Literaturwissenschaftliche Ideengeschichte - Konzepte und Kategorien

Workshop, 2./3. Juni 2016

Organisation: Andrea Albrecht, Carlos Spoerhase, Dirk Werle

 

Wie und warum entstehen Ideen in der Literatur und in den Wissenschaften? Wie und warum werden sie tradiert, verbreitet, verändert? Das sind die Leitfragen einer historischen Disziplin, die Mitte des 20. Jahrhunderts als history of ideas begann und sich in der Zwischenzeit zu einer methodisch differenzierteren intellectual history weiterentwickelt hat. Im deutschsprachigen Raum hat die Ideengeschichte keinen fest etablierten institutionellen Ort, trotz der prominenten und visiblen Gründung der Zeitschrift für Ideengeschichte im Jahr 2007, in der die Geschichte von Ideen programmatisch mit der Medialität und Materialität von in Archiven überlieferten Dokumenten und Beständen verknüpft wird. Das ist eine sehr plausible konzeptionelle Entscheidung, begegnet sie doch einem notorischen Kritikpunkt an einer falsch verstandenen Ideengeschichte, nach der Ideen allzu luftige, rein geistige Konstrukte sind, deren Geschichte man nicht einfach so, abgelöst von ihrer Einbettung in soziale, institutionelle und andere Kontexte erzählen könne. Eine angemessene Konzeption von Ideengeschichte trägt dem Umstand Rechnung, dass Ideen in je spezifischen Darstellungsformen und in rekonstruierbaren epistemischen Situationen entstehen, verbreitet und transformiert werden. Insofern Ideen in historischer Perspektive vornehmlich in Gestalt von Texten greifbar werden, sind die Textwissenschaften, ist näherhin die Literaturwissenschaft das geeignete Umfeld für die Konzeption einer angemessenen Form ideengeschichtlicher Rekonstruktion.

Eine ganze Reihe von in diesem Sinne wegweisenden Konzepten ideenhistorischer Rekonstruktion hat in seinen Studien zur Geschichte der Hermeneutik, der Philosophie und der Wissenschaften Lutz Danneberg in die literatur- und wissenschaftsgeschichtliche deutschsprachige Diskussion gebracht. Es handelt sich um Konzepte wie ‚Wissensanspruch‘, ‚epistemische Situation‘, ‚kognitive Asymmetrie‘, ‚historische Epistemologie‘, ‚Auto-/Heterostereotyp‘, ‚Autorität‘, ‚Testimonium‘, ‚Darstellungsform‘, ‚kontrafaktische Imagination‘. Die Beiträge zu dem anlässlich von Lutz Dannebergs 65. Geburtstag ausgerichteten Workshop widmen sich der Vorstellung, Explikation und problemorientierten Diskussion je eines der genannten oder auch alternativer Konzepte ideengeschichtlicher Rekonstruktion mit Blick auf sein jeweiliges historisches Potential.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Dirk Werle
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Germanistisches Seminar
Hauptstraße 207-209
Tel.: +49 (0) 6221 54 3229
Email: Dirk.Werle@gs.uni-heidelberg.de

Ansprechspartnerin:
Anne Leinberger
Tel.: +49 (0)6221 54 3349
Email: Anne.Leinberger@gs.uni-heidelberg.de

 

 
Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 22.02.2016
zum Seitenanfang/up