Münze des Monats - Archiv

September 2015

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Billontetradrachmon (~14 g; 21,5 mm)

Av.: AUT KAI - TRAI ΑΔΡΙΑ CEB. Büste des Kaisers Hadrian drapiert und kürassiert m. Lorbeer n. r.

Rs.: L - IE. Alexandria mit Elefantenhaube hält ein vexillum in der Linken. Sie überreicht dem rechts stehenden Kaiser ein Ährenbündel.

Münzstätte: Alexandria (Ägypten)

Referenzen: Dattari 1267 var.; BMC 669; Geissen 1026.

Datierung: 130/1 n. Chr.

Slg. ZAW (Aufbewahrungsort: Sammlung des Ägyptologischen Instituts)

Inventarnr.: Ä 2762

Foto: ZAW.

 

 

Der Avers (Vorderseite) der hier vorgestellten Tetradrachme zeigt Kaiser Hadrian, der 117 bis 138 n. Chr. das Römische Reich regierte. Die Umschrift AUT(ΟΚΡΑΤΟΡΟΣ) KAI(ΣΑΡ) – TRAI(AΝΟΣ) ΑΔΡΙΑ(ΝΟΣ) CEB(ΑΣΤΟΣ) bedeutet Imperator Caesar Traian Hadrian Augustus und greift damit die üblichen Titulaturbestandteile der römischen Kaiser in griechischer Sprache auf, wobei mit Traian auf den Vorgänger im Kaiseramt und den – mutmaßlichen – Adoptivvater des Hadrian hingewiesen wird.

Die Rückseite (Revers) der Münze zeigt die Stadtgöttin Alexandria in kurzem Chiton. Sie trägt eine ElefantenhaubeElefantenhaube, was auf die geographische Lage Alexandrias in Afrika hindeutet. Die Göttin hält in ihrer linken Hand ein vexillum, mit ihrer Rechten überreicht sie dem Kaiser zwei Ähren. Diese stehen für Ägyptens Status als sog. „Kornkammer Roms“. Der Kaiser nimmt somit stellvertretend für Rom das Getreide symbolisch in Empfang. Des Weiteren weist die Darstellung auf den Besuch des Kaisers in Alexandria hin. Dieser fand im Jahr 130 statt, kurz nach dem Tod von Hadrians jungem Günstling Antinoos, der im Nil ertrunken war. Die Angabe L-IE datiert die Münze eindeutig in diesen Zeitraum. So sind Münzen der römischen Münzstätte Alexandria grundsätzlich nach kaiserlichen Regierungsjahren datiert. Zu zählen ist dabei vom Regierungsantritt des jeweiligen Kaisers bis zum 29. August (1. des ägyptischen Monats Thot), der den Beginn des zweiten Regierungsjahres markiert. Die Datierung wird normalerweise – so auch auf der hier vorgestellten Münze – durch das Zeichen L eingeleitet. Dieses steht jedoch nicht für den Buchstaben, sondern für das demotische Schriftzeichen für „Jahr“. Anschließend folgen griechische Buchstaben, die, je nach ihrer Stellung im Alphabet, als Zahlzeichen verwendet werden. I steht hierbei für 10, E für 5. Insofern handelt es sich um das 15. Regierungsjahr des Kaisers Hadrian, der am 7. August 117 die Regierung angetreten hatte. Damit wurde die Münze 130/1 n. Chr. geprägt. Im Jahr 131 reiste Kaiser Hadrian dann von Alexandria aus mit dem Schiff weiter durch diverse Provinzen seines Reiches.

Von der Motivik her kann die Reversdarstellung als relativ selten in der alexandrinischen Prägung eingestuft werden, da dort Darstellungen der Herrscher deutlich seltener der Fall sind als in Rom. Jedoch wird durchaus auch auf die stadtrömische Prägung Bezug genommen. Nicht selten finden sich römische Götter und Personifikationen mit eindeutig römischer Ikonographie auf den Reversen der „Alexandriner“, die aber natürlich mit griechischen Namen versehen wurden; so etwa Elpis für Spes, Eirene für Pax oder Eusebeia für Pietas. Die allgemein dominanteren Reversdarstellungen sind jedoch eindeutig typisch ägyptische Motive und Götter wie etwa Serapis, Isis, der personifizierte Nilus oder auch Kanopen (Eingeweidekrüge), der mumifizierte Osiris usw.

Die Münze selbst besteht aus Billon, einer Legierung aus Kupfer und Silber. Die Billontetradrachme war unter Tiberius eingeführt worden und avancierte danach zum Leitnominal des ägyptischen Währungssystems.

 

 


August 2015

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Denar (2,63 g; 19,24 mm)

Av.: L VERVS AVG ARMENIACVS. Büste des Kaisers Lucius Verus n. r.

Rs.: TRP IIII IMP II COS II // ARMEN. Trauernde Armenia sitzt n. r., vor ihr eine Standarte.

Münzstätte: Rom

Referenzen: RIC III 509, MIR 18, Nr. 69-14.

Weiterführende Literatur (Auswahl): Börner, S., Marc Aurel im Spiegel seiner Münzen und Medaillons. Eine vergleichende Analyse der stadtrömischen Prägungen zwischen 138 und 180 n. Chr., Bonn 2012, Kap. 3.4.

Datierung: 164 n. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N24503

Foto: ZAW.

 

 

Nach dem Tod des Antoninus Pius im März 161 n. Chr. machte dessen langjähriger Caesar und designierter Nachfolger Marc Aurel völlig überraschend seinen Adoptivbruder Lucius Verus zu seinem Mitkaiser. Fortan regierten die beiden Kaiser bis zum Tod des Lucius Verus im Jahr 169 gemeinsam das Römische Reich. Lucius Verus brach sehr bald nach dem Regierungsantritt an die Ostfront auf, wo das Volk der Parther den Regierungswechsel genutzt hatte, um entgegen einer Absprache mit Rom einen eigenen Klientelkönig auf den Thron von Armenia zu setzen. Diese Eigenmächtigkeit ließ Rom nicht ungestraft, es kam zu Auseinandersetzungen und letztlich Krieg. Um diesen vor Ort zu führen, wurde Lucius Verus entsandt, während Marc Aurel in der Hauptstadt blieb. Lucius konnte bald mithilfe einiger fähiger Generäle Erfolge verzeichnen und nahm in der zweiten Hälfte des Jahres 163 den Siegertitel ARMENIACUS an. Wohl im Sommer des Jahres 164 inthronisierte er Sohaemus, einen Senator und Konsul, der aus dem emesanischen Königshaus stammte, als neuen armenischen König.

Die hier gezeigte Münze bezieht sich auf diese Entwicklungen in Armenien. Auf der Vorderseite, dem Avers, wird der bärtige Lucius Verus zur Legende L VERVS AVG, ergänzt um den Siegertitel ARMENIACVS, dargestellt. Der Revers, die Rückseite der Münze, zeigt die trauernde Armenia mit der landestypischen KopfbedeckungKopfbedeckung landestypischen Kopfbedeckung neben ihren niedergelegten Waffen und einer römischen StandarteStandarte, was natürlich deutlich auf die römische Überlegenheit in diesem Konflikt hinweist.

Die Legende TR(ibunicia)P(otestas) IIII IMP(erator) II CO(n)S(ul) II in Kombination mit dem Avers erlaubt es, das Motiv in die erste Hälfte des Jahres 164 zu datieren. Im Abschnitt wird die Legende noch durch ARMEN(ia) ergänzt, was die Identifikation der Trauernden als geschlagene Armenia nochmals unterstreicht.

