Dr. Christian Alexander Neumann

Anschrift:

Dr. Christian Alexander Neumann

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK)

Historisches Seminar

Marstallstraße 6

69117 Heidelberg

 

Kontakt:

Büro 412 in der Außenstelle des Historischen Seminars (Marstallstraße)

Tel.: 06221-547857

E-Mail: christian.neumann@zegk.uni-heidelberg.de

Sprechstunde (WiSe 23/24): Mittwochs, 11:30-12:30 Uhr

 

Postanschrift:

Grabengasse 3-5

69117 Heidelberg

 

Forschungsschwerpunkte:

Habilitation

  • Alter und Altern: historische Alter(n)sforschung; Gerontologie; Königtum; Papsttum; Dogat (Venedig); England; Kulturgeschichte; Ideengeschichte

Dissertation

  • Venedig; Krone Aragon und Iberische Halbinsel; Mediterranistik; Politik und Diplomatie; Handel- und Wirtschaft; Piraterie; Mediterranistik; Soziale Netzwerkanalyse (SNA)

Curriculum Vitae:

Von 2004 bis 2010 Studium der Geschichte (Schwerpunkt Mittelalter) und Romanistik (Schwerpunkt Italienisch) an der Ruhr-Universität Bochum mit den Abschlüssen B.A. und M.A.; währenddessen Auslandsstudium an der Università degli Studi di Padova (von 2007 bis 2008); Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes (von 2005 bis 2010); von 2010 bis 2011 Anstellung als wissenschaftliche Hilfskraft und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Mittelmeerstudien (ZMS) der Ruhr-Universität Bochum; von 2011 bis 2014 Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes (währenddessen auch Stipendium des Centro Tedesco di Studi Veneziani); von 2014 bis September 2017 Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte bei Prof. Dr. Nikolas Jaspert; 2015 Promotion mit einer Arbeit über die Beziehungen zwischen der Republik Venedig und der Krone Aragon im Spätmittelalter (Untersuchungsfelder Diplomatie, Handel, Piraterie), publiziert 2017 mit dem Titel „Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280–1410). Eine Verflechtungsgeschichte“ in der Reihe „Mittelmeerstudien“; von Oktober 2017 bis Juni 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter am DHI in Rom im Bereich Geschichte des Mittelalters zum Thema „Alte Herrscher des Mittelalters. Könige, Dogen und Päpste. Ein Beitrag zur gerontologischen Mediävistik“; seit Juli 2023 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Heidelberg im Rahmen der Kooperationsstelle der Max Weber Stiftung.

 

Mitgliedschaften:

 

Habilitationsprojekt:

Alte Herrscher des Mittelalters: Könige, Dogen und Päpste. Ein Beitrag zu einer gerontologischen Mediävistik

Das Projekt untersucht die Altersphase mittelalterlicher Herrscher des hohen und späten Mittelalters komparatistisch aus „gerontomediävistischer“ Perspektive sowie Diskurse über Alter und Macht, welche den zeitgenössischen ideengeschichtlichen Kontext bilden. Unter „Gerontomediävistik“ wird eine spezifisch mediävistische Zugangsweise zum Wissenschaftsfeld der Gerontologie verstanden. Gerontologische Theorien, Ansätze, Konzepte und Fragestellungen werden kritisch und reflektiert auf historische Themen und Quellen appliziert. Am Beispiel der Träger politischer Macht wird die grundlegende Fragestellung untersucht, welche Relevanz der Faktor „Alter“ für die Dispositionen menschlichen Handelns besitzt. Drei bisher weitgehend getrennte Forschungstraditionen werden zusammengeführt: mediävistische Forschungen zum Alter, mediävistische Forschungen zum venezianischen Dogat, Papsttum und (englischen) Königtum sowie moderne gerontologische Forschungen. Als Fallstudien sind Herrscherpersönlichkeiten aus den Reihen der Dogen, Päpste und englischen Könige vorgesehen, die ein hohes chronologisches Alter erreichten und gleichzeitig lang regierten. In Bezug auf Venedig und das Papsttum werden wie für das Königreich England die individuellen Herrscher im Mittelpunkt stehen, doch wird auch nach der Verankerung des hohen Alters in den politischen Strukturen dieser weltlichen und kirchlichen Wahlsysteme gefragt. Drei Untersuchungsperspektiven werden verfolgt: eine diskursive (1), eine diskursiv-praxeologische (2) und eine praxeologische (3). Für jede Perspektive existiert ein spezifischer Fragenkatalog. Im Zentrum der Analyse der diskursiven Perspektive stehen Reflexionen über Alter und Macht, Repräsentationen alter Herrscher sowie Bezüge der Werke und ihrer Autoren zu Herrschern, die über die Texte selbst hinausgehen. Den Untersuchungsgegenstand der diskursiv-praxeologischen Perspektive bilden Narrative über konkrete Herrscherpersönlichkeiten, die von Diskursen mitgeprägt sind. In der praxeologischen Perspektive wird das konkrete herrscherliche Agieren in den Blick genommen und mit Diskursen und Narrativen in Beziehung gesetzt.

