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Institutsgeschichte

Geschichte ist in Heidelberg erstmals durch den berühmten niederländischen Philologen Janus Gruterus († 1627) als professor ordinarius historiarum gelehrt worden; später wurde das Fach durch Professoren der Rhetorik, Philologie oder Kirchengeschichte mitvertreten.

Einen Lehrstuhl für Geschichte erhielt die Universität erst nach ihrer Reorganisation 1807. Friedrich Christoph Schlosser († 1861) begründete die sogenannte Heidelberger Schule, die durch bewußten Gegenwartsbezug und den Willen zur politischen Wirkung gekennzeichnet war. Neben Schlosser, der einen kosmopolitischen Rationalismus vertrat, waren vor allem seine Schüler Ludwig Häusser (1849-67 Ordinarius) und Georg Gottfried Gervinus (1844-53 Honorarprofessor) Repräsentanten der Heidelberger Schule, die den nationalen und liberalen Gedanken akzentuierten.

Mit der Berufung von Wilhelm Wattenbach (1862-73) und Heinrich von Treitschke (1867-74) begann die informelle Zuordnung der Lehrstühle zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Geschichte, während die alte Geschichte, die sich aus der Archäologie entwickelte, ein eigenständiges Fach wurde.

Zum Wintersemester 1889/90 wurde das Historische Seminar gegründet, das über zwei ordentliche Professuren verfügte. Bedeutende Inhaber dieser Lehrstühle waren in der mittelalterlichen Geschichte Karl Hampe, Fritz Ernst, Peter Classen und Ahasver von Brandt, in der neuzeitlichen Geschichte Erich Marcks, Hermann Oncken, Willy Andreas und Werner Conze. Die erste bezahlte Assistentenstelle wurde 1923 errichtet.

Im Dritten Reich bestand eine Professur und ein eigenes Seminar für Kriegsgeschichte und Wehrkunde, 1938 wurde ein Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde begründet.

In der Expansionsphase nach 1945 wurde der Personalbestand um zwei Parallellehrstühle für mittlere und neuere Geschichte vergrößert, dazu zwei zusätzliche Professuren für neuere Geschichte eingerichtet, von denen eine 1999 durch eine Stiftungsprofessur für amerikanische Geschichte ersetzt worden ist.

Während in den zwanziger Jahren neben der politischen die Kultur- und Geistesgeschichte besonders gepflegt wurde, haben sich Heidelberger Historiker nach 1945 maßgeblich an der Theoriediskussion beteiligt und vor allem wichtige Anstöße für eine Sozialgeschichte und zum Verständnis des Bedeutungswandels historischer Begriffe gegeben.

(Eike Wolgast)

 

 

 
 
 
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Letzte Änderung: 19.02.2015
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