Interessant ist, dass in der Sammlung des ZAW ein sehr ähnliches StückVergleichsmünze vorhanden ist (Invnr. N24004). Es wurde aber – einige Monate später im Jahr 164 – durch Marc Aurel ausgegeben. Die Averslegende ist identisch aufgebaut und lautet ANTONINVS AVG ARMENIACVS. Und auch die Reverslegende ist bis auf die Zählung der Ämter fast identisch und lautet P(ontifex)M(aximus) TR(ibunicia)P(otestas) XVIII IMP(erator) II CO(n)S(ul) III // ARMEN(ia). Hierdurch wird die Dominanz des Marc Aurel in der Herrschaftskonstellation deutlich. Zum einen führt ausschließlich er den Pontifex Maximus-Titel, der ihn als obersten Priester ausweist, zum anderen trägt auch er den Armeniacus-Siegertitel, obwohl er als in Rom verbliebener Kaiser keinen tatsächlichen Anteil am Sieg hatte. Spannend ist, dass er den Titel höchstwahrscheinlich exakt ein Jahr nach der Siegertitelannahme durch Lucius zu führen beginnt und damit dem Mitkaiser ein Jahr die Ehre des Titels und damit des errungenen Sieges allein überlässt. Dann aber übernimmt er nahezu alle militärisch-siegreichen Motive des Mitkaisers auch in sein Motivrepertoire. Umgekehrt werden für Lucius allerdings nie in dieser Weise innenpolitisch relevante Motive des Marcus ausgegeben.

Momentan werden diese beiden Münzen auch als das „Besondere Objekt“ im Rahmen eines Artikels über die Münzsammlung des ZAW im Unispiegel der Universität Heidelberg vorgestellt.

 

 


Juli 2015

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Antoninian (4,80 g; 22,21 mm)

Av.: OTACIL SEVERA AVG. Drapierte Büste der Kaiserin Otacilia Severa mit Diadem nach rechts, hinter den Schultern eine Mondsichel.

Rs.: SAECVLARES AVGG//IIII. Nilpferd nach rechts gehend im Perlkreis.

Münzstätte: Rom

Referenzen: RIC IV3 116b; RSC IV 63. Vgl. auch: http://ww2.smb.museum/ikmk/object.php?id=18204465

Weiterführende Literatur (Auswahl): Brigitte Klein: Tranquillina, Otacilia, Etruscilla, Salonina: vier Kaiserinnen des 3. Jahrhunderts n. Chr., Saarbrücken 1998. Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats, Berlin u.a. 2002.

Datierung: 248 n. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N 43400

Foto: ZAW.

 

 

Auf dem Avers des Antoninian ist zur Legende OTACIL(ia) SEVERA AVG(usta) die drapierte Büste der Marcia Otacilia Severa dargestellt, die ein Diadem trägt. Sie war die Frau des römischen Kaisers Philippus Arabs, der zwischen 244 und 249 nach Christus das Römische Reich regierte. Sie heiratete Philippus noch vor dessen Erhebung zum Kaiser nach dem Tod des „Kinderkaisers“ Gordian III. Aus der Ehe ging unter anderem ein Sohn hervor, der den Namen Marcus Iulius Severus Philippus trug. Noch im Jahr der Thronbesteigung erhielt Otacilia den Augusta-Titel (ILS 505) ebenso wie den mater castrorum-Titel (ILS 509), den erstmals Faustina die Jüngere, die Gattin des Marc Aurel getragen hatte. Wenig später erhielt sie auch weitere Titel wie beispielsweise mater castrorum et senatus et patriae (ILS 513). Die Anzahl an Titulaturen, die Otacilia trug, erreichte keine andere der Frauen der sog. „Soldatenkaiser“.

Auf dem Revers der Münze ist ein Nilpferd zur Legende SAECVLARES AVGG dargestellt. Durch die Legende wird ganz klar die Verbindung zwischen dem Tier und den Säkularspielen hergestellt. Bei den römischen ludi saeculares handelt es sich um Spiele, die anlässlich des Jubiläums der Stadt Rom begangen wurden. Die Gründung hatte Varro einst auf – nach heutiger Zeitrechnung – 753 v. Chr. datiert. Insofern beging Philippus Arabs im Jahr 248 n. Chr. das 1000. Stadtjubiläum. Es fand wahrscheinlich im April des Jahres u.a. mit spektakulären Tierspielen im Circus Maximus und mehrtägigen Theaterspielen auf dem Marsfeld statt. Laut der Historia Augusta wurden während der Feierlichkeiten beispielsweise Elche, Tiger, Löwen, Leoparden, Giraffen, ein Nashorn und eben auch diverse Nilpferde gezeigt oder abgeschlachtet. Jedoch sollen all diese Tiere ursprünglich von Kaiser Gordian III. für seinen Parthertriumph vorgesehen gewesen sein, und Philippus hatte sie lediglich für eine möglichst spektakuläre Feier „zweckentfremdet“ (HA Gord. 33,1-3). Wenig vor den Feierlichkeiten erhob Philipp den gemeinsamen Sohn Marcus Iulius Severus Philippus zum Augustus und damit formal zum Mitregenten, was den Plural AVGG in der Reverslegende der Otacilia erklärt: die ludi saeculares der beiden Kaiser. So konnte er den gerade einmal elfjährigen designierten Thronfolger „medienwirksam“ dem Volk bekannt machen. Allerdings wurde er im Folgejahr, kurz nach dem Tod seines Vaters, von den Prätorianern ermordet.

 

 


Juni 2015

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Tetradrachme (17,22g; 26,91mm)

Av.: [Σ]VRΑΚΟΣΙΟΝ. Kopf der Nymphe Arethusa m. sakkos n.r., umgeben von vier (nur zwei sind zu sehen) Delphinen.

Rs.: Nach rechts fahrendes Zweigespann mit Wagenlenker. Darüber Nike nach rechts fliegend, die Pferde bekränzend.

Münzstätte: Syrakus

Referenzen: SNG Kop. 661; Angela Berthold und Bernhard Weisser: Athen und Syrakus. Wirtschaftliches Denken und geniale Künstler, in: Jörg Völlnagel und Moritz Wullen (Hrsg.) Unsterblich! Der Kult des Künstlers (2008) 27-32.

Datierung: 465-425 v. Chr.

Slg. ZAW; ex Institut für Klassische Archäologie; Schenkung Dr. Barbara Newborg; ex Smlg. Dr. Walter Kempner

Inventarnr.: AN 2005/37

Foto: ZAW.

 

 

Die hier vorgestellte Tetradrachme wurde in Syrakus auf Sizilien geprägt. Im letzten Drittel des 8. vorchristlichen Jahrhunderts hatten griechische Siedler aus Korinth die Stadt Syrakus gegründet. Sie nahm schnell an Bedeutung und Größe zu. Gegen Ende des 6. vorchristlichen Jahrhunderts wurde offenbar die Gestaltung der Münzen der Stadt festgelegt. Die Rückseiten der Tetradrachmen trugen künftig das Bild eines siegreichen Pferdegespanns im hippischen Agon von Olympia. Unsere Tetradrachme zeigt genau dies: Ein nach rechts fahrendes Zweigespann mit Wagenlenker. Darüber fliegt eine Nikeaquila, die die Pferde des Siegergespanns bekränzt.

