Bereichsbild

Arbeitsvorhaben Prof. Dr. Stefan Weinfurter

"Eindeutigkeit" als gestaltende Kraft im Mittelalter

 

"Eindeutigkeit" ist ein Begriff, der in der Geschichtswissenschaft (im Unterschied zu anderen Wissenschaften) noch nicht eingeführt ist. Dennoch bin ich der Meinung, dass er für die Erklärung historischer Prozesse überaus aufschlussreich sein kann. Mit Blick auf das Mittelalter wird deutlich, dass in bestimmten Epochen die Forderung nach "Eindeutigkeit" und ihre Durchsetzung der Motor für umwälzende Veränderungen in der gesamten gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung darstellte. "Eindeutigkeit" bildete ein wesentliches Element im Rahmen der dynamischen Veränderungen von "Ordnungskonfigurationen". Besondere Kraft erlangte es in der Zeit Karls des Großen, als Begrifflichkeit, Texte und Schrift mit enormem Aufwand und gezielter Steuerung "vereindeutlicht" wurden. Einem zweiten Knotenpunkt der "Vereindeutigung" begegnen wir in der Epoche der Kirchenreform und der ihr folgenden Jahrzehnte. Hier spielte die Eindeutigkeit der religiös-moralischen Werteordnung eine entscheidende Rolle für die Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnismethoden und verbindlicher Rechtsnormen. Wie kommt es zu diesen Phasen? Wie entsteht dabei Deutungshoheit? Welche Medien und Strategien werden für die Durchsetzung entwickelt und eingesetzt? Durch die Kooperation mit anderen Wissenschaftskulturen, vor allem den naturwissenschaftlich-mathematischen und sozialwissenschaftlichen Diskursen, erhoffe ich mir weiterführende Impulse.

Seitenbearbeiter: Geschäftsstelle
Letzte Änderung: 12.09.2011
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