Dolmetschwissenschaft am IÜD Heidelberg

Als traditionsreiche Ausbildungsstätte für Konferenzdolmetscher verfügt das Institut für Übersetzen und Dolmetschen über eine Vielzahl von Schwerpunkten in Forschung und Lehre.

In den Anfangsjahren nach der Gründung 1930 wurde in erster Linie praktisch gearbeitet, zunehmend entwickelte sich jedoch auf der Grundlage der Sprach- und Kulturwissenschaften eine solide Theoriebasis für die Dolmetscherausbildung.

In den letzten 60 Jahren entwickelte sich die internationale Dolmetschforschung mit mehr als 6.000 Monographien zu einer eigenständigen Disziplin. Standardwerke wie die Routledge Encyclopaedia of Interpreting von F. Pöchhacker und D. Gile's Getting Started in Interpreting Research zeigen die Vielfalt der aktuellen Forschungsansätze im Konferenzdolmetschen.

Spezialisierte Fachzeitschriften wie META und INTERPRETING, aber auch Forschungsnetzwerke wie IRN (cirinandgile.com) geben einen Überblick über die neuen Themen und Publikationen.

Am Institut für Übersetzen und Dolmetschen ist die Dolmetschforschung eng verzahnt mit der Übersetzungswissenschaft und den Sprach- und Kulturwissenschaften. Im Zuge der aktuellen wissenschaftstheoretischen Neuorientierung der Disziplin ergeben sich zunehmend interessante Schnittmengen mit der Korpuslinguistik, um Hypothesen und Modelle aus Jahrzehnten der dolmetschwissenschaftlichen Forschung mit statistisch belastbaren Verfahren empirisch zu prüfen.

Standardwerke der Dolmetschdidaktik aus Heidelberg wie Karl-Heinz Matysseks Handbuch der Notizentechnik oder Sylvia Kalinas Strategische Prozessen beim Dolmetschen sind heute integriert in eine wissenschaftlich modellbasierte Didaktik, die den Simultanprozess in einzelne Subkompetenzen zerlegt und dadurch die komplexen Kompetenzen beschreib- und vermittelbar macht.

Die ursprüngliche, Symbol-basierte Notizschrift für das Konsekutivdolmetschen ist heute die Grundlage für Systeme zur semiotischen Darstellung der Kognition beim Simultandolmetschen. Die Strategien von Simultandolmetschern werden ebenso grafisch in Flussdiagrammen visualisierbar wie die Informationsstruktur von Texten.

Im Prozess des Blended Learning, also dem Zusammenspiel von Übungsmodulen für die Subkompetenzen in elektronischen Lernumgebungen mit den Analysen im Präsenz-Unterricht wird heute im Rahmen von Forschungsarbeiten systematisch optimiert und vermittelt heute hochleistungsfähige Simultan- und Konsekutivstrategien für das Dolmetschen bei anspruchsvollen Fachkongressen.

Entwicklungen zu einer Conference Interpreter’s Workbench bilden den Arbeitsablauf professioneller Simultandolmetscher didaktisch nachvollziehbar nach. Bei den Fachkonferenzen des studieninternen Praxis-Praktikums bei der Fachkonferenz MoKo und der Veranstaltung Showcase Dolmetschwissenschaft Live werden diese unter Praxisbedingungen belastbar demonstriert.

In der Gesprächsrunde Dolmetschen werden Methoden der didaktischen Funktionalisierung modelliert und in Forschungsvorhaben (MA-Arbeiten, Projekte der Abteilungen) eingebettet.

Hauptseminare zur Geschichte, Modellen und Methoden der Dolmetschwissenschaft sowie zur kontrastiven Sprach- und Kulturwissenschaft und Fachlexikographie begleiten die Studierenden bei der Entwicklung ihrer Forscher-Persönlichkeit im Rahmen von MA-Arbeiten und weiterführenden PhD-Projekten vor.

Verantwortlich: Webmaster
Letzte Änderung: 25.07.2016
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