 

Auf dem Avers, der Münzvorderseite der syrakusanischen Tetradrachmen, ist ab dem späten 6. Jh. v. Chr. Arethusa zu sehen. Sie ist eine Nymphe, in die sich der Flussgott Alpheios verliebt hatte und ihr daher nachstellte. Die schöne Arethusa rief daraufhin die Göttin Diana um Hilfe an, die sie in eine Quelle verwandelte und nach Sizilien versetzte. (Ov. Met. 4, 572-641.). So avancierte Arethusa gewissermaßen zu Stadtgöttin von Syrakus. Auf den Münzen verändert sich ihr Bild der Mode der Zeiten entsprechend. Auf unserer Tetradrachme trägt sie Ohrringe, eine Halskette und ein sakkosaquila, eine geschlossene Haube, die sich besonders im 5. und 4. Jh. v. Chr. als Kopfbedeckung griechischer Frauen großer Beliebtheit erfreute. Umgeben ist sie von vier Delphinen, von denen wegen des dezentralen Stempels und des etwas zu kleinen Schrötlings nur zwei zu sehen sind. Den Hinweis auf die Herkunft der Münze gibt die Legende ΣVRΑΚΟΣΙΟΝ.

 

Jedoch ist speziell diese Münze nicht nur wegen ihrer optisch ansprechenden motivischen Gestaltung von Interesse. Ende Mai 2015 wurden unter anderem in diese Tetradrachme mittels eines 7 mm dünnen Bohrers drei Löcher gebohrt, um aus dem Kern des Stücks insgesamt 40 mg Silber zur Analyse zu entnehmen. Die Beprobung wurde im Rahmen des an der Goethe-Universität Frankfurt angesiedelten Forschungsprojekts ´Münzen und die Dynamik der Macht: der westliche Mittelmeerraum, 500-100 v. Chr.´ durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, die Zusammensetzung und Herkunft der Münzmetalle im 5. bis 1. vorchristlichen Jahrhundert zu erforschen. Hierfür werden derzeit bestimmte repräsentative Münzserien vor allem aus griechischen Städten in Italien systematisch beprobt. Diese Proben werden geochemisch auf Ihre Haupt- und Spurenelemente sowie Isotopenverhältnisse hin analysiert. Für weitere Informationen siehe https://www.uni-frankfurt.de/47219502/muenzen_dynamik_macht.

 


Mai 2015

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Denar (3,74g, 18,21mm)

Av.: FAVSTINA – AUGVSTA. Im Perlkranz: Drapierte Büste der jüngeren Faustina mit Diadem, nach rechts blickend. Das Haar der Kaisergattin ist im Nacken zu einem Knoten gebunden.

Rs.: SAECULI FELICIT. Mit Ornamenten verzierter Thron, auf dem auf einem Fransentuch die neugeborenen Zwillinge des Kaiserpaares sitzen.

Prägeort: Münzstätte in Rom

Referenzen: RIC III Nr. 712; MIR 18, Nr. (Fa) 27-4 (5b, Diadem); Börner, S., Marc Aurel im Spiegel seiner Münzen und Medaillons. Eine vergleichende Analyse der stadtrömischen Prägungen zwischen 138 und 180 n. Chr., Bonn 2012; Priwitzer, S., Faustina minor – Ehefrau eines Idealkaisers und Mutter eines Tyrannen. Quellenkritische Untersuchungen zum dynastischen Potential, zur Darstellung und zu Handlungsspielräumen von Kaiserfrauen im Prinzipat. Tübinger althistorische Studien Bd. 6. , Bonn 2008.

Datierung: 161 n. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N24305

Foto: ZAW.

 

Der Denar zeigt auf dem Avers Faustina II., die in der Forschung auch „die jüngere Faustina“ genannt wird. Sie war die Tochter von Kaiser Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) und Faustina I., die dementsprechend häufig als „die ältere Faustina“ bezeichnet wird. Faustina II. war im Jahr 138 n. Chr. noch unter der Herrschaft des Hadrian zunächst mit Lucius Verus verlobt worden (HA Aelius 6,9; HA Verus 2,2-4 und HA Marcus 6,1-2). Nach Hadrians Ableben und dem Herrschaftsantritt von dessen Adoptivsohn Antoninus Pius wurde die Verlobung gelöst und Faustina II. wurde mit Marc Aurel, ihrem leiblichen Cousin, verlobt, den sie Mitte Mai des Jahres 145 n. Chr. auch heiratete (Inscr. It. XIII 1, 205). Aus der Ehe gingen zahlreiche Kinder hervor, von denen allerdings nur wenige das Erwachsenenalter erreichten. In der Zeit zwischen ihrer Hochzeit und dem Tod des Antoninus Pius lebten die jüngere Faustina und Marc Aurel am Kaiserhof. Marc Aurel war seit der Hochzeit zum designierten Nachfolger des Kaisers ernannt worden und wurde teilweise in die Regierungsgeschäfte involviert. Faustina gebar während dieser Zeit mindestens neun Kinder. Einige Mädchen überlebten, aber alle Jungen und damit die Garanten für die Fortführung der antoninischen Dynastie starben. Als am 7. März 161 n. Chr. Kaiser Antoninus Pius starb (IGR I 1509), trat – wohl mit aus diesem Grund – Marc Aurel gemeinsam mit seinem Adoptivbruder Lucius Verus die Nachfolge an. Damit begründeten sie den ersten Doppelprinzipat in der Geschichte Roms. Zum Zeitpunkt des Ablebens ihres Vaters war Faustina II. jedoch bereits erneut schwanger. Nur sechs Monate später, am 31.8.161 schenkte sie zwei Jungen, den Zwillingenaquila Titus Aurelius Fulvus Antoninus und Lucius Aurelius Commodus, das Leben (HA Commodus 1,4 und 10,2.). Die Freude darüber war so groß, dass zu diesem Anlass auch Münzen geprägt wurden; unter anderem der hier vorgestellte Denar. Auf seinem Revers ist ein mit Ornamenten verzierter Thron dargestellt, auf dem auf einem Fransentuch die neugeborenen Zwillinge Antoninus und Commodus sitzen. Die Legende SAECULI FELICIT(as) steht für das „glückliche Zeitalter“, das durch die Geburt der Kinder für die Dynastie und damit auch das Römische Reich insgesamt angebrochen sei.

 

Nur 4 Jahre später allerdings starb einer der Zwillinge, Antoninus (HA Commodus 1,4; PIR² A 1512.). Commodus aber erreichte das Erwachsenenalter und trat im Jahr 180 n. Chr. die Nachfolge seines Vaters Marc Aurel an.

 


April 2015

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Denar (3,74g, 18,92mm)

Av.: CAESARI – AUGVSTO. Augustus mit Lorbeerkranz n.r. im Perlkranz.

Rs.: MAR - VLT. Sechssäuliger Rundtempel mit Kuppeldach auf dreistufiger Basis. Darin befindet sich ein Legionsadler (aquila) zwischen zwei Feldzeichen (signa).

Prägeort: Münzstätte in Hispanien, mglw. in Colonia Patricia (Cordoba)

Referenzen: RIC I² Nr. 105 a; Fuchs, Günter: Architekturdarstellungen auf römischen Münzen der Republik und der frühen Kaiserzeit, Berlin 1969, 38 Taf.. 5f. Nr. 65-74; Küthmann, Harald; Overbeck, Bernhard: Bauten Roms auf Münzen und Medaillen, München 1973, 55. Link.

Datierung: um 18 v. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N11009

Foto: ZAW.

