Iberische und ibero-amerikanische Kunstgeschichte

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Geschichte der Ibero-Bibliothek

Der Artikel erschien in Theke aktuell, 12. Jahrgang 2005 / Heft 1, Seite 16 - 18.
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Ein „Kleinod“ am Institut für Europäische Kunstgeschichte: Die Ibero-Bibliothek

von Alexandra Ade

Rückblick: Gründung der Ibero-Amerikanischen Abteilung

Gegründet wurde die Ibero-Amerikanische Abteilung am Kunsthistorischen Instituts auf Veranlassung des damaligen Ordinarius und Institutsdirektors Prof. Dr. Walter Paatz, der 1960 Prof. Dr. Erwin Walter Palm mit einem Lehrauftrag für Kunst und Kulturgeschichte der iberischen und iberoamerikanischen Völker wieder nach Heidelberg holte.

Palm, der 1933 sein Studium in Heidelberg hatte abbrechen müssen, promovierte in Florenz in Altertumswissenschaften und lebte lange Jahre in Italien, England und Mittelamerika als Emigrant - zuletzt als Professor für Kunstgeschichte an der Universität und Leiter der Denkmalpflege in Santo Domingo. Neben Prof. Dr. Dietrich Seckel (seit 1965 Lehrstuhlinhaber für Ostasiatische Kunstgeschichte), Frau Prof. Katharina Otto-Dorn (seit 1949 Professorin für Islamische Kunstgeschichte) und Prof. Dr. Hermann Goetz (seit 1966 Honorarprofessor für Indische Kunstgeschichte mit Promotionsrecht), trug der Ruf Erwin Walter Palms an das Kunsthistorische Institut in den 60er Jahren zur Erweiterung der Lehre der klassischen Kunstgeschichte über die Grenzen Europas hinaus bei.

Mit dem Aufbau der Iberischen und Ibero-Amerikanischen Bibliothek und Diathek, der Ausdehnung seiner Lehrtätigkeit auf die präkolumbinische Kunst und Kultur Amerikas, sowie der Teilnahme an wissenschaftlichen Forschungsprojekten und zahlreichen interdisziplinären Kolloquien prägte Erwin Walter Palm den internationalen Ruf der Ibero-Amerikanischen Abteilung am Kunsthistorischen Institut. Mit der Emeritierung Palms erlosch das „persönliche Ordinariat“ Ende 1976.

Seit den 80er Jahren lehrt Prof. Dr. Hans Haufe als Privatdozent iberoamerikanische Kunst- und Architekturgeschichte am Institut. Als ehemaliger Palm-Schüler bietet er hauptsächlich Seminare zu Themen des iberischen und lateinamerikanischen Städtebaus an. Ein regelmäßiger Lehrauftrag wird alternierend im Bereich der iberischen und lateinamerikanischen Kunst- und Architekturgeschichte besetzt. Das aktuelle Lehrangebot wird zusätzlich durch Gastvorträge bereichert. Für die Betreuung der Ibero-Bibliothek existiert eine Hilfskraftstelle, deren Aufgabenbereich die Akquisition, sowie das Inventarisieren und Signieren der erworbenen Bücher- und Zeitschriftentitel umfasst.

Aufbau und Nutzungsmöglichkeiten der Ibero-Bibliothek

Die Ibero-Bibliothek zählt mit derzeit fast 7000 Bänden, Broschüren und Zeitschriften zur Kunst- und Architekturgeschichte Spaniens, Portugals und Lateinamerikas zu den bedeutendsten in der Bundesrepublik Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf Spanien und Mexiko liegt. Entsprechend der Lehrtätigkeit des ehemaligen Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Palm betrifft ein wichtiger Bestand die lateinamerikanische Urbanistik und Architekturgeschichte. Unseren Bestand an christlicher Kunst- und Architekturgeschichte Lateinamerikas komplettiert ein Apparat zur altamerikanischen Kunst- und Kulturgeschichte. Der Zeitschriftenbestand umfasst neben zahlreichen Raritäten aus dem Bereich der lateinamerikanischen Kunst- und Architekturgeschichte derzeit acht laufende Zeitschriften, bei denen es sich hauptsächlich um Schenkungen sowie im Schriftentausch mit internationalen Institutionen erworbene Titel handelt.

Der 1997 neu strukturierte Bibliotheksbestand, bisher in separaten Räumen mit eingeschränkten Öffnungszeiten untergebracht, wurde im WS 1999/2000 im oberen Stockwerk der Institutsbibliothek aufgestellt und damit erheblich besser zugänglich und benutzbar gemacht. Neben einem alphabetischen Katalog (bis 1999 als Zettelkatalog geführt) hilft ein systematischer Katalog die mit einem gelben Signaturstreifen versehenen Titel zu finden. Der Katalog ist topographisch nach Quellenschriften, Landeskunde, Kulturgeschichte, Ikonographie, Epochen und Kunstgattungen gegliedert. Künstlermonographien und allgemeine Literatur zum Islamischen Kunst- und Kulturbereich wurden in den Europäischen Kunst- und Kulturbereich integriert und befinden sich im unteren Stockwerk der Bibliothek. Alle Titel der Institutsbibliothek werden seit 2000 im EDV-System der Universitätsbibliothek katalogisiert, die „Retrokonversion“ der bisherigen Kataloge ist im Gange. Seit 2003 sind zudem alle iberoamerikanischen Zeitschriftentitel über die ZDB recherchierbar.

