Privatheit und Öffentlichkeit in der digitalen Revolution

Workshop

Veranstaltungsort: Karl Jaspers Center (KJC) Heidelberg, Voßstr. 2, Gebäude 4400, Raum 112.

Die rasanten Entwicklungen im IT-Bereich und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen werfen einmal mehr die Frage nach dem Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit auf. Mit Blogs, sozialen Netzwerken (VZnet, Facebook etc.) und für eine breite Öffentlichkeit verfügbaren Short-Message-Diensten wie Twitter haben sich Kommunikationsformen herausgebildet, deren Zugang prinzipiell unbeschränkt ist. Neue Öffentlichkeiten entstehen und bieten bislang ungeahnte Partizipationsmöglichkeiten. Gleichzeitig werden damit aber auch Konzept und Praxis der Privatsphäre infrage gestellt – sowohl im Sinne von Intimität als auch von Datenschutz oder „informationeller Selbstbestimmung“.

Die gemeinsam vom John Stuart Mill Institut (SRH Hochschule Heidelberg) und dem Arbeitsbereich Public History des Historischen Seminars der Universität Heidelberg veranstaltete Tagung bildete den Abschluss des von der Klaus-Tschira-Stiftung finanzierten gemeinsamen Forschungsprojekts „Privatheit und Öffentlichkeit in gesellschaftlichen Innovationsprozessen“. Dabei sollte die bisher historisch-politikwissenschaftliche Perspektive auf die „grand dichotomy“ (Weintraub/Kumar 1997) um weitere sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge ergänzt werden.

Ziel des Workshops war es, in einem interdisziplinären Austausch konzeptionelle Fragen und empirische Entwicklungen im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Privatheit zu diskutieren. Wie wandeln sich die sozialen Normen und Praktiken, welche das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit bestimmen, im Zuge computer- und internetbasierter Innovationen? Welche Art von Mentalitäts- und Kommunikationswandel geht mit der digitalen Revolution einher? Wie reagieren Politik und Recht mit Konzepten und Regeln auf die neuen Entwicklungen im Bereich sozialer Netzwerke? Welche Interpretationen entstehen hierzu im medialen Diskurs?

Im Anschluss fand am Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) Heidelberg ein öffentlicher Abendvortrag von David Gelernter (Yale University) zum Thema „The border-destroying Web: good thing or dangerous?“ statt.
 

Programm

Freitag, 19. Oktober 2012

11.00 Uhr
Eröffnung des Workshops
Ulrike Ackermann, John Stuart Mill Institut für Freiheitsforschung
Cord Arendes, Arbeitsbereich Public History an der Universität Heidelberg

11.20 Uhr
Erste Sitzung: Historische Perspektiven
Moderation: Max-Otto Baumann, Discussant: Cord Arendes

Larry Frohman (Stony Brook, NY):
„Rethinking Privacy in the Age of the Mainframe: Integrated Data Processing and the Origins of Privacy Protection in the Federal Republic”

Marcel Berlinghoff (Heidelberg):
„‚Totalerfassung’ im ‚Computerstaat’ – Computer und Privatheit in den 1980er Jahren“

12.40 Uhr
Pause

13.10 Uhr
Zweite Sitzung: Politische Herausforderungen
Moderation: Marcel Berlinghoff, Discussant: Ulrike Ackermann

Göttrik Wewer (Bonn):
„Privatheit und Geheimnis im digitalen Zeitalter“

Max-Otto Baumann (Heidelberg):
„Analyse des politischen Diskurses über Datenschutz und soziale Netzwerke (2009-2012)“

14:30 Uhr
Pause

15.00 Uhr
Dritte Sitzung: Soziologische Betrachtungen
Moderation: Max-Otto Baumann, Discussant: Jörg Schmidt

Carsten Ochs (Darmstadt):
„Un/faire Informationspraktiken: Internet Privacy und die Diskrepanz normativer und technischer Skripte“

Philipp Aumann (Frankfurt):
„Control – Überwachungstechniken und die Steuerung unseres Lebens“

16.20 Uhr
Abschließende Diskussion (bis 17.00 Uhr)

17.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen

20.00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI)
David Gelernter (Yale University, CT):
„The border-destroying Web: good thing or dangerous?“

Interessierte Zuhörer sind willkommen. Um Anmeldung bis 12.10.2012 wird gebeten.
Karten für den Abendvortrag erhalten Sie am DAI.

Download

Sie können das Programm hier als pdf herunterladen.

Tagungsbericht

Bei H-Soz-u-Kult ist ein Tagungsbericht erschienen:

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4496

Publikation

Die auf dem Workshop gehaltenen Vorträge sind in einem Tagungsband dokumentiert:

Ackermann, Ulrike (Hg.): Im Sog des Internets. Öffentlichkeit und Privatheit im digitalen Zeitalter. Unter Mitarbeit von Max-Otto Baumann und Marcel Berlinghoff. Frankfurt/Main: Humanities Online 2013. ISBN: 978-3-941743-35-9 . 200 Seiten.

Cover_Ackermann_2013
 

Der Band ist als Paperback und als E-Book erhältlich.

Kontakt:

Max-Otto Baumann, John Stuart Mill Institut, SRH Hochschule Heidelberg
(Max.Baumann@hochschule-heidelberg.de)
Marcel Berlinghoff, Historisches Seminar, Universität Heidelberg
(Marcel.Berlinghoff@uni-heidelberg.de)

Seitenbearbeiter: Marcel Berlinghoff
Letzte Änderung: 24.06.2013
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