 

Auf der Vorderseite, dem Avers der Münze, ist der nach rechts blickende Augustus mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf dargestellt. Ab etwa 31 v. Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 14 n. Chr., also über 40 Jahre lang, regierte Augustus als erster Kaiser das Römische Reich. Zum Zeitpunkt der Ausprägung dieser Münze war Augustus etwa 45 Jahre alt. Das jugendliche Aussehen, das auf dem Avers gezeigt wird, spiegelt die Idealisierung seines Abbildes wider, die für Augustus auch in der übrigen Kunst belegt ist. Sie wird üblicherweise als Symbol für die Stabilität seiner Herrschaft interpretiert.

Der Revers, die Münzrückseite, zeigt einen Rundtempel für den Gott Mars Ultor, den Rächer. Darauf weist auch die Legende MAR(tis) VLT(oris) hin. Der Tempel verfügt über eine dreistufige Basis und sechs Säulen, die ein gewölbtes Dach tragen. Das Gebälk ist mit Verzierungen versehen, ebenso wie die auf unserem Exemplar nicht sichtbare Spitze der Kuppel. In der Mitte des Tempels ist die Adlerstandarteaquila platziert. Links und rechts davon, jeweils mit einer Säule zwischen sich und der aquila, sind Feldzeichen (signa)signum dargestellt. Diese sind mit Quasten, Mondsicheln und Scheiben verziert.

Der hier dargestellte Tempel ist aber nicht identisch mit dem Mars Ultor-Tempel, den Augustus am 1. August 2 v. Chr. weihen ließ. Er befand sich an einem Ende des Forum Augustum und war der einzige Marstempel innerhalb des römischen „Stadtgebietes“ (pomerium). So hatte Augustus, der damals noch Octavian hieß, im Jahr 42 v. Chr. vor der Schlacht von Philippi gegen die Mörder seines Adoptivvaters Caesar geschworen, einen Tempel für Mars Ultor, den Rächer zu erbauen (Suet. Aug 29,2 und R. Gest. div. Aug. 21.). Der Tempel war somit Symbol für den Vollzug der Rache für seinen Vater und rechtfertigte damit den Kampf von Römern gegen Römer. Gleichsam hatte er aber auch eine mythologische Komponente: Mars, als Vater des Romulus, war gleichsam Stammvater des julischen Geschlechts.

Bei dem Rundtempel auf unserem Denar handelt es sich aber um einen Vorläuferbau, der wahrscheinlich eigens dafür errichtet worden war, die von den Parthern durch harte Verhandlungen zurückerhaltenen Feldzeichen auszustellen (Cass. Dio 54,8,3.). Diese hatte Marcus Licinius Crassus 53 v. Chr. im Kampf an die Parther verloren – eine militärische Schande für Rom. Um diese Schmach auszumerzen, wurde die Rückgabe mit verschiedenen Motiven auf Münzreversen um 18 v. Chr. gefeiert wie ein militärischer Sieg. Auf diese Weise wurden dem Volk die militärische Stärke und der außenpolitische Erfolg des Herrschers kommuniziert.
 


März 2015

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Denar (3,90 g; 18,2 mm)

Av.: Elefant n. r., der auf eine „Drachenschlange“ tritt, im Perlkreis. Im Abschnitt: CAESAR.

Rs.: Im Perlkreis v.l.n.r.: Schöpfkelle, Weihwasserwedel, Axt, Priesterkappe.

Prägeort: Heeresmünzstätte Caesars in Gallien o. Hispanien

Referenzen: Crawford (RRC) 443/1; Syd. 1006; Woytek, B.: Arma et Nummi. Forschungen zur römischen Finanzgeschichte und Münzprägung der Jahre 49 bis 42 v. Chr., Wien 2003, 119-133. Woytek, B.: Die Verwendung von Mehrfachstempeln in der antiken Münzprägung und die "Elefantendenare" Iulius Caesars (RRC 443/I), in: SNR 85 (2006), 69-96. Link.

Datierung: 49/8 v. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N10196

Foto: ZAW.

 

 

Die hier vorgestellte Münze ist eine der bekanntesten, in der späten Republik geprägten Münzen überhaupt. Auf dem Avers ist ein Elefant zu sehen, der nach rechts läuft und auf eine Schlange mit einem „Kamm“ auf dem KopfSchlange tritt, die aus diesem Grund auch oft als „Drachenschlange“ bezeichnet wird. Diese Darstellung lässt den Betrachter zunächst ein wenig ratlos zurück. Erst vor dem historischen Hintergrund der von Gaius Iulius Caesar veranlassten Prägung wird die Bedeutung klarer: Die Prägezeit der Denare liegt in der Zeit des Römischen Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius. Kurz zuvor hatte Caesar mit seinen Soldaten den Rubikon, den Grenzfluss zwischen der Gallia Cisalpina und Italien, überschritten und marschierte mit seinen Soldaten in Richtung Rom, zu dessen Verteidigung  Pompeius bestimmt worden war. Dieser musste mit seinen Truppen aber aus Rom flüchten und ließ große Mengen an Bargeld sowie Gold- und Silberbarren (Plin. n.h. 33, 56.) im Saturntempel, in dem das aerarium populi Romani (die römische „Staatskasse“) üblicherweise aufbewahrt wurde, zurück. Diese Edelmetallreserven ließ sich Caesar vom Senat übertragen, nachdem er Rom besetzt hatte. Etwa zu diesem Zeitpunkt und damit wohl auch aus diesem Bestand wurden die sogenannten „Elefantendenare“ in der Westhälfte des Römischen Reiches in großem Umfang geprägt, um die Geldmittel der caesarischen Truppen liquide zu halten. Vor diesem Hintergrund ergibt ein großes und mächtiges Tier, das ein anderes zertrampelt, welches zudem noch für die Unterwelt und damit für das Böse steht, Sinn. Der Elefant steht in diesem Zusammenhang für Caesar. Dafür spricht auch die im Abschnitt der Münze zu findende Legende CAESAR. Der Elefant galt weiterhin in der Antike als einziges Tier, das clementia, also Milde zeigen konnte (Plin. n.h. VIII 9 und 23), was ebenfalls den Bogen zu Caesar schlägt, der stets seine Milde, die clementia Caesaris, zu betonen suchte (u.a. Plut. Caes. 57). Zudem behauptet die Historia Augusta (HA Aelius 2,3-4) bezüglich der Herleitung des Namens  „Caesar“ einen Bezug zu caesa, dem punischen Wort für „Elefant“. Insofern wäre ebenfalls ein Bezug zu Iulius Caesar hergestellt. Analog dazu steht die zertretene, chthonisch konnotierte Drachenschlange den gängigen Thesen zufolge für seinen Gegenspieler Pompeius Magnus.

Auf dem Revers der Münze sind simpulumsimpulum (Schöpfkelle), aspergillumaspergillum (Weihwasserwedel), securissecuris (Axt) und galerus mit apexgalerus mit apex (Priesterkappe) dargestellt. Diese Priesterinsignien spielen auf das oberste Priesteramt des pontifex maximus an, welches Caesar seit 63 v. Chr. bekleidete.

Die Münze ist insofern völlig auf die Person des Gaius Iulius Caesar zugeschnitten und unterstreicht seinen Herrschaftsanspruch.

 


Februar 2015

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Didrachme (6,61g, 19,27mm)

Av.: Kopf des Helios en face, leicht nach rechts gewandt.

Rs.: Oben: ΡOΔIO[N], unten E-Y. Rosenblüte mit Trieb und Knospe auf der rechten Seite. Links im Feld Weintraube.

Prägeort: Rhodos

Referenzen: SNG Cop 729; BMC 34; SNG von Aulock 2789; Ashton RN 30 (1988), S. 85-88.

