Bereichsbild
Projektleitung: Prof. Dr. Sebastian Harnisch

Portrait Harnisch5

 
Projektleitung: Dr. Wolf J. Schünemann

Porträt_Schünemann

 

Cyberspace(s) and Netizens – Die Regulation virtueller Räume und die Selbstregulation der Netzbürger zwischen transnationalem Freiheitsversprechen und informationeller Fremdbestimmung

Bis in jüngste Zeit konnte gelten, dass eine geringe wissenschaftliche Durchdringung des Internets als eines Gegenstands politisch-rechtlicher Regulierung mit einer ebenso geringen gesellschaftlichen Aufmerksamkeit einhergegangen ist. Beides hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Allerdings lässt die internetbezogene sozial-, rechts- und verhaltenswissenschaftliche Forschung immer noch eine substantielle Lücke erkennen. Haben sich auf der einen Seite verschiedene Gestaltungs- und Regulierungsaspekte des Internets unter dem Rubrum Netzpolitik zunächst als Politik- , dann auch als Forschungsfeld durchaus etabliert, finden sich auf der anderen, der Akteursseite mehr und mehr Untersuchungen zu den Nutzungs- und Verhaltensgewohnheiten im Netz. Zwischen diesen Schlaglichtern wissenschaftlicher Betrachtung bleiben die ko-konstitutiven Zusammenhänge von Struktur und Akteur, von Regulation und Selbstregulation jedoch im Dunkeln. Genau hier will das Projekt ansetzen.

Um den Wandel von Zielen, individuellen und kollektiven Praktiken sowie regulativen Strukturen in virtuellen Räumen besser zu verstehen, adressiert das Projekt drei grundlegende Fragen:

  1. Wie verändern sich die sozialen und politischen Rollen von Staaten/Regierungen gegenüber anderen Staaten und nichtstaatlichen Akteuren insbesondere ihren Bürgern?
  2. Wie wandeln sich das individuelle Selbstverständnis und die Rolle der Netzbürger gegenüber Staat und Unternehmen in virtuellen Räumen?
  3. Welche Konfliktlinien werden bei der Regulierung virtueller Räume in und zwischen Gesellschaften erkennbar?

Das Kernprojekt fragt konkret danach, welche Hemmnisse Staaten und andere netzpolitische Akteure der Regulierung des Internets und insbesondere der Transnationalisierung netzpolitischer Governance-Prozesse entgegensetzen. Es wird dabei untersucht, wie aktuell beobachtbare Schließungstendenzen, die sog. Balkanisierung oder Vergrenzung des Netzes, zu erklären sind. Dies geschieht durch eine methodische Kombination aus quantitativen und qualitativen Verfahren der Diskurs- und Dispositivforschung. Analysiert werden sowohl Metadaten als auch Inhalte politischer Online-Kommunikation.

In einer weiterführenden Untersuchung soll zudem gezeigt werden, wie die Netzbürger in der Interaktion mit Staat und Unternehmen zwar neue (transnationale) Gestaltungsmöglichkeiten erhalten, aber auch Kontroll- und Regelungsverluste erleiden, so dass veränderte politische Forderungen und soziale Handlungen in eine Balkanisierungs-, Transnationalisierungs- oder Demokratisierungsentwicklung münden.

Über die genannten Punkte hinaus bietet das Projekt vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten und Schnittstellen für weitere Forschungsvorhaben, die aus der interdisziplinären Zusammenarbeit erwachsen mögen. So wird eine Kombination aus politik- und rechtswissenschaftlichen Untersuchungen existierender und sich ausbildender Regulierungsstrukturen und -konflikte mit psychologischen und soziologischen Ansätzen zur Mikrofundierung des sozialen Handelns im Netz angestrebt. Um entsprechende Kooperationen anzustoßen, wird während des Projektzeitraums ein regelmäßiges Kolloquium für alle an dem Projekt Beteiligten sowie Interessierten stattfinden.

 

Dieses Projekt wird im Rahmen der Exzellenzinitiative (Field of Focus 4: Selbstregulation und Regulation: Individuen und Organisationen) gefördert.

Webmaster: E-Mail
Letzte Änderung: 21.01.2018
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