 

Abgeschlossenes Dissertationsprojekt (Monographie erschienen bei Wilhelm Fink/Ferdinand Schöning, 2017):

„Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410): Eine Verflechtungsgeschichte"

Obwohl Venedig und Aragon die Geschicke weiter Teile des spätmittelalterlichen Mediterraneums bestimmten, ist bislang vergleichsweise wenig zu den venezianisch-katalanischen Beziehungen gearbeitet worden,  In nur einer kleinen Zahl von Beiträgen stellen die Beziehungen ein autonomes Untersuchungsthema dar. Zudem sind viele Befunde disparat. Aufgrund der Forschungstradition erscheinen „Diplomatie” und „Handel” als die wesentlichen Aspekte. Jedoch resultierte, dass „Piraterie” diesen beiden gleichrangig zur Seite zu stellen ist. Daher ist die Dissertation vor allem ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Politik-, Diplomatie-, Handels- und Pirateriegeschichte. Da sich das späte 13. Jahrhundert lediglich durch punktuell intensive Kontakte zwischen Venezianern und Katalanen auszeichnet, kann erst das 14. Jahrhundert als der eigentliche Zeitraum der Genese der Beziehungen angesehen werden. Aufgrund dessen und angesichts anderer Gesichtspunkte wird ein Untersuchungszeitraum gewählt, der von etwa 1280 bis 1410 reicht. Aufgrund des defizitären Forschungsstandes wurde besonderer Wert auf intensive Quellenarbeit und vor allem Archivarbeit gelegt. Bislang wurden weder die publizierten noch die archivalischen Quellen systematisch über längere Zeiträume hinweg auf venezianisch-katalanische Kontakte hin gesichtet und ausgewertet. Zur Materialbasis zählen hauptsächlich administrative Dokumente. Die zweite wichtige Quellengruppe stellen überwiegend zeitgenössische Chroniken dar.

Ausgehend von der erwähnten Feststellung, dass Politik, Handel und Piraterie die wesentlichen Felder der venezianisch-katalanischen Beziehungen bilden, sollen sie einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Es wird nach der Verflechtung und auch Entflechtung der drei Themenfelder untereinander gefragt. Die diachron breit angelegte Betrachtung soll Dynamiken offenbaren und Periodisierungen ermöglichen. Um die notwendige Tiefendimension zu erzielen, werden Episoden verdichteter Interaktion mikrogeschichtlich rekonstruiert. Werden Diplomatie, Handel und Piraterie unter Netzwerkansätzen betrachtet, eröffnet sich eine Vielzahl möglicher Untersuchungsaspekte. Aufgrund ihrer besonderen Relevanz sollen Akteure, Orte und Institutionen im Vordergrund stehen. Für die Analyse der Akteure wird ein prosopographischer Zugriff gewählt. Mit den Methoden der sozialen Netzwerkanalyse wird der venezianische Handel auf den Balearen zwischen 1326 und 1343/44 untersucht.

Im Folgenden sollen einige relevante Ergebnisse der Arbeit vorgestellt werden. Die Periodisierung der venezianisch-katalanischen Beziehungen ermöglicht die Differenzierung dreier markanter politischer Wendepunkte, welche die Anfänge von Phasen wachsender Verflechtung markieren und sich auch auf die Handelskontakte ausgewirkten: die „Erste Sizilianische Wende von 1282“, die „Mallorquinische Wende von 1343/44“ und die „Zweite Sizilianische Wende von 1392“. Für den venezianisch-katalanischen Handel stellten die Balearen im „langen 14. Jahrhundert“ das zentrale Emporium dar. Die Netzwerkanalyse des venezianischen Mallorcahandels offenbart, dass die Venezianer zwar dominierten, aber auch Mallorquiner darin eingebunden waren. Darüber hinaus verstärkte die Etablierung von Konsulaten die Verflechtung beider Mächte. Venedig und Aragon waren bis in die Zeit Alfonsʼ V. primär in „Freundschaft“, „Amiciciaˮ, miteinander verbunden. Deren Analyse bringt hervor, dass vier politisch-ökonomische Faktoren wesentlich zu ihrer Kontinuität beitrugen: der gemeinsame Antagonismus zu Genua, verschiedene ökonomische Hauptinteressen, wirtschaftliche Kooperation zum beiderseitigen Nutzen und die gegenseitige Respektierung der jeweiligen Einflusssphären. Obgleich Verflechtung und Konsens die Beziehungen prägten, lassen sich auch Phasen der Entflechtung bzw. reduzierter Verflechtung ausmachen. Markante Beispiele für Momente der Entflechtung und des Dissens sind zum Beispiel der einige Jahrzehnte andauernde Konflikt zwischen Venedig und der Katalanischen Kompanie und der Protektionismusstreit um 1400. Während der venezianisch-genuesischen und katalanisch-genuesischen Kriege ereigneten sich nicht nur Attacken unter den Kriegsgegnern, sondern auch Venezianer und Katalanen verübten Angriffe aufeinander. Da jeder Angriff gleichzeitig auch politische Implikationen besaß, lösten Phasen erhöhter Piraterie regelmäßig zwischenstaatliche Krisensituationen aus.