Datierung: ca. 304-265 v. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N97017

Foto: ZAW.

 

Auf dem Avers, der Vorderseite der Münze, ist der Kopf des Sonnengottes Helios zu sehen. Als Schutzgottheit der gleichnamigen Hauptstadt von Rhodos dominierte Helios bereits schon früh deren Münzbilder. Zum Zeitpunkt der Prägung der Münze hatte sich jedoch gerade ein Ereignis zugetragen, das den Gott noch mehr ins öffentliche Interesse gerückt hatte. In den Jahren 305/4 v. Chr. im Rahmen des vierten Diadochenkrieges wurde Rhodos belagert. Obwohl die Rhodier zahlenmäßig stark unterlegen waren, verteidigten sie ihre Stadt erfolgreich gegen die Angriffe des Demetrios Poliorketes. Dieser war der Sohn des Antigonos Monophthalmos („der Einäugige“), der nach dem Tod des Alexander des Großen Kleinasien, Syrien und Palästina beherrschte. Er war mit Ptolemaios I. Soter, der nun Ägypten beherrschte, über die Vorherrschaft in der Ägäis in Streit geraten. In diese Auseinandersetzung war Rhodos involviert worden, das sich weigerte sich auf die Seite der Antigoniden zu schlagen, sondern versuchte, eine gewisse Neutralität und v.a. seine Autonomie zu wahren (Diod. 20,46,6). Damit war Antigonos nicht einverstanden und entsandte seinen Sohn Demetrios, um den Widerstand der Rhodier zu brechen. Letztlich konnte durch die Vermittlung des Aitolischen Bundes doch noch – ganz kurz vor der Eroberung der Stadt – ein Friedensvertrag zwischen Rhodos und den Antigoniden geschlossen werden (Plut. Demetrios 22,4-23,1; Diod. 20.99,1-3). Nach diesem für Rhodos gerade noch glücklichen Ausgang der Belagerung wurde unter anderem die mächtige Kolossalstatue des Helios errichtet, da die Rhodier glaubten, dass ihr Stadtgott sie vor der Eroberung durch Demetrios bewahrt habe. Der sogenannte Koloss von Rhodos war eine über 30 Meter hohe Bronzestatue des Helios. Mit dem Erlös aus Demetrios zurückgelassenen Belagerungsmaschinen finanzierten sie den Bau der Statue (Plin. n.h. 34,41). Die riesige Statue zählte bereits in der Antike zu den sieben Weltwundern und doch stürzte sie nach nur wenigen Jahrzehnten, ca. 226 v. Chr., infolge eines Erdbebens um (Strab. geog. 14, 2, 5; Polyb. 5, 88, 1). Die Rhodier bauten die Statue nicht wieder auf. Man konnte sie aber noch viele 100 Jahre nach ihrem Zusammensturz in Rhodos besichtigen (Plin. n.h. 34,41). Wo die Statue genau aufgestellt worden war, ist ungewiss, sie stand aber sicherlich nicht über der Hafeneinfahrt. Diese Vorstellung stammt erst aus der Zeit der Renaissance.

Der Revers unserer Münze zeigt eine Rose. Diese Blume war ebenfalls dem Gott Helios heilig und namengebend für die Stadt. Die Legende ΡOΔION steht gleichermaßen für die Blume wie für den Namen der Stadt.

 


Januar 2015

[SAGE]Münze_des_Monats_av_07


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[SAGE]Münze_des_Monats_rv_07



 

Denar (3,28g, 1,85cm) des Nero

Av.: [AGRIPP AVG DIVI CLAVD N]ERONIS CAES MATE[R]. Links Kopf des Nero nach rechts blickend und rechts drapierte Büste der jüngeren Agrippina nach links in Brustansicht. Zwischen den Köpfen befindet sich eine Lochung.

Rs.: NERONI CLAV[D DI]VI F CAES AV[G GERM IMP TR] P um einen Eichenkranz (corona civica). Darin: EX S C.

Prägeort: Rom

Referenzen: RIC I² Nr. 2; BMC I, S. 200 Nr. 3 und auch hier.

Datierung: ca. zwischen Oktober und Dezember 54 n. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N15000; ex AntCII42

Foto: ZAW.

 

 

Auf dem Avers, der Vorderseite der Münze, sind Nero und seine Mutter Agrippina minor dargestellt, die sich gegenseitig ansehen. Die Legende (Münzinschrift) lautet: [AGRIPP(ina) AVG(usta) DIVI CLAVD(ii uxor) N]ERONIS CAES(aris) MATE[R]. Sie bedeutet übersetzt: Agrippina Augusta, Ehefrau des vergöttlichten Claudius, Mutter des Nero Caesar. Auf der Rückseite der Münze befindet sich ein Eichenkranz, die sog. Bürgerkrone (corona civica). Die Legende auf dem Revers nennt den jungen Kaiser erstaunlicherweise nicht im Nominativ, sondern im Dativ. Wahrscheinlich bezieht sich dies auf die Verleihung der Bürgerkrone an Nero durch den Senat, denn das in der Mitte des Kranzes angebrachte EX S(enatus)C(onsulto) bedeutet “Auf Senatsbeschluss”. Die Darstellungsform gilt quasi als konstitutioneller Münztyp des Princeps seit Augustus. Die Nennung im Dativ wäre aber erstmals seit Augustus wieder aufgegriffen worden.

Auf der Münzvorderseite sind sowohl Darstellungsform als auch Legende für ihre Zeit einzigartig. Bislang waren noch nie lebende, weibliche Angehörige des Kaiserhauses auf Münzvorderseiten gemeinsam mit dem regierenden Herrscher dargestellt worden. Hier orientierte man sich offenbar an hellenistischen Vorbildern. Des Weiteren ist die Legende äußerst ungewöhnlich, da klar Agrippina im Vordergrund steht. Sie wird im Nominativ genannt und quasi als Bindeglied zwischen dem neuen Kaiser (Mutter) und dem vorherigen Kaiser (Ehefrau) in den Focus gerückt. Der fast 17-jährige Nero war erst im Oktober des Jahres 54, nach einer Pilzvergiftung seines Stiefvaters Kaiser Claudius, auf den römischen Thron gelangt. Hierfür hatte seine Mutter Agrippina bereits seit Jahren etliche weitreichende Vorkehrungen getroffen, damit der Thronbesteigung ihres Sohnes nichts im Wege stand. Sogar ihre Verquickung in die Umstände des plötzlichen Todes ihres Gatten wird von den Zeitgenossen in Erwägung gezogen (u.a. Suet. Claud. 44,2; Iuv. V 146-8.). Möglicherweise weist ihre Dominanz auf dem Avers der Münze auch auf eine Dominanz ihrer Person in den frühen Jahren der Herrschaft des Nero. Dieser entledigte sich aber nicht einmal fünf Jahre später seiner umtriebigen Mutter. Wenig später, spätestens nachdem sich auch der Philosoph Seneca aus der Regierungsberatung zurückgezogen hatte, entwickelte sich die Herrschaft Neros zunehmend negativ. Nach Aufständen verschiedener Generäle und der Ernennung Galbas zum neuen Kaiser wurde Nero zum Staatsfeind erklärt und nahm sich im Juni 68 das Leben. Er fiel der damnatio memoriae, der demonstrativen Tilgung seines Andenkens, anheim. Der Begriff ist allerdings ein moderner. In der Antike sprach man von der abolitio nominis (“Abschaffung des Namens”).