Blick in die Zukunft

Als „Exot“ am Institut ist die Ibero-Bibliothek von den massiven Kürzungen im Geisteswissenschaftlichen Bereich besonders betroffen. Gleichwohl ist die Institutsleitung bemüht, einen vertretbaren Prozentsatz des Gesamtetats für den Kauf von Publikationen des iberoamerikanischen Kulturraumes einzusetzen. Unsere Neuanschaffungen orientieren sich an dem Bedarf in den Lehrveranstaltungen, der Ergänzung begonnener Reihen oder bisher vernachlässigter Themenbereiche, besonders im Hinblick auf einzelne Länder und Regionen. Neben dem nationalen und internationalen Schriftentausch mit namhaften Museen und Organisationen, tragen Schenkungen durch Privatleute, Autoren und internationale Institutionen wesentlich zur Erweiterung der Ibero-Bibliothek und damit zur Erforschung des iberoamerikanischen Kunst und Kulturbereiches an unserem Institut bei. Dank der großzügigen Schenkung des ehemaligen Palm-Schülers, Architekten und Städteplaners Dr. Manuel Cuadra wurde Ende 2002 der Bibliotheksbestand um über 180 seltene Titel und Zeitschriften zum Städtebau und zur Architekturgeschichte Lateinamerikas bereichert. In die Liste namhafter Schenker aus dem lateinamerikanischen Kulturraum reihen sich die Fundçao Bienal de São Paulo, die unserem Institut 2002 und 2003 ihre Biennale-Kataloge überließ sowie das Instituto Tomie Othake (São Paulo), dass uns einen Ausstellungskatalog über die Brasilianische Moderne schenkte. Im Sommer 2004 erhielt die Ibero-Bibliothek über die Mexikanische Botschaft in Berlin eine 50 Titel umfassende Bücherschenkung des Instituto Estatal de la Cultura de Guanajuato, die den Bestand an Künstlermonographien der lateinamerikanischen Moderne ergänzte. Eine zweibändige Autorenschenkung über die Altstadt Panama-Citys wurde uns im Namen des Co-Autors Dr. Tejeira Davis im Oktober 2004 von Dr. Manuel Cuadra übergeben. Aus Spanien stammen die Schenkungen, die im November 2004 an die Ibero-Bibliothek gingen. Dazu zählen vier Titel über das Werk des Filmemachers Luis Buñuel durch das Instituto de Estudios Turolenses (Teruel), eine Schenkung der Obra Social y Cultural Caja Sur (Córdoba) über die Mozarabische Kultur sowie eine CD-Rom über den im Handel vergriffenen Titel Santiago-Al-Andalus durch die Consellería de Cultura de la Xunta de Galicia. Die steigenden Kosten für den Kauf von Büchern und anderen Medien, besonders aus dem lateinamerikanischen Raum, werden künftig die Bedeutung von Schenkungen für die Iberoamerikanische Bibliothek erhöhen.

Das ausgewogene Niveau des Bestands der Ibero-Bibliothek wird sich mittelfristig nur mit Hilfe außerinstitutioneller Zuschüsse bzw. durch Drittmittel halten lassen. Mit der Ausstellung Frida - Mi vida, die die Lehrbeauftragte für Iberoamerikanische Kunst im Sommersemester 2004, Dr. Maria Leonor Cuahonte de Rodriguez, mit freundlicher Unterstützung des Mexikanischen Generalkonsulats in Frankfurt a. M. im Universitätsmuseum Heidelberg veranstaltete, hat das Kunsthistorische Institut seine Ibero-Abteilung in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Bleibt zu hoffen, dass das seit 1. Oktober 2004 als Abteilung des Zentrums für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK) geführte Institut für Europäische Kunstgeschichte seinem „Kleinod“ Ibero-Bibliothek und somit der iberoamerikanischen Forschung neue Entfaltungsmöglichkeiten bietet.

 

Erwin Walter Palm

Mehr Informationen und Texte zu Erwin Walter Palm sowie eine von Dr. Helga von Kügelgen verfasste Biografie finden Sie unter:
http://www.cielonaranja.com/ewphelga.htmExterner Inhalt (Spanisch)

Erwin Palm
 

Palms Nachlass

Der Nachlass von Erwin Walter Palm, bestehend aus etwa 2.000 Bänden und Broschüren zu den Themenbreichen Altamerikanistik, Kunst, Kunstgeschichte, Architektur und Kulturgeschichte Spanien, Portugals und Lateinamerikas, befindet sich in der Seminarbibliothek der Abteilung für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte der Universität Köln. https://ihila.phil-fak.uni-koeln.de/bibliothek/recherche-1/bibliothekskatalogExterner Inhalt

 

Seitenbearbeiter: SH
Letzte Änderung: 04.02.2024
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