Christoph Meiselbach M.A. - Thema der Dissertation

 

Urbane Asketen: Proklos und die neuplatonische Lebensform im spätantiken Athen


In dem von mir angestrebten Dissertationsprojekt liegt die Zielsetzung in der Erforschung der Lebensform spätantiker neuplatonischer Philosophen im Athen des 5. Jahrhunderts n. Chr. Die Vita Procli des Marinos dient mir dabei als zentrale Quelle, anhand derer ich versuche, diese philosophische Praxis zu erforschen. Die Eingrenzung in räumlicher und zeitlicher Hinsicht erfolgt aus der Auffassung heraus, dass, obwohl die Lebensform der neuplatonischen Philosophen zwar in verschiedenen Biographien des 3. bis 6. Jahrhunderts beschrieben wird, der Versuch einer Erarbeitung aus diesen Quellen im Rahmen einer Dissertation nur oberflächlichen Charakter hätte. Zwar finden sich darin gewisse literarische Konstanten, doch erst die Einbettung in ihren soziokulturellen Kontext lässt eine gründliche Analyse der neuplatonischen Lebensform zu, die über eine vergleichsweise grobe Darstellung hinausgeht. Auch lässt die spezielle Literaturform der Biographie nur eingeschränkte Ergebnisse zu, solange sie nicht durch parallele archäologische und literarische Quellen abgeglichen wird. Die Untersuchung zielt jedoch keinesfalls darauf ab, eine moderne Lebensbeschreibung des Proklos zu erstellen; stattdessen dient die antike Biographie als Folie, durch die die Lebensweise der Philosophen in ihrer speziellen zeitlichen und räumlichen Situation analysiert wird. In vielerlei Hinsicht steht darum auch Marinos als Autor der Vita Procli stärker im Mittelpunkt meiner Arbeit als Proklos selbst.

Natürlich werden auch andere Biographien als Vergleichsquellen herangezogen, doch da man meiner Ansicht nach nicht von „der“ neuplatonischen Lebensform sprechen kann, behalten sie unterstützenden Charakter. Bereits ein oberflächlicher Blick in diese Quellen genügt, um deutliche Unterschiede zwischen der Darstellung der einzelnen Philosophen auszumachen, wie z.B. Plotin im Vergleich zu Sosipatra oder Jamblichos - oder eben zu Proklos, weshalb jede dieser Quellen eigentlich einer gesonderten Bearbeitung bedarf. Meiner Ansicht nach konstituiert sich die jeweilige neuplatonische Praxis aus gewissen philosophischen Konstanten und den Lebensumständen einzelner Philosophen oder ihrer „Schulen“. Da die athenische Schule eine der längsten Lebensdauern aufweist, wurde sie als Zentrum meiner Arbeit gewählt.

 

 

Betreuer: Prof. Dr. Kai Trampedach

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 21.06.2011
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