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Lochung zwischen den Köpfen von Nero und Agrippina. Die Position der Lochung weist darauf hin, dass dem Münzbesitzer in erster Linie das Aversbild wichtig war. Die Münze wurde entweder an einem Band etwa um den Hals getragen oder vielleicht auch irgendwo zur Betrachtung angenagelt. Ob sich das nur auf die „guten Jahre“ von Neros Regierungszeit beschränkte oder ob die Münze auch später noch als Schmuckelement in Verwendung war, entzieht sich freilich unserer Kenntnis.

 


Dezember 2014

[SAGE]Münze_des_Monats_av_06

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Denar (3.69g, 1,98 cm) des Titus Carisius

Av.: MONETA. Kopf der Iuno Moneta nach rechts.

Rs.: T . CARISIUS. Darunter Werkzeuge zum Prägen von Münzen: Unten rechteckiger Amboss, darüber die mit einem Kranz geschmückte Kappe des Gottes Vulcanus, links im Feld eine Zange, rechts im Feld ein Hammer. Alles ist umgeben von einem Lorbeerkranz.

Prägeort: Rom

RRC 464,2; Syd. 982; Link

46 v. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: N10217

Foto: ZAW.

 

Auf dem Avers, der Vorderseite der Münze, ist der nach rechts blickende Kopf der Iuno Moneta dargestellt. Sie hatte ihren Tempel auf dem Kapitol. Ihren Beinamen „Moneta“ soll die Göttin erhalten haben, als 387 v. Chr. die Gallier versuchten neben der Stadt auch die Burg von Rom zu erobern. Sie sollen ganz leise einen Pfad hinauf geschlichen sein und dabei noch nicht einmal die Aufmerksamkeit der Wächter oder gar der Hunde auf sich gezogen haben. Allein die heiligen Gänse der Iuno ließen sich nicht täuschen und schnatterten und schlugen mit den Flügeln. Dies rettete die Besatzung (Liv. V 47). Dementsprechend dürfte die besondere Eigenschaft der Iuno, die durch den Beinamen betont wird, die der Mahnerin und Warnerin gewesen sein (lat. monere = mahnen, warnen).

Allerdings wird dadurch noch nicht offenkundig, warum auf der Rückseite der Münze Prägewerkzeug dargestellt wird, nämlich eine Zange, ein Amboss und ein Hammer. Die ebenfalls abgebildete bekränzte Kappe des Vulcanus weist auf dessen Eigenschaft als Gott des Feuers und des Metallhandwerks und damit auch auf die Münzschläger hin. Oberhalb davon steht der Name des Münzmeisters (triumvir) T. Carisius, der diese Münze ausprägen ließ.

Die Reversdarstellung erschließt sich durch eine in der Suda geschilderte Begebenheit (Suda s.v. Μονήτα): Dort wird berichtet, dass den Römern während eines Krieges mit Tarent das Geld ausgegangen sei. Sie baten daraufhin Iuno um Hilfe und gelangten rasch wieder zu ausreichend Geldmitteln. Als Dank dafür sei die Münzstätte beim Tempel der Iuno Moneta angesiedelt worden. Und tatsächlich ist die römische Münzstätte in den letzten Jahrhunderten der Römischen Republik – vielleicht seit der Einführung der Silberprägung in Rom – im oder beim Tempel der Iuno Moneta auf dem Kapitol zu lokalisieren (Liv. VI 20.13). Der Beiname der Iuno etablierte sich dann als Begriff für die Münzstätte und gemünztes Geld. Und auch heute noch lässt sich das im Deutschen verwendete Wort "Moneten", das italienische "monete" oder das englische "money" auf den Tempel der Iuno Moneta und die naheliegende Münzstätte zurückführen. Erst im ersten nachchristlichen Jahrhundert wurde die Münzstätte vom Kapitol auf den mons caelius verlegt (Aur. Vict. De. Caes. 35,6), wo sich auch die berühmten Inschriften fanden, die (etwas) Auskunft über die Arbeitsverteilung bei der römischen Münzherstellung geben (CIL VI 42-44 und 791).

 


November 2014

[SAGE]Münze_des_Monats_av_05
 
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Denar (3.56g, 17,87 mm) für Iuba I.

Av.: REX IUBA. Drapierte Büste von König Iuba I. nach rechts. Er trägt ein Diadem und in der Rechten ein Szepter.

Rs.: „König Iuba“ in punischer Schrift. Achtsäuliger Tempel in Frontansicht.

Prägeort: Utica, Numidia

SNG Cop 523-524, Link

Ca. 49-46 v. Chr.

Slg. ZAW

Inventarnr.: AN410

Foto: ZAW.

 

Der auf der Vorderseite (Avers) der Münze abgebildete König Iuba I. regierte zwischen 60 und 46 v. Chr. das Königreich Numidien, das heute weite Teile der Staaten Tunesien und Algerien umfasst. Dass es Iuba möglich war sein Antlitz auf Denare aufprägen zu lassen, lässt sich durch seine Verwicklung in den römischen Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius erklären. Iubas Vater Hiempsal II. hatte Pompeius seinen Thron zu verdanken, wohingegen Caesar damals den Thronprätendenten Masintha vertreten und so leidenschaftlich gegen Hiempsals Anspruch argumentiert hatte, dass er im Zuge dessen sogar Iuba am Bart gezogen haben soll (Suet. Caes. 71). Dass Iuba nun auf Seiten der Pompejaner in die Geschehnisse eingriff, verwundert vor diesem Hintergrund also nicht wirklich. Im Sommer des Jahres 49 v. Chr. konnte der Pompeius-Anhänger Attius Varus in einem Stellvertreterkrieg auf afrikanischem Boden nur mithilfe des Iuba das Heer des für Caesar kämpfenden Gaius Scribonius Curio vernichtend schlagen. Anschließend ritt Iuba hoch zu Ross in der benachbarten Stadt Utica (Municipium Julium Uticense) als Sieger ein und überging damit nicht nur den dortigen römischen Statthalter, sondern auch Attius Varus. Die Stadt gilt als die älteste phönizische Gründung Nordafrikas und wurde gegen Ende des zweiten Jahrtausends v. Chr. gegründet. Iuba wirkte dort seit seinem Sieg über die caesarischen Truppen völlig unbeeindruckt von der römischen Besatzung (Caes. bell. civ. II 44,3). Durch deren Abhängigkeit von Iubas Truppen, waren die Römer in Nordafrika allerdings gezwungen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

In diesem Zeitraum wurde in Utica die hier vorgestellte Münze ausgeprägt. Die auf dem Revers (Rückseite) der Münze dargestellte achtsäulige Tempelfront gehört möglicherweise zum Heiligtum des Apoll-Melqart von Utica, über dessen Giebel Plinius der Ältere schrieb (Plin. n.h. 16 LXXIX 216).

Während Iuba sich in Utica aufhielt, erklärte ihn inzwischen Caesar zum Staatsfeind der Römer, der römische Senat auf Pompeius´ Seite hingegen belohnte Iuba für seinen Sieg gegen die caesarischen Truppen mit dem Titel „König“ und anderen Ehren (Cass. Dio XLI 42,7). Iuba ließ, wahrscheinlich daraufhin in Utica eben jene Münzen prägen, die ihn als REX IUBA in lateinischer und punischer Sprache bezeichnen. Dass der Hinweis auf seine Stellung auch für die einheimische Bevölkerung verständlich über die Münzen kommuniziert wurde, dürfte mit der Ernennung von zwei Gegenkönigen durch Caesar zu erklären sein.

