by the Japanese, and finally the Holocaust against the Jews in Europe etc. The manifold encounters of these Asian and European population groups, concurrently with several changes of the political authorities, created a specific and extraordinary kind of urban global sphere in the city of Harbin.
The Junior Research Group explores transcultural relationships and processes of exchange between different national, ethnic and religious communities during the first half of the 20th century in Harbin (Manchuria) with focus on the Russian, Jewish, Chinese and Japanese populations. The question as to what degree processes of transgressions of boundaries can be observed within different transcultural and transnational public spheres – with respect to everyday-life, trade and economy, language and culture, politics and identity formation - will be of special interest.
The project aims to examine these phenomena in connection with institutions, non-institutionalised groups or performative acts. It focuses on Harbin, because it politically, socially and culturally marks a global „border city“, where nodal points connect a variety of flows between Europe and Asia.

For further information please contact:
Dr. Frank Grüner
Junior Research Group Leader
Cluster of Excellence „Asia and Europe in a Global Context“
University of Heidelberg
email: gruener@asia-europe.uni-heidelberg.de

 

Die nationalsozialistische Okkupationspresse in den besetzen Gebieten der Sowjetunion, 1941-1944

Link zur Projekthomepage: www.besatzungspresse.uni-hd.de

 

Forschungsprojekt zur Vergleichenden Stadtkultur (DFG)

Projektleiter:

  • Prof. Dr. H.-D. Löwe, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität Heidelberg
  • Prof. Dr. Clemens Zimmermann, Kultur- und Mediengeschichte, Universität des Saarlandes

Bearbeiterin:
Dr. Brigitte Flickinger, Seminar für Osteuropäische Geschichte, Universität Heidelberg

Kino im Kontext von Stadtkultur und Stadtgesellschaft. St. Petersburg im Vergleich mit Berlin und London, 1900 bis 1930

Die stadt- und kulturgeschichtliche Studie untersuchte das Kino als Erlebnisraum für sein Publikum und das Ins-Kino-Gehen als moderne Form städtischer Freizeitaktivität erstmals in ihrer Interdependenz mit den kommunalen, kommerziellen und kulturellen Bedingungen in spezifischen Stadträumen. Gegenstand der Analyse ist das Kinopublikum und der Kinoraum in den Metropolen London, Berlin und St. Petersburg in den wechselvollen ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Dabei ist die russische Residenz und Hauptstadt St. Petersburg der Zielpunkt des west-östlichen Vergleichs. Der Untersuchungszeitraum reicht von den ersten öffentlichen Filmvorführungen bis zum Ende der Stummfilmzeit, als es im Westen zu einer weltweiten Konzentration der Filmwirtschaft kam und in Russland die Verstaatlichung der Kinokultur dieser ihre stadträumliche Prägung entzog. Im Hintergrund der Untersuchung stand die Frage nach dem "europäischen" St. Petersburg und seinen kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten bis 1930.

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 31.08.2023
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