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Chinesisch-Deutsches Studierenden-Forum

Prof. Dr. Xudong Zhao
Prof. Dr. Xudong Zhao

Mit dem Thema „Psychische Gesundheit in Deutschland und China“ beschäftigte sich ein Studierenden-Forum, das die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg – federführend die Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik – und die Medical School der Tongji University in Shanghai anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Heidelberg Alumni International (HAI) gemeinsam veranstaltet haben. Das Symposium in Heidelberg wurde initiiert von dem Research Alumnus Prof. Dr. Xudong Zhao von der Tongji University, der seit seiner Promotion in Heidelberg eng mit der Ruperto Carola verbunden ist und als internationaler Gastwissenschaftler regelmäßig nach Heidelberg zurückkehrt. Geplant ist eine weitere Zusammenarbeit der beiden Universitäten mit Schwerpunkt im Bereich der Psychosozialen Medizin, die die bereits bestehende deutsch-chinesische Kooperation in Forschung, Klinik und Lehre weiter vertiefen soll.

An dem Studierenden-Forum am 16. Juli 2016 nahmen 13 Studierende der Tongji University, sieben chinesische Studierende, die zurzeit in Deutschland studieren, sowie fünf Studierende der Ruperto Carola aus den Bereichen Medizin und Psychologie teil. Unter dem Titel „Sino-German Exchange about Mental Health in China and Germany“ beschäftigten sie sich mit einem breiten Feld an psychosomatischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Themen – unter anderem mit dem Heidelberger Modell der Psychosomatischen Medizin, der Bedeutung der deutschen Psychosomatik für die Weiterentwicklung des medizinischen Versorgungssystems in China, Beratungs- und Kurztherapiekonzepten für Studierende in Deutschland und China sowie Forschungsarbeiten zu funktionellen somatischen Syndromen, Depression und Schizophrenie. Auf dem Programm stand zudem ein Austausch über interkulturelle Perspektiven, etwa über die philosophischen Grundlagen der Psychotherapie in China im Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus.

Initiator Xudong Zhao ist Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Tongji University und Direktor der Abteilung für Psychosomatische Medizin am mit der Universität verbundenen Shanghai East Hospital. Nach seinem Medizinstudium in China und Tätigkeiten im Bereich der Neurologie und Psychiatrie ging er nach Heidelberg und wurde 1993 bei Helm Stierlin am Institut für Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie an der Medizinischen Fakultät Heidelberg promoviert. Nach seiner Rückkehr nach China war Xudong Zhao der erste Psychiater mit Doktor-Grad aus dem Ausland und gründete das erste Institut für Psychotherapie und Familientherapie in China. Später war er unter anderem Mitglied einer Kommission des chinesischen Gesundheitsministeriums für Seelische Gesundheit und Präsident der „Deutsch-Chinesischen Akademie für Psychotherapie“ (DCAP), die als erster internationaler Fachverband die Psychotherapie in China systematisch eingeführt hat.

Im Lauf der Zeit entwickelte sich ein deutsch-chinesisches Forschungsnetzwerk zu Psychosomatik und Psychotherapie. In diesem Netzwerk kooperieren neben Heidelberg und Shanghai weitere deutsche und chinesische sowie eine dänische universitäre Einrichtung für Psychosoziale Medizin, insbesondere in der weiteren Erforschung funktioneller somatischer Syndrome und in der Qualifizierung chinesischer Kollegen in Psychosozialer Medizin. Mit Förderung des Chinesisch-Deutschen Zentrums für Wissenschaftsförderung wurde eine große Querschnittsstudie zu funktionellen somatischen Syndromen in China gemeinsam durchgeführt und in mehreren Publikationen international publiziert. Als nächster Schritt ist eine Studie zur störungsspezifischen, erlebnisorientierten Kurzgruppentherapie für Patienten mit funktionellen somatischen Störungen in China in Vorbereitung.

„Durch die Beziehungen zu Deutschland hat sich die Psychiatrie in China geändert“, erklärt Xudong Zhao. „Ursprünglich ging es dabei nur um die medizinische Versorgung psychotischer Patienten, inzwischen hat die Psychiatrie in China auch Angebote und Abteilungen der Psychosomatischen Medizin aufgebaut.“ Wegen dieser Leistungen erhielten die führenden Mitglieder der DCAP auf deutscher und chinesischer Seite, Margarete Haaß-Wiesegart und Xudong Zhao, 2008 den Sigmund Freud International Psychotherapy Award. „Die deutsche psychosomatische Medizin hat einen sehr guten Ruf in China, und die psychotherapeutischen Ansätze aus Deutschland gelten als hervorragend – Heidelberg ist dabei für uns zu einem besonders wichtigen Ort geworden“, betont Prof. Zhao.

Mit Unterstützung der DCAP kamen auch mehrere Delegationen des chinesischen Gesundheitsministeriums nach Heidelberg, um sich über Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu informieren. „Die dabei gewonnenen Erkenntnisse haben direkt unser Mental Health Law beeinflusst, das seit drei Jahren gilt“, erklärt Xudong Zhao. „Dieses Gesetz ist eine sehr wichtige Errungenschaft für die chinesische Gesellschaft, auf die Xudong Zhao Einfluss nehmen konnte – er hat Erfahrungen, Ideen und Konzepte eingebracht, die wir in Heidelberg mit entwickelt haben“, erläutert Dr. Rainer Schäfert von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg.

Anlässlich des Studierenden-Forums besuchte auch eine hochkarätig besetzte Delegation der Tongji University die Ruperto Carola, der unter anderem der Senatspräsident, die Direktorin des International Office und Vertreter der School of Medicine angehörten. Vertreter der Medizinischen Fakultäten beider Universitäten entwickelten Perspektiven zur künftigen Vertiefung der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Die Kontakte werden vom Chinesischen Erziehungs- und Gesundheitsministerium unterstützt.

„Es ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend, wenn internationale Gastwissenschaftler auf diese Weise eng mit der Universität verbunden sind“, erklärt HAI-Leiterin Silke Rodenberg. „Indem sie den internationalen Austausch leben, Studierende einbeziehen und so die nächste Generation an die Universität Heidelberg heranführen, engagieren sie sich nicht nur als Wissenschaftler in eigener Sache, sondern gleichzeitig auch als Research Alumni und damit als Botschafter der Ruperto Carola.“
 

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Letzte Änderung: 29.08.2016
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