Nur drei Jahre später, 46 v. Chr., fand Iubas Rolle in der römischen Weltpolitik ein jähes Ende. Er wurde bei Thapsus schwer geschlagen und war gezwungen, zurück in sein Reich zu  flüchten, da auch Pompeius bereits 48 v. Chr. ermordet worden war. Als ihm dort aber der Einlass in seine Hauptstadt Cirta von seinen eigenen Untertanen verwehrt wurde, blieb ihm nichts, als den Tod zu suchen.

 


Oktober 2014

[SAGE]Münze_des_Monats_av_04
 
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Cistophor (3,87g, 19,96 mm)

Av.: Cista mystica mit Schlange im Efeukranz.

Rs.: Bogentasche, um die sich zwei Schlangen winden, links im Feld ΕΦΕ, oben rechts B (Datierung), ganz rechts im Feld Kopf der Artemis Ephesia.

Prägeort: Ephesos, Ionia

Kleiner/Noe 51 Nr. 51-j., Serie 36.

138/137 v. Chr.

Slg. ZAW. Inventarnr. N 97018.

Foto: ZAW.

 

Die Münze lässt sich durch das B auf dem Revers, das als zweiter Buchstabe des griechischen Alphabets auch für die Zahl 2 steht, auf das zweite Regierungsjahr des Königs Attalos III. Philometor Euergetes von Pergamon datieren. Eben jener König war es auch, der testamentarisch verfügte, dass sein Reich nach seinem Tod an das römische Volk fallen, die griechischen Städte seines Reiches aber frei bleiben sollten (Plut. Tib. Gracchus 14,1.).

Der Korb mit der Schlange, die cista mystica, die auf dem Avers dargestellt ist, ist gleichzeitig Namensgeber des Nominals: Cistophor bedeutet wörtlich Kistenträger. Dieses Nominal wurde von der Familie des Attalos, den Attaliden, um den Beginn des 2. Jhs. v. Chr. erstmals ausgegeben. Die cista mystica im Efeukranz weist dabei auf den Gott Dionysos, der in Pergamon, der Residenzstadt des attalidischen Königshauses mehrere Tempel besaß und als Hauptgott der Dynastie gelten kann. Außerdem spielte er im Kult des Telephos offenbar eine gewisse Rolle. Telephos, Sohn des Herakles und der Athenapriesterin Auge, ist in der griechischen Mythologie der Gründer der Stadt Pergamon und wurde daher natürlich ebenfalls von den Attaliden verehrt. Auf dem Revers der Münze ist eine Bogentasche dargestellt, die entweder auf Herakles – und damit Telephos – verweisen soll oder auf Artemis von Ephesos in ihrer Eigenschaft als (griechische) Jagdgöttin. Die Schlangen deuten wohl wiederum auf Dionysos, da sie in seinem Kult von Bedeutung waren. Rechts am Rand des Revers ist außerdem der Kopf der Artemis Ephesia zu sehen. Ihr Kult soll laut Strabon (Strab. II 505 und auch Plin. Nat. 5,115) von den Amazonen gegründet worden sein – ebenso wie die Stadt selbst. Die Göttin scheint ursprünglich eine Ausformung der anatolischen „Großen Göttin“ gewesen zu sein, die die Griechen dann mit Artemis gleichsetzten. Ihre Erscheinungsform war unverwechselbar: Das Kultbild, wahrscheinlich aus Ebenholz gefertigt, war mit abnehmbaren Gewändern bedeckt, ihr Brustkorb mit mehreren Reihen von „Brüsten“ versehen, die in der jüngeren Forschung mit einiger Wahrscheinlichkeit als Stierhoden identifiziert wurden. Die Göttin wurde von einer speziellen Priesterschaft nicht nur bekleidet, sondern auch gewaschen und gespeist. Auf dem Kopf trug sie einen polos, eine zylindrische Kopfbedeckung, die in ihrem Fall extrem hoch, sehr aufwändig verziert und mit einem Tempel bekrönt war. Dieser steht wohl stellvertretend für ihr Heiligtum, das Artemision. Das sog. ältere Artemision soll in der Nacht der Geburt von Alexander dem Großen von Herostrat durch Brandstiftung zerstört worden sein. Geschehen konnte das, so Plutarch (Plut. Alex. 3,3-4), nur, weil Artemis Ephesia in ihrer Eigenschaft als Geburtshelferin so sehr damit beschäftigt war, Alexander auf die Welt zu bringen.

Archäologisch lässt sich tatsächlich bereits eine Bauphase aus dem 7. Jh. v. Chr. nachweisen. Aus einer etwas späteren Phase des Tempels (frühes 6. Jh.) stammen etliche Münzen, die zum Teil noch aus Elektron, einer natürlichen Legierung von Gold und Silber, hergestellt wurden. Diese Funde stellen wohl den ältesten je gefunden Münzhort dar. Möglicherweise stammen einige dieser Münzen, wie die hier vorgestellte Prägung, aus einer in Ephesos angesiedelten Münzstätte.

 


 

September 2014

[SAGE]Münze_des_Monats_av_03
[SAGE]Münze_des_Monats_rs_03

Denar (3.87g, 19,96 mm) des L. Pomponius Molo (Münzmeister)

Av: L∙ POMPON∙ [M]OLO. Apoll mit Lorbeerkranz nach rechts.

Rs: Im Abschnitt: NVMA ∙ POMPI[L]. Opferszene.

Prägeort: Rom

Syd. 607; RRC 334, 1.

100-90 v. Chr.

Slg. ZAW. Inventarnr. N10104.

Foto: ZAW.

 

Das auf dem Avers zu lesende L. POMPON MOLO ist der abgekürzte Name des Münzmeisters Lucius Pomponius Molo. Die Aufsicht über die Münzprägung hatten seit der späteren Republik drei Münzmeister inne, die Tresviri aere argento auro flando feriundo (III.VIR.AAAFF) oder kurz IIIviri monetales, Treviri oder Triumviri genannt. Das Amt kann durchaus als Einstiegsamt in den cursus honorum, die römische Ämterlaufbahn, verstanden werden. Auf ihren Münzen bezogen sich die Münzmeister daher vor allem in der späten Republik gern auf ihre Vorfahren, um ihre Abstammung und damit letztlich auch ihre Eignung für andere Ämter unter Beweis zu stellen. Auch Lucius Pomponius Molo folgte dieser Tradition und prägte das Bild des Numa Pompilius auf den Revers „seiner“ Münze. Numa war der zweite sagenhafte König Roms, auf dessen Sohn Pompo sich die Pomponii zurückführten (Plut. Numa 21). Auf der Rückseite der Münze ist Numa vor einem brennenden Altar dargestellt, zu dem der victimarius, ein Opferdiener, eine Ziege führt. Numa hält in seiner Hand einen erhobenen lituus. Dieser an der oberen Spitze eingerollte Stab ist sowohl Amtsinsignie der ersten römischen Könige, als auch – und vor allem – das Symbol des Augurats. Gleichzeitig ist er Kultgegenstand der Auguren. Der Kopf des Numa ist nicht verhüllt, was die Opferhandlung als ritus Graecus ausweist. Dieser Ritus wurde in Rom im Kontext der Einrichtung der ludi Apollinares im Jahr 212 v. Chr. eingeführt (Liv. XXV 12,13). Im entsprechenden Senatsbeschluss wird explizit das Opfer einer Ziege erwähnt. Diese Spiele zu Ehren des Gottes Apoll passen nun wieder sehr gut zur Darstellung des Apoll mit Lorbeerkranz auf dem Avers der Münze. Doch Numa, der um 700 v. Chr. gelebt haben soll, führt hier folglich einen Ritus durch, der zu seiner Zeit noch gar nicht existierte. Warum dieser Anachronismus?

