AG Geschichte des Instituts für Europäische Kunstgeschichte Heidelberg

 

Die Universität Heidelberg richtete im Jahre 1896 den ersten ordentlichen Lehrstuhl für Kunstgeschichte ein. Damit nimmt die nun bereits über hundertjährige Geschichte der Kunstgeschichte als selbständiges Lehrfach ihren Anfang. Der erste Ordinarius am Institut war Henry Thode, ein Schwiegersohn Richard Wagners, dessen Forschungsschwerpunkte bei der italienischen und deutschen Kunst angesiedelt waren. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Kunstgeschichte schrittweise vergrößert. Es entwickelte sich ein reichhaltiges Institutsleben, an dem sich die großen Linien der Kunstwissenschaftlichen Forschung dieser Zeit ablesen lassen.

Die zwanziger Jahre sind für die Geschichte des Instituts besonders interessant und aufschlußreich. Am IEK lehrte zu dieser Zeit der Rembrandt-Forscher Carl Neumann. Ein Schüler Neumanns, der Kunsthistoriker Wilhelm Fraenger gründete damals den Verein "Die Gemeinschaft", in dem er die Bedeutung "Moderner Kunst" in ihrem zeitpolitischen Kontext zu ergründen suchte. Fraenger knüpfte viele Kontakte zu modernen Künstlern und Literaten, unter anderem zu Oskar Kokoschka. 1929 wurde mit Erwin Panofsky der wohl bedeutendste deutsche Kunsthistoriker an das KhI berufen, lehnte den Ruf jedoch ab.

Die Zeit des Nationalsozialismus bildete auch am IEK eine Zäsur. Der einst hohe Anteil jüdischer Studierender dezimierte sich in den folgenden Jahren aufgrund von Verfolgung und Emigration, so konnte der Kunsthistoriker Otto Pächt in Heidelberg zwar noch habilitieren, mußte im Anschluß aber sofort emigrieren. Die zwangsweise erfolgte Emeritierung des langjährigen Ordinarius August Grisebach bildet das wohl dunkelste Kapitel dieser Zeit.

Der Wiederaufbau des Instituts nach 1945 und die Einrichtung der Ibero-amerikanischen und Ostasiatischen Abteilung bilden weitere Meilensteine der Institutsgeschichte. Das IEK mit Walter Paatz war damit die erste und für lange Zeit einzige kunsthistorische Einrichtung Deutschlands, das sich einer über Europa und Nordamerika hinausgreifenden Weltkunst aufgeschlossen zeigte. Auch die Zeit der Studentenbewegung hatte ihre Auswirkungen am Institut, als parallel zum Lehrprogramm am IEK sog. Gegenvorlesungen über "Kritische Kunstgeschichte" abgehalten wurden, was gleichfalls in der AG beleuchtet werden soll.

Neben der Geschichte des Hauses und seiner Dozenten soll aber auch der Frage nachgegangen werden, wer in den verschiedenen Jahrzehnten und aus welchen Gründen in Heidelberg Kunstgeschichte studiert hat, welche beruflichen Intentionen sich beispielsweise mit einem Studium der Kunstgeschichte in den zwanziger Jahren verbunden haben. Aus der langen Liste der Studierenden der Kunstgeschichte in Heidelberg seien als bekannte Persönlichkeiten die Schriftsteller Anna Seghers, Carl Sternheim, Carl Zuckmayer, Hermann Lenz oder auch der Philosoph Hans Jonas genannt.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 01.07.2009
zum Seitenanfang/up