Die Untersuchung der venezianisch-katalanischen Beziehungen zeigt, dass diese nicht nur ein hohes Erkenntnispotential für die spätmittelalterliche Politik-, Handels- und Pirateriegeschichte des Mittelmeerraums besitzen, sondern in manchen Aspekten auch über diesen Raum hinausweisen.

 

Lehrveranstaltungen:

  • Im WiSe 23/24: Quellenübung: Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters
  • Im SoSe 20: Übung (Theorie u. Methode): Alter(n) im Mittelalter
  • Im SoSe 17: Übung (Theorie u. Methode): Theorien und Methoden der Analyse sozialer Netzwerke
  • Im WiSe 16/17: Übung (Theorie u. Methode): Generationen im Mittelalter
  • Im SoSe 16: Quellenübung: Katalanen im Mittelmeerraum
  • Im SoSe15: Übung (Theorie u. Methode): Soziale Netzwerkanalyse: Theorie, Methoden, Beispiele
  • Im WiSe 14/15: Proseminar: Venedig im Mittelalter

 

Publikationen:

Monographie

Herausgeberschaften

Aufsätze

Weitere Beiträge

Rezensionen

  • Virtus Zallot, Sulle teste nel Medioevo. Storie e immagini di capelli, Bologna (Il Mulino) 2021 (Biblioteca storica), in: QFIAB 102 (2022), S. 583–584.
  • Dieter Girgensohn (Hg.), La fortuna dei Foscari. Silloge di documenti 1281–1530, 2 Bde., in Zusammenarbeit mit Donato Gallo und Andreas Hillerbrandt, Venezia (La Malcontenta) 2019–2020, in: QFIAB 102 (2022), S. 662–664.
  • Chiara Frugoni, Paradiso vista Inferno. Buon governo e tirannide nel Medioevo di Ambrogio Lorenzetti, Bologna (Il Mulino) 2019 (Grandi illustrati), in: QFIAB 101 (2021), S. 708–710.
  • Thijs Porck, Old Age in Early Medieval England. A Cultural History, Westbridge, Suffolk (Boydell & Brewer Ltd) 2019 (Anglo-Saxon Studies 33), in: QFIAB 100 (2020), S. 651–652.
  • Sauro Gelichi/Stefano Gasparri (Hg.), Venice and Its Neighbors from the 8th to 11th Century. Through Renovation and Continuity, Leiden-Boston (Brill) 2018 (The Medieval Mediterranean 111), in: QFIAB 100 (2020), S. 658–659.
  • Ignacio Czeghun/Cosima Möller/Yolanda María Quesada Morillas/José Antonio Pérez Juan (Hg.), Wasser ‒ Wege ‒ Wissen auf der iberischen Halbinsel.
  • Longevity and Immortality. Europa – Islam – Asia, Firenze (SISMEL. Edizioni del Galluzzo) 2018 (= Micrologus. Nature, Sciences and Medieval Societies 26), in: QFIAB 99 (2019), S. 574–575.
  • Christian Scholl/Torben R. Gebhardt/Jan Clauß (Hg.), Transcultural Approaches to the Concept of Imperial Rule in the Middle Ages, Frankfurt/M. 2017, in: QFIAB 98 (2018), S. 496‒497.
  • Matthias Becher (Hg.), Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich, Ostfildern: Thorbecke 2017 (Vorträge und Forschungen/Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte 84), in: QFIAB 98 (2018), S. 499‒500.
  • Allegra Iafrate, The Wandering Throne of Solomon. Objects and Tales of Kingship in the Medieval Mediterranean, Leiden-Boston: Brill 2016 (Mediterranean art histories 2), in: QFIAB 98 (2018), S. 522‒523.
  • Giorgio Ravegnani, Il traditore di Venezia. Vita di Marino Falier doge, Roma-Bari: Laterza 2017 (Storia e società), in: QFIAB 98 (2018), S. 576‒577.
  • Stéphane Boissellier/Bernard Darbord/Denis Menjot u.a., Langues médiévales ibériques. Domaines espagnol et portuguais, Turnhout 2012 (L’atelier du médiéviste 12), in: Francia-Recensio 2016,2. 
  • Kerstin Hitzbleck/Klara Hübner (Hg.), Die Grenzen des Netzwerks 1200–1600, Ostfildern 2014, in: ZHF 43,3 (2016), S. 531–532.
  • Nikolas Jaspert/Sebastian Kolditz (Hg.), Seeraub im Mittelmeerraum. Piraterie, Korsarentum und maritime Gewalt von der Antike bis zur Neuzeit, München u.a. 2013, in: AEM 44,2 (2014), S. 1052–1054.
  • Helmut Engelhart, Lexikon zur Buchmalerei, Stuttgart 2012 (Bibliothek des Buchwesens 19), in: AEM 42,2 (2012), S. 890 (bibliographische Notiz).

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Seitenbearbeiter: Alexander Antonius Veeser
Letzte Änderung: 08.02.2024
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