Hierbei führt der auffällig platzierte lituus auf die richtige Fährte. So wird der Augurenstab auf Prägungen der Münzmeister normalerweise abgebildet, um auf Auguren unter den Vorfahren hinzuweisen. Auch hier ist dies der Fall. So richtete nämlich einst ein Vorfahre des L. Pomponius Molo, M. Pomponius Matho, eben die ludi Apollinares als einer der decemviri ein, während er zeitgleich das Augurat bekleidete.

Auf diese Weise verknüpft der Münzmeister geschickt, den sagenhaften römischen König Numa, dessen Sohn der Namensgeber seiner gens war, mit den Verdiensten seines Vorfahren aus der jüngeren Vergangenheit.

 

 


 

August 2014

[SAGE]Münze_des_Monats_av_02
[SAGE]Münze_des_Monats_rs_02
 

As AE (10,37g; 26,36 mm) für Augustus

Av: CAESAR PONT MAX. Augustus mit Lorbeerkranz nach rechts blickend.

Rs: Im Abschnitt : ROM ET AVG. Frontale Ansicht des Altars von Lugdunum (Lyon).

Prägeort: Lugdunum (Lyon)

RIC 230; C240; BMC 550; BN 1479.

Altarserie I, 15-7 v. Chr.

Slg. ZAW. Inventarnr. N 11262.

Foto: ZAW.

 

Von ungefähr 31 v. Chr. bis zu seinem Tod 14 n. Chr., also über 40 Jahre lang, regierte Augustus, der erste Kaiser des Römischen Reiches. Zum Zeitpunkt der Ausprägung der Münze ist Augustus etwa 40 Jahre alt. Das jugendliche Aussehen, das auf dem Avers, der Vorderseite der Münze, gezeigt wird, spiegelt die Idealisierung seines Abbildes wider, die für Augustus auch in der übrigen Kunst belegt ist. Sie wird üblicherweise als Symbol für die Stabilität seiner Herrschaft interpretiert.

Auf der Rückseite der Münze ist die sog. Ara Trium Galliarum (Altar der drei gallischen Provinzen) abgebildet, ein römischer Altar, der in der Stadt Lugdunum (Lyon) stand. Er wurde aller Wahrscheinlichkeit nach am 1. August des Jahres 12 v. Chr. geweiht (Liv. per. 139; Cass. Dio 54,32,1; Suet. Claud. 2) und zwar laut der Legende der Münze – ROM(ae) ET AVG(usto) – zu Ehren der Göttin Roma und des Kaisers Augustus.  Der Altar steht zwischen zwei Säulen, auf denen jeweils eine Victoria steht. Die Victorien halten je einen Kranz in der rechten und einen Palmzweig in der linken Hand. Auf dem Altar sind verschiedene kleine Objekte, wohl Opfergaben, zu erkennen. Die Frontplatte des Altars zeigt mittig die corona civica, die Bürgerkrone, flankiert von einem Lorbeerzweig auf jeder Seite. Ganz außen befinden sich links und rechts je eine Figur, vielleicht ein Eros oder Genius.

Die Bürgerkrone in Verbindung mit dem Lorbeer eignet sich zur Dekoration eines Altars zu Ehren des Augustus hervorragend. So beschreibt er selbst in den res gestae (R. Gest. div. Aug. 34), wie ihm auf Senatsbeschluss der Kranz über die Tür gehängt und die Türpfosten seines Hauses mit Lorbeer geschmückt worden seien. Die Ehrung mit der corona civica, die man üblicherweise für die Errettung römischer Bürger erhielt, hatte man Augustus nach eigener Beschreibung wegen seiner Verdienste um das Römische Volk zuteilwerden lassen – übrigens zeitgleich mit der Verleihung des Ehrennamens Augustus (28 bzw. 27 v. Chr.). 

Über das Heiligtum berichtet Strabon, dass der Kult für Kaiser Augustus und die Göttin Roma von den sechzig gallischen Stämmen eingerichtet worden sei, die auf dem Altar sowohl im Bild, als auch in einer Inschrift verewigt worden seien (Strab. Geogr. IV 3,2). Cassius Dio erklärt, dass Drusus, Statthalter der drei gallischen Provinzen, nach der Niederschlagung eines gallischen Aufstands den Altar als religiöses Zentrum der Tres Galliae geweiht habe (Cass. Dio 54,32,1). Neben den literarischen Zeugnissen scheint die Ara Trium Galliarum auch archäologische Spuren hinterlassen zu haben. So wurden in der Nähe des römischen Amphitheaters in Lyon als Abdeckung eines mittelalterlichen Kanals wohl Teile des Altars gefunden, die sich heute im Musée gallo-romain in Lyon befinden.

 


Juli 2014

[SAGE]_Münze_des_Monats_av_01
[SAGE]_Münze_des_Monats_rs_01

Denar für Marcus Aurelius Caesar

Av: M AVRELIVS CAE - SAR AVG PII F COS. Marcus Caesar drapiert nach rechts blickend.

Rs: PIETAS AVG. Fünf Priestergeräte.

Prägeort: Rom

RIC III 424 var.; BMC RE IV p. 42, 277 var.

140-144 n. Chr.

Slg ZAW. Inventarnr. N 23205.

Foto: ZAW.

 

Als am 10. Juli 138 n. Chr. Kaiser Hadrian starb, trat Antoninus, der wenig später noch den Beinamen Pius erhalten sollte, die Herrschaft über das Römische Reich an. Er hatte im Vorfeld auf Geheiß seines Adoptivvaters Hadrian unter anderem den jungen Marcus Annius Verus, den späteren Kaiser Marcus Aurelius, adoptiert. Für diesen wurden ab 140 n. Chr. eigene Münzen ausgegeben, die das Antlitz des jungen, designierten Thronfolgers beim Volk bekannt machen sollten.

Auf der Rückseite (Revers) des Denars sind fünf Priestergeräte dargestellt. Die Auswahl der Gegenstände ist keineswegs willkürlich. Jedes Gerät steht für ein Priesteramt, das Marcus Caesar zu diesem Zeitpunkt bekleidete. Zu erkennen sind (v.l.n.r.) ein culter (Opfermesser), ein aspergillum („Weihwasserwedel“), ein gutus (Kanne), ein lituus (Krummstab) und ein simpuvium (Schöpfkelle).

Durch culter und simpuvium wird auf seine cooptatio in das Pontifikalkollegium hingewiesen, durch lituus und gutus auf das Augurat. Der „Weihwasserwedel“ steht für Marcus Caesars Aufnahme unter die pontifices.

Der Revers ist zudem mit der Legende PIETAS AVG versehen. Unter pietas versteht man das pflichtgemäße Verhalten gegenüber Göttern und Menschen. Das abgekürzte AUG erschließt sich in diesem Fall nicht ad hoc. Es lässt dem Betrachter mehrere Auflösungen zur Auswahl: Zum einen PIETAS AVG[usti]: des Kaisers Pietas gegenüber dem Caesar oder auch den Göttern, zum anderen PIETAS AVG[usto]: die Pietas des Caesar gegenüber dem Kaiser. Jedoch muss es in jedem Fall einen Bezug zu Antoninus Pius geben, denn der junge Marcus Caesar trug zu Lebzeiten des Kaisers noch keinen Augustustitel.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 